Volles Programm am Möbelhaus: ESG Frankonia vs SV Hohenwettersbach 1:0 n.V. – 23.7.2023
Nach 42 Tagen ohne Sportplatzfußball musste am ersten Pflichtspielwochenende die volle Dosis her. Da bot es sich an, auf dem Rückweg vom Badenpokal-Match in Durlach auf der Durlacher Allee Halt zu machen. Auf einem der ältesten Grounds Karlsruhes begrüßte C-Klasse-Team ESG Frankonia den B-Klasse-Aufsteiger SV Hohenwettersbach zum Erstrundenmatch im Kreispokal und siegte nach 120 Minuten etwas überraschend mit dem knappsten aller Ergebnisse…
ESG Frankonia
Obwohl die Eisenbahner-Sport-Gemeinschaft Frankonia Karlsruhe, ein Fusionsverein aus dem 1895 gegründeten FC Frankonia und der 1927 als »Reichsbahn-Turn- und Sportverein Karlsruhe« gegründeten ESG, einer der altehrwürdigsten Fußballvereine Karlsruhes ist (von den heute noch existierenden Karlsruher Vereinen sind nur der Karlsruher FV von 1891 und der KSC dank seines 1894 gegründeten Vorgängervereins FC Phönix älter), fehlte dieser Sportplatz noch in der Sammlung der besuchten Karlsruher Grounds.
In der wilden Gründerzeit des Karlsruher Fußballs um 1900 herum kickte Frankonia mit den beiden »Großen« KFV und Phönix auf Augenhöhe und gehörte 1903/04 zu den Topteams in Süddeutschland. Damit war aber bald Schluss, mehr als gelegentliche Ausflüge in die damals höchsten Spielklassen »Bezirksliga Württemberg/Baden« und der »Gauliga Baden« war nicht mehr drin. Auf Druck der Stadt Karlsruhe musste Frankonia 1958 mit der Eisenbahner-Sport-Gemeinschaft zur »ESG Frankonia« fusionieren. Im 21. Jahrhundert kickt der Traditionsverein in der C-Klasse.
Nach dem 1. Weltkrieg bekam Frankonia das noch heute benutzte Gelände an der Durlacher Allee von der Stadt als Sportplatz zur Verfügung gestellt. Ursprünglich war das Gelände ein Teil des Messplatz und lag im Grünen zwischen Karlsruhe und Durlach. In den letzten 100 Jahren hat sich dort aber einiges getan. Straßenbahn und Autobahn sind in der Nähe und zwei große Möbelhäuser befinden sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Weshalb das Gelände der ESG Frankonia und die umliegenden Kleingartenanlagen allerlei Begehrlichkeiten weckten. So hatte z.B. 2009 der KSC bei einem seiner überaus fantasievollen Pläne für den investorenfinanzierten Neubau eines Stadions »an der Autobahn« das Gelände als Standort auserkoren (der heutige KSC-Präsident Holger Siegmund-Schultze war damals beim potenziellen Investor an den Plänen führend beteiligt, man trifft immer wieder auf die selben Namen…). Daraus (und aus weiteren schönen Plänen) wurde bekanntlich nix…
2017 beschloss dann der Karlsruher Gemeinderat den Kauf des Geländes um »den Stadteingang städtebaulich weiterzuentwickeln«. ESG Frankonia sollte deshalb 2024 auf ein neues Gelände an der Stuttgarter Straße in der Südstadt umziehen. Daraus wurde aber nix. Da erst noch Kampfmittel beseitigt und Eidechsen umgesiedelt werden müssen, wird der Umzug nun für »Ende 2028/Anfang 2029« anvisiert. Groundhopper haben also noch ein paar Jährchen Gelegenheit, den über 100 Jahre alten Ground in die Sammlung aufzunehmen…
SV Hohenwettersbach
Der 1945 von »15 Fußballern« gegründete Sportverein aus dem Karlsruher Höhenstadtteil Hohenwetterbach (nicht zu verwechseln mit dem Kreisliga-Team SC Wettersbach aus dem benachbarten Stadtteil Grünwettersbach) belegte in der letzten Spielzeit in der C-Klasse den zweiten Rang und stieg in die B-Klasse auf, weil die erstplatzierte SG Walzbachtal II auf den Aufstieg verzichtete. Damit kehren die »Spengler« (die Einwohner Hohenwettersbach besserten einst ihre kargen Einkünfte durch den Verkauf selbstproduzierter Kleinartikel wie Wäscheklammern an der Haustüre auf) nach 9 Jahren in die B-Klasse zurück.
ESG Frankonia vs SV Hohenwettersbach 1:0 n.V.
Genug der Vorrede, die erste Runde des Kreispokals stand mit einem Duell C-Klasse vs B-Klasse auf dem Programm. Der Andrang hielt sich in Grenzen, geschätzte 20-30 Leute versammelten sich bei schwülem Sommerwetter um das altehrwürdige Rasengeviert…
Als Schiri Thomas Rößler, der Vorsitzende des Karlsruher Fußballkreises höchstpersönlich, das Match angepfiffen hatte, bot sich den Zaungästen ein von der Papierform her unerwartetes Bild. Das dominierende Team war die klassentiefere heimische ESG Frankonia. Die »Spengler« aus dem Bergdorf kamen kaum »in die Partie« (wie man heute so sagt…) und sahen sich zumeist in der Defensive beschäftigt. Das Heimteam versäumte es aber, aus der Feldüberlegenheit ein Tor zu erzielen. Und wäre deshalb kurz vor der Pause mit der ersten richtigen Chance des SVH fast in Rückstand geraten. Der gute Keeper Heizmann war aber auf dem Posten.
In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel ausgeglichener. Vor den Toren war aber nicht viel los, so dass man sich beim Zuschauen dachte: »Am besten zum Elfmeterschießen vorspulen!«
Um die 60. Minute herum gab es eine kurze aufregende Phase, als beide Teams je eine Riesenchance zur Führung hatten. Keeper Heizmann und sein Hohenwettersbacher Kollege Mangler waren aber beide aufmerksam.
Mit fortschreitender Spielzeit wurden die Gelegenheiten immer seltener. Die Verlängerung wurde erforderlich, in der sich das Match Richtung Elfmeterschießen schleppte. Dachten zumindest alle. Aber in der 119. Minute stand Frankonia-Kapitän Tim Justin Watz plötzlich vor dem Kasten und verwandelte eiskalt. Das Tor des Tages, Elfmeterschießen war abgesagt und ESG Frankonia stand in der 2. Runde. So schnell geht es manchmal im Fußball…
Am kommenden Wochenende findet schon die zweite Runde statt, ESG Frankonia begrüßt dann mit dem A-Klasse-Team VSV Büchig einen harten Brocken auf dem Sportplatz an den Möbelhäusern…
Ansonsten blieben die ganz großen Sensationen in der 1. Runde des Kreispokals aus. Die neugegründete Spielgemeinschaft FC West/DJK Mühlburg verabschiedete sich im ersten Pflichtspiel ihrer Geschichte mit einem 1:3 bei der SpG Burbach/Pfaffenrot gleich mal aus dem Kreispokal. Und Kreisligist KIT SC fuhr mit einem 16:2 beim C-Klasse-Vertreter SpG Dettenheim III den »Kantersieg der Runde« ein…