Kantersieg im Stadionexil: Villarreal CF vs Elche CF 4:0 – 4.9.2022
Es gibt ja nicht nur ein Stadion in Valencia, und eine günstige Fügung von Villarreals Umbauplänen und La Ligas Spielplan hatte das Match von Villarreal gegen Elche auf den Sonntagnachmittag angesetzt, so dass ein Doubleheader mit dem später stattfindenden Match Valencia vs Getafe möglich war. Die gut in die Saison gestarteten »gelben U-Boote« ließen den Gästen keine Chance und siegten locker mit 4:0…
Ein gelbes U-Boot im fremden Hafen
Das gelbe Team aus dem 50.000-Einwohner-Städtchen Villarreal, etwa 60 km nördlich von Valencia gelegen, mischt nicht nur regelmäßig Fußball-Europa auf (man frage mal beim FC Bayern nach…), sondern ist auch hier im Blog ein regelmäßiges Thema. Damals in Barcelona und bei einem Trip nach Zürich war das »Gelbe U-Boot« auf dem Rasen zu sehen.
Der Mann hinter dem Erfolgsklub ist Fernando Roig Alfonso, Boss der örtlichen Keramikindustrie, weshalb Villarreals Stadion El Madrigal mittlerweile »Estadio de la Cerámica« heißt. Selbiges wird aktuell ohne Spielbetrieb umgebaut und Villarreal spielt seine Heimspiele bis zur WM in Valencia aus…
The Estadio de la Cerámica is evolving quickly 🏟💛. pic.twitter.com/NgZbjUs4r8
— Villarreal CF English (@VillarrealCFen) September 8, 2022
Damit kommt dann Valencia und sein »Städtisches Stadion« ins Spiel…
Estadi Ciutat de València
Das zweite Fußballstadion in Valencia, das Estadi Ciutat de València, liegt etwa 3,3 km (und zwei U-Bahn-Stationen) vom »großen« Mestalla entfernt. Hier spielt seit 1969 »der andere« Verein Valencias, Levante UD. Levante ist 10 Jahre vor dem Valencia CF gegründet worden, stand und steht aber stets im Schatten des großen berühmten Stadtrivalen. Und ist irgendwie unbeliebt, wenn man den Fanshop in der Innenstadt nur von außen anschaut kommen Einheimische angerannt und verkünden lautstark, dass man da nicht reingehen dürfe…
Längere Aufenthalte in der ersten Liga wechseln sich bei Levante immer wieder mit »Fahrstuhlphasen« zwischen 1. und 2. Liga ab. In der letzten Saison musste Levante nach einer gewaltigen Sieglosserie mal wieder den Weg in die Zweitklassigkeit antreten. Immerhin spielte der große Johan Cruyff 1981 mal mit 34 Jahren für Levante.
Die Fans Levantes werden »Granotas« (Frösche) genannt, weil das Vorgänger-Stadion am alten Flußbett des Turia lag und die Gegend regelmäßig überflutet wurde und sich dort dann zahlreiche Frösche tummelten.
In der Coronapause wurden geplante Umbauarbeiten am Ciutat de València vorgezogen. Es wurden Stahlsäulen aufgestellt, die das neue moderne Dach halten. Diese wurden einfach blau angemalt und stehen nun so da, was dem Stadion einen etwas profanen »Fabrik-Look« verleiht. Die Fassade soll in einer weiteren Ausbaustufe für 30 Mio. hübscher gestaltet werden, der Abstieg in die Segunda dürfte diese Pläne aber erst einmal nach hinten verschoben haben…
Wenn man beim Spiel im Stadion sitzt, ist das Stadionerlebnis (im Gegensatz zum Lokalrivalen im Mestalla) relativ unspektakulär. Das Ciutat de València ähnelt einem der auch in Deutschland üblichen »modernen Einheitsstadien mittlerer Größe«. Immerhin hat man exzellente Sicht auf das Geschehen und der Eintrittspreis ist mit 15 Euro für einen Kurvensitzplatz recht preiswert.
Villarreal CF vs Elche CF 4:0
Am späten Sonntagnachmittag trat Villarreal am vierten Spieltag gegen Elche an. Da das Stadion mit knapp 26.000 Plätze zwar nicht übermäßig, aber doch groß genug sein sollte (das heimische Cerámica hat 22.000), war es erstaunlich, wie schwierig man an Karten kam. Im Internet wurden nur Karten für einen Block angeboten, der dann voller Elche-Fans war. Letztendlich waren nur knapp 14.000 im Stadion…
Darunter einige aus dem knapp 160 km südlich von Valencia bei Alicante gelegenen Elche. Der kleine Elche CF, der 2020 nach 5 Jahren Fahrstuhl bis hinunter in die 3. Liga wieder in die Primera aufgestiegen war, gilt auch in seiner dritten Erstliga-Saison hintereinander wieder als einer der Top-Abstiegskandidaten. Dabei haben die »Franjiverdes« (die grün Gestreiften) 21/22 mit Rang 13 die Liga relativ souverän gehalten!
Durch den Sitzplatz inmitten der Elche-Fans konnte man miterleben, dass die mitgereisten Fans durchaus optimistisch waren und zu Beginn des Matches deutlich lauter waren als die gelben »Heimfans«…
Was sich im Laufe der Partie aber schnell legen sollte. Denn der Favorit aus Villarreal machte schnell klar, dass das gelbe U-Boot alles unter Kontrolle hat. Die ersten drei Spiele hatten die Männer von Unai Emery ohne Gegentor mit 10 Punkten ungeschlagen überstanden, und dabei am 2. Spieltag sehr souverän mit 2:0 bei Atlético gesiegt. Der taktisch ausgeklügelte dauerverschiebende Emery-Fußball ist nicht immer schön anzuschauen, aber funktioniert ausgezeichnet. Das Team bewahrt die Ruhe und wartet auf seine Chancen, die dann aufgrund der individuellen Qualität der Spieler wie Gerard Moreno auch kommen und genutzt werden…
So auch im Match gegen Elche. In der ersten halben Stunde wartete Villarreal erst einmal ein wenig ab und ermöglichte Elche ein paar Angriffe. Denen es aber an Abschlussqualität mangelte. Im Gegensatz zum »Submarino Amarillo«, das in der 27. Minute mit einer der ersten guten Chancen in Führung ging. Elche-Keeper Badia konnte einen Schuss von Gerard Moreno nur nach vorne abprallen lassen und Gerard traf im zweiten Versuch. Zehn Minuten später erhöhte Lo Celso mit einem Golazo aus spitzem Winkel auf 2:0, womit das Spiel zur Halbzeit fast schon entschieden war. Zu überlegen und souverän trat Villarreal auf.
Was dann auch den Elche-Fans dämmerte, die nach dem 2:0 recht ruhig geworden waren. Statt dessen pfiffen sie in der Halbzeit den am Deadline-Day von Elche zu Villarreal gewechselten Johan Mojica aus und bedachten ihn mit Schmähgesängen, wann immer der bei seinen Aufwärmübungen auf der Videoleinwand zu sehen war…
Die zweite Hälfte plätscherte dann unter Villarreals Spielkontrolle so dahin. Erst in der 89. Minute erhöhte Coquelin auf 3:0 und in der Nachspielzeit konnte José Luis »El Comandante« Morales, in der letzten Saison noch in eben jenem Stadion mit Levante abgestiegen, in seinem ehemaligen »Wohnzimmer« den 4:0-Endstand besorgen…