Spitzenspiel von unten: FC Germania Friedrichstal vs SpVgg Durlach-Aue 2:2 – 25.10.2020
Als Holger Stanislawski Trainer des FC St. Pauli in der Bundesliga war, erfand er die Bezeichnung »Spitzenspiel von unten« für ein Duell zweier Teams vom Tabellenende. In der Verbandsliga Baden gab es kein größeres »Spitzenspiel von unten« als das Duell des punktlosen Tabellenletzten FC Germania Friedrichstal gegen die mit einem Punkt nicht viel besser dastehende SpVgg Durlach-Aue. Dieser Knaller lockte natürlich hinaus ins Stutenseestadion vor den Toren Karlsruhes…
Verbandsliga 20/21
Für die Teams aus dem Fußballkreis Karlsruhe sieht die Lage in der Verbandsliga Karlsruhe durchaus unterschiedlich aus. Die beiden Teams aus der Gemeinde Karlsbad, SV Spielberg und ATSV Mutschelbach, liefern sich einen Kampf an der Tabellenspitze, in dem der SV Spielberg nach einem souveränen 3:0-Auswärtssieg im Derby beim ATSV Mutschelbach mit der Idealausbeute von 24 Punkten aus 8 Spielen souverän mit sechs Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze thront.
Die anderen Teams aus dem Karlsruher Kreis tummeln sich in den unteren Tabellenregionen. Aufsteiger Langensteinbach und die Fortuna aus Kirchfeld haben zumindest noch Anschluss ans untere Mittelfeld. Ganz finster sieht es aber für die SpVgg Durlach-Aue, die mit einem mickrigen Pünktchen aus 7 Spielen Vorletzter war, und den FC Germania Friedrichstal, der ohne einen einzigen Zähler am Tabellenende klebt, aus.
In Friedrichstal wurde Trainer Dubravko Kolinger nach fünf sieglosen Matches durch den ehemaligen Bruchsaler Coach Hicham Ouaki ersetzt. »Ich habe eine Vision« sagte Ouaki in der Lokalpresse. Ob ein kleiner Kader, von dem auch noch einige Spieler verletzt sind, in dieser Vision auch vorkommt, ist nicht überliefert. Bis zur Winterpause muss Ouaki nun aber mit der aktuellen Zusammensetzung des Teams leben…
FC Germania Friedrichstal vs SpVgg Durlach-Aue 2:2
Im Vorfeld des »Spitzenspiel von unten« schrieb der Pfoschdeschuss: »Aber egal wer dieses Spiel gewinnen wird – es sieht wohl so aus, als sollten sich beide Teams im kommenden Jahr wiedersehen – in der Landesliga.« Wer sich damit jetzt noch nicht abfinden wollte, musste das Match gewinnen…
200 Zusehende fanden sich an einem sonnigen Herbstsonntag-Vormittag (Anpfiff 11:00 Uhr) im Stutensee-Stadion ein. Sofern sie es mit dem heimischen FC Germania hielten, hatten sie schnell Grund zum jubeln. Denn bereits nach 11 Minuten ging der Tabellenletzte in Führung. Nach einem Freistoß köpfte Simon Punge zum 1:0 ins Netz. Erst das fünfte Saisontor der »Germanen« im achten Spiel…
Die Friedrichstaler dominierten mit der Führung im Rücken das Spiel und arbeiteten sich stets fleißig in Richtung des Aumer Tores nach vorne. Man sah aber, warum sie bisher so wenig Tore geschossen haben: Der berühmte »letzte Ball« war immer ein wenig zu unpräzise oder zu durchsichtig, so dass sich die Gäste trotz Feldunterlegenheit mit dem knappen 0:1 in die Pause retten konnten.
In die zweite Hälfte startete die SpVgg deutlich forscher, was dann auch schon bald zu Zählbarem führte. In der 54. Minute wurde der Ball von links in den Strafraum gespielt und von der Germanen-Abwehr zu kurz abgewehrt. Und zwar genau da hin, wo sich Kevin Laschuk unbeobachtet von der Abwehr in den Strafraum geschlichen hatte und völlig frei den Ausgleich erzielen konnte…
Wütende Angriffe der Friedrichstaler waren die Antwort, aber, s.o, es fehlte die Präzision. Kombinationen kamen nicht an und Angriffe über den Flügel verpufften an der Aumer Abwehr. Bis Metin Telle von dieser unbefriedigenden Spielerei genug hatte. Er schnappte sich die Kugel einfach mal an der Strafraumgrenze, umspielte diverse SpVgg-Verteidiger wie Slalomstangen und pfefferte den Ball mit einem wütenden Abschluss zur 2:1-Führung ins Netz (66.). Das schönste Tor des Tages!
Doch was bringen schöne Tore, wenn man dann wieder einfache Gegentore kassiert? Nur sieben Minuten später gab es einen Freistoß für die SpVgg von der rechten Strafraumseite. Die Kunstlederkugel segelte hoch auf die linke Seite, von wo gleich zwei Aumer frei angelaufen kamen und Robin Gireth zum 2:2 ausgleichen konnte…
Die letzte Viertelstunde war dann ein verbissener Fight. Auch eine zehnminütige nummerische Überlegenheit (Aues Avdibasiv hatte sich innerhalb von drei Minuten zweimal Gelb geholt…) konnten die »Germanen« nicht zur erneuten Führung ausnutzen.
So kam es am Ende zu einer 2:2-Punkteteilung, die keinem der beiden »Kellerkinder« weiterhilft. Entsprechend enttäuscht saßen nach dem Abpfiff die Akteure beider Teams auf dem Rasen…