Comeback am Hardtwald: SV Sandhausen vs SC Paderborn 2:2 – 23.4.2022

Stadion

SV Sandhausen vs SC Paderborn 2:2

So viele Trainer in der Saison wie Heimsiege und der letzte Tabellenplatz – es stand schon mal besser um den Zweitliga-Dorfverein aus Sandhausen. Immerhin gab es in der Vorwoche einen Auswärtssieg, so dass das sonntägliche Duell zwischen dem SVS und dem SC Paderborn besuchenswert erschien. »Gedacht Gemacht«, wie es in der TV-Werbung eines Massenwebhosters heißt. Und das sollte sich lohnen, in einem spannenden Match mit vier Toren trennten sich Sandhausen und Paderborn 2:2…

Sandhausen gehört einfach in die Zweite Liga!

Wenn der Sommer naht und die Abstiegsplätze vergeben werden und sich die heruntergewirtschafteten »Traditionsvereine« auf den Abstiegsplätzen der 1. und 2. Liga tummeln, dann liest und hört man es stets in den (Social-) Medien aller Art, unter sträflicher Missachtung der Tatsache, dass alleine sportliche Leistung Spielklassenzugehörigkeit legitimiert: »Toller Traditionsverein mit seinen tollen Fans gehört einfach in die (Zweite) Bundesliga!«

Gehört er nicht, denn von diesen vor mehr oder weniger vielen Jahrzehnten mal »großen« Vereine gibt es eine ganze Menge und sie kommen und gehen hoch und runter und am langen Ende vermisst sie nach einiger Zeit niemand mehr. Aber ich sage Euch, eine Ausnahme gibt es: Wenn jemand »einfach in die Zweite Bundesliga gehört«, dann ist das der SV Sandhausen!

Fußballgucken in Sandhausen: Schön nah dran am Geschehen! Denn Zweitliga-Fußballgucken in Sandhausen macht Spaß. Dort bekommt man noch für wenig Geld einen Stehplatz auf der Haupttribünenseite (und nicht in irgendeiner Ecke hinter einem bescheuerten Netz) und ist hautnah am Geschehen dran. Und das ganz entspannt, das charmant zusammengestückelte kleine Stadion (was für ein Unikat im Zeitalter der »Einheitsstadien klein, mittel, groß«!) ist selten überfüllt. Und man wird auf den Stehrängen nicht von fahnenschwenkenden Sängerknaben genervt. Die »tolle Fankultur« beschränkt sich auf ein kleines Häuflein (ca. 30, nicht 3.000) in der Ecke und nervt im Gegensatz zu anderen Standorten nicht beim Fußballgucken. Großartig!

Und vor allem: Wer soll denn mit seinem Vereinsnamen den »Schrecken der Zweiten Liga« symbolisieren, wenn nicht der SVS? Wenn sich alljährlich Bundesliga-Traditionsvereine in die Abstiegsregionen herunterwirtschaften gehören das erzürnte »Na toll, nächste Saison dann gegen Sandhausen!1!11!!!« oder das leicht resignative »Unser Busfahrer sollte schon mal gucken wo Sandhausen liegt!« der Fans einfach dazu. Dafür gibt es doch gar keinen Ersatz, denn Heidenheim mischt ja nächste Saison die Bundesliga auf…

Also, klare Sache: Sandhausen ist unentbehrlich und darf nicht absteigen!

Was sich allerdings schwierig gestaltet, wenn man bereits den dritten Übungsleiter auf der Trainerbank, von 28 Spielen nur 6 gewonnen und bereits 5 Punkte Rückstand auf den rettenden 15. Platz hat. Der SVS braucht im Zweitliga-Endspurt dringend Punkte! Denn die Tabelle kennt keine blumigen Argumente für Unentbehrlichkeit…

SV Sandhausen vs SC Paderborn 2:2

Der nächste Anlauf in Sachen Punkte sollte gegen den SC Paderborn gemacht werden. Eine schwere Aufgabe, denn mit der Mannschaft aus dem westlichen Ostwestfalen kam ein Team aus dem oberen Drittel der Tabelle an den Hardtwald. Andererseits liegen dem SVS Heimspiele gegen Paderborn. In 7 Zweitligaduellen am Hardtwald konnte der SCP nur einmal gewinnen (ein 1:3 im Februar 2013) und die letzten drei Duelle endeten allesamt 1:1 (beim ersten Match dieser 1:1-Serie waren wir vor gut drei Jahren dabei).

