Klassenerhalt in der Relegation: ASC Neuenheim vs SV Langensteinbach 0:1 – 16.6.2022

Stadion

Feiertag, Sonnenschein und Neun-Euro-Ticket: Optimale Bedingungen für einen kleinen Fronleichnams-Ausflug. Dieser führte zum entscheidenden Relegationsspiel um den letzten Platz in der Verbandsliga zwischen dem Heidelberger Anatomie-Sport-Club Neuenheim und dem SV Langensteinbach. Letztere siegten durch ein frühes Tor mit 1:0 und hielten damit am Ende einer sehr wechselhaften Saison doch noch die Klasse…

Nachschlag im Abstiegskampf der Verbandsliga

Aus Karlsruher Sicht war der Abstiegskampf in der Verbandsliga ein großes Thema. Die SpVgg Durlach-Aue stieg mit 6 Pkt und 134 Gegentoren als desolater Tabellenletzter ab, die Fortuna aus Kirchfeld, die vor einigen Wochen im Duell gegen den Aufstiegsspielteilnehmer Langensteinbach noch mal auf den Klassenerhalt hoffen durfte, begleitet sie als Vorletzter. Der dritte Abstiegsaspirant, der SV Langensteinbach aus der Fusionsgemeinde Karlsbad (die ansonsten mit Meister ATSV Mutschelbach und dem Tabellenzweiten SV Spielberg stark in der Verbandsliga unterwegs war), konnte sich nach einer Miniserie von drei Rückrunden-Siegen hintereinander (gegen Kirchfeld, Durlach-Aue und Friedrichstal) trotz Niederlagen in allen Rückrundenspielen vorher und nachher noch auf Tabellenplatz 13 retten, der zur Relegation gegen die Zweitplatzierten aus den drei »untergeordneten« Landesligen berechtigt. Dort gelang im Halbfinale gegen den FV Lauda aus der Landesliga Odenwald ein 3:1-Sieg, der den Einmarsch ins Finale der Relegation einbrachte.

Gegner war der Zweitplatzierte aus der Landesliga Rhein-Neckar, der ASC Neuenheim. Das ist ein Stadtteilverein aus Heidelberg mit einer interessanten Gründungsgeschichte. Der »Anatomie-Sport-Club« wurde 1978 im Anatomischen Institut der Uniklinik Heidelberg gegründet. 2020 wurde der ASC anlässlich einer Sendung zum wg. Corona ausgefallenen »Finaltag der Amateure« (der ASC stand im Halbfinale des Badenpokals) in der ARD-Sportschau vorgestellt und veranlasste Moderator Alexander Bommes zu dem launigen Kommentar: »Anatomie-Sport-Club: Stark! Die wissen, wo sie hintreten müssen.«

Seit 2016 kicken die »Anatomen« in der Landesliga und spielen nun zum ersten Mal um den Aufstieg in die Verbandsliga. Zum Auftakt der Relegation setzte sich der ASC in einem »Nailbiter« mit 7:6 im Elfmeterschießen gegen den Vertreter der Landesliga Mittelbaden, dem FC Ersingen, durch.

ASC Neuenheim vs SV Langensteinbach 0:1

Ausgetragen wurde das entscheidende Match auf neutralem Platz beim FC Olympia Kirrlach in Waghäusel. »Für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt« (wie es in der Lokalpresse immer so schön heißt) und der Sportplatz am Rande des Kirrlacher Gewerbegebiets »Löcherjagen« war mit offiziell verkündeten 652 Fans (es sollten nach Augenschein ein paar mehr gewesen sein) bestens gefüllt. Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad war es für Fußball allerdings ein bisschen warm…

Aus Heidelberg war eine große Ladung Schlachtenbummler angereist (darunter die beiden Gründungsmitglieder Prof. Dirk Heinrich und Dr. Walter Herzog), die den ASC mit Fahnen, Druckluftsignalhörnern, Gesängen und allerlei Geschrei (z.B. Klassiker wie »Ohne Neuenheim wär‘ hier gar nix los«) unterstützten. Auch aus Langensteinbach war viel Unterstützung vor Ort, darunter eine Gruppe mit Trommeln und elektrischen Krachinstrumenten vor dem Bierstand. Für Atmosphäre war also gesorgt…

Dumm nur, dass das Spiel nach 8 Minuten eigentlich vorbei war. Ein Eckball von Riedel wurde von Verteidiger Robin Müller ins Netz geköpft – 1:0 für den SVL!

Das war ein Schock für die »Anatomen«, Langensteinbach blieb das dominierende Team und hatte noch einige gute Chancen auf das 2:0. Nach etwa 25 Minuten und der Trinkpause hatte sich Neuenheim wieder gefangen und die beste Phase des Spiels. Die in der Verbandsliga so wackelige Abwehr des SVL (94 Gegentore in 30 Spielen) blieb aber stabil, hatte bei dem einen oder anderen Schussversuch auch das notwendige Glück und rettete die Führung in die Pause.

Nachdem der gute Schiri Heiker die 2. Hälfte angepfiffen hatte, zog sich Langensteinbach zurück und überließ den Heidelberger »Anatomen« den Ballbesitz. Das machte das Match zu einer etwas zähen Angelegenheit. Wie man immer so sagt, wenn das Spiel zwar vom Ergebnis her knapp ist, sich das Fußballvergnügen aber in Grenzen hält: »Das Match lebte von der Spannung!«

Der Heidelberger Landesligist hatte eine »Scheinüberlegenheit« auf dem Spielfeld, denn durch die Abwehr der »Oierkuche« war mit den offensiven Mitteln des ASC kein Durchkommen. Je länger das Spiel dauerte, desto weniger hatte man das Gefühl, dass die Heidelberger noch treffen würden. In der letzten Viertelstunde versuchten die »Anatomen« deshalb, die Langensteinbacher Abwehr mit hohen Bällen und Standards zu sezieren. Was der SVL-Defensive aber keine Probleme bereitete.

Am Ende brachte der SV Langensteinbach das 1:0 souverän über die Zeit und schaffte es damit, die Klasse zu halten. Natürlich war der Jubel groß, damit hatte wohl vor ein paar Wochen niemand mehr gerechnet…

Drei Siege in 15 Rückrundenspielen und deren zwei in der Relegation reichten dazu aus. Und ein Sieg des Relegations-Gastgebervereins FC Kirrlach gegen den Konkurrenten Neckarelz am letzten Spieltag. Alleine 20 Gegentore kassierte der SVL in den letzten drei Spielen der Verbandsliga. Wochenlang musste SVL-Coach Sebastian Weber mit einem ziemlich dünnen Kader auskommen. Umso erstaunlicher war bei diesen Vorzeichen der letztendlich souveräne Marsch durch die Relegation. Glückwunsch nach Langensteinbach, schön dass ein weiteres Team aus dem Kreis Karlsruhe in der Verbandsliga bleibt…

Fazit: Sonnenschein und großartige Fußballatmosphäre. Da konnte das Geschehen auf dem Rasen nicht so ganz mithalten, die zweite Hälfte zog sich zäh über die Zeit und lebte allein von der Spannung…

 

(Bewertung: Grauenvoll | Schlecht | Geht so | Gut | Exzellent)

Impressionen


Verbandsliga Nordbaden 21/22