Tannadice in Stutensee: FC Spöck vs TV Spöck 2:3 – 16.8.2020

Stadion

Die dritte Runde des Kreispokals Karlsruhe brachte ein Derby, denn erstmals seit April 2018 gab es in einem Pflichtspiel das Duell der unmittelbar nebeneinander beheimateten Stutenseeer Lokalrivalen FC Spöck gegen TV Spöck. Die »alte Macht« FC konnte den Klassenunterschied zum Lokalrivalen TV nicht überwinden und unterlag dem Nachbarn von der anderen Straßenseite mit 2:3…

Fußball in Spöck

Viele kennen das berühmte Derby in Dundee, dass sich dadurch auszeichnet, dass die Stadien der beiden Kontrahenten wenige Meter voneinander entfernt auf der Tannadice Street beheimatet sind. Nun, dafür braucht man nicht nach Schottland fliegen (ist ja gerade eh schlecht), denn so etwas gibt es auch im Fußballkreis Karlsruhe. Das 4.500-Einwohner-Örtchen Spöck, seit 1974 ein Ortsteil der Gemeinde Stutensee, hat das auch zu bieten. Die Sportplätze der beiden Lokalrivalen FC und TV Spöck liegen an der Speechastraße am westlichen Ortsausgang unmittelbar nebeneinander.

FC Spöck

Spöck wurde im Jahre 865 erstmals urkundlich als »Speccaa« erwähnt. Nicht gar so lange spielt man in Spöck Fußball. Dem Spiel mit dem runden Leder frönte man erstmals beim 1929 gegründeten FC Spöck. Dieser war auch stets das erfolgreichere Team der beiden Spöcker Rivalen und spielte im letzten Jahrzehnt von 2011 bis 2016 in der sechstklassigen Verbandsliga…

Diese Phase endete nach dem Abstieg in die Landesliga mit finanziellen und organisatorischen Verwerfungen. Nachdem Spieler im Frühjahr 2018 lange kein Geld bekommen hatten (Eure fußballromantischen Ideen vom im Vergleich zum verrotteten Profifußball ja ach so ehrlichen Regional- und Lokalfußball ohne böses Geld sind nicht gar so realistisch…), sah das letzte Pflichtspielderby im April 2018 eine spektakuläre Protestaktion einiger Spieler, die sich nach dem Anpfiff das Trikot auszogen und vom Platz marschierten, um einen Spielabbruch zu provozieren…

Das Ende dieser Verwerfungen war ein Neuanfang in der A-Klasse, in der die »Fußballer« (wie der FC genannt wird) seit 2018 spielen. Die Corona-Abbruch-Saison 19/20 beendete der FC auf Rang 5 in der Staffel A1…

TV Spöck

Der älteste Sportverein des Orts ist der 1896 als »Turnverein Germania Spöck« gegründete TV Spöck. Fußball spielt man bei den »Turnern« seit 1952, in diesem Jahrhundert ist der TV ein stabiler Bestandteil der achtklassigen Kreisliga Karlsruhe. Damit ist man seit dem Absturz des FC 2018 die Nummer 1 im Ort. In der letzten Saison 19/20 war man Teil des dramatischen Aufstiegskampfes der Kreisliga, der durch den Corona-Abbruch ein jähes Ende fand und den TV auf Rang 7 enden ließ.

Da es schon etwas seltsam ist, dass sich in einem so kleinen Ort zwei Fußballteams Konkurrenz machen, lag die Idee einer Fusion nahe. Zumal es in der Gemeinde Stutensee, von der Spöck wie erwähnt seit 1974 ein Ortsteil ist, mit Verbandsligist Germania Friedrichstal, A-Ligist SV Blankenloch und B-Ligist SV Staffort weitere kickende Lokalrivalen gibt. Deshalb gab es in den letzten 60 Jahren gleich dreimal Verhandlungen über eine Bündelung der Spöcker Fußballkräfte. Während die Mitgliedschaft der »Turner« dieser Idee gegenüber aufgeschlossen war und stets mehrheitlich für das Ergebnis der Fusions-Verhandlungen stimmte, lehnten die Mitglieder des FC diese ebenso stets gleich dreimal (1963, 1970 und 2018 nach dem »Zusammenbruch« des FC) mehrheitlich ab…

FC Spöck vs TV Spöck 2:3

Ein Gutes hat die dreimal gescheiterte Fusion ja: Sie brachte uns am sommerlich heißen August-Sonntag ein Derby in Spöck. Für das hatte es ein paar Tage vorher schon eine Generalprobe gegeben, denn im Finale des Sommer-Vorbereitungsturniers »Stutensee-Pokal