Außerdem hatte die zweite Cheftrainer-Amtszeit des Bundesliga- und Vereins-Urgestein Gerhard Kleppinger in der Vorwoche mit einem überraschenden 2:1-Auswärtssieg in Magdeburg recht vielversprechend begonnen…

Für das potenzielle Publikum war das alles aber wohl nicht vielversprechend genug, denn nur 3.806 Fans wollten das Match sehen. Kleppingers Vorgänger »Alu« Schwartz und 6-Spiele-Kurzzeit-Trainer Tommy Oral haben das Stadion schön leergespielt…

Bei mildem Frühlingswetter legte Paderborn nach ein paar Minuten Auftakt-Geplänkel dominant los und hatte zeitweise 80% Ballbesitz. Was wohl so beabsichtigt war, wie schon im Auswärtsspiel in Magdeburg machte der SVS hinten dicht und erwartete den Gegner an der Mittellinie. Das, was »Kleppo« Kleppinger »Sandhäuser Grundtugenden« nennt. Da war trotz Dauerballbesitz kaum ein Durchkommen für Paderborn. Weshalb sie einen Standard für das 0:1 benötigten. Ex-KSC-Spieler Florent Muslija hämmerte in der 19. Minute einen Freistoß aus 20 Metern sehenswert direkt ins Toreck. Auch wenn der nicht so ganz unhaltbar aussah…

Acht Minuten später legte Muslija (bester Mann auf dem Rasen) für Maximilian Rohr auf, der SVS-Keeper Drewes per Heber zum 0:2 überwandt. Nach 30 Minuten sah es für den SVS gar nicht mal so gut aus: 0:2 nach Toren, 22% Ballbesitz, 0 eigene Torschüsse und ein xG von 0,00 zu 0,16…

Aber bevor man darüber lamentieren konnte, traf der SVS in der 31. Minute aus dem berühmten »Nichts« zum 1:2. Abu El-Zein, bester Sandhäuser an diesem sonnigen Sonntagmittag, spielte steil auf den Torschützen Kemal Ademi. Alles wieder offen!

Mit dem 1:2 ging es auch in die Pause. Trotz 80% Ballbesitz sah der xG-Wert mit 0,27 zu 0,22 die hochkarätigeren Chancen beim SVS. So ist das, Ballbesitz gewinnt keine Spiele!

»Kleppo« war das aber wohl trotzdem zu viel Paderborner Dominanz, denn er wechselte zu Beginn von HZ 2 gleich dreimal aus. Was sich lohnen sollte, denn schon in der 48. Minute gelang mit Franck Evina einem der eingewechselten Akteure der 2:2-Ausgleich. Zweiter Torschuss, zweites Tor, so macht man das!

Auch wenn es für den »Rest« der zweiten Hälfte keine Tore mehr gab, war das Spiel bis zum Ende spannend. Die Sandhäuser kamen, wie Trainer gerne sagen, »besser in die Zweikämpfe« und wurden zunehmend zu den »Chefs« auf dem Rasen. Bei den Paderbornern lief nicht mehr zu viel zusammen und mit ein bisschen mehr Abschlussglück (und -qualität) hätte der SVS alle drei Punkte am Hardtwald behalten können. Aber auch so waren alle mit dem 2:2 nach 0:2 zufrieden (lt. Stammgästen war die Stimmung schon lange nicht mehr so gut…) und Gerhard Kleppinger meinte: »Insgesamt gibt uns das Comeback Mut für die nächsten Spiele.«

Nächsten Sonntag gibt es schon das nächste Heimspiel. Im ultimativen »Spitzenspiel von unten« ist der drei Punkte voraus liegende Tabellensechzehnte Jahn Regensburg beim Tabellenachtzehnten Sandhausen zu Gast. Das wäre ein guter Zeitpunkt, um erstmals seit dem 11. Spieltag (1:0 gegen Magdeburg) mal wieder ein Heimspiel zu gewinnen…

Fazit: Ein recht unterhaltsames und bis zum Ende spannendes Zweitliga-Match, und vier Tore gab es auch. Was will man mehr?

 

(Bewertung: Grauenvoll | Schlecht | Geht so | Gut | Exzellent)

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Zweite Liga 22/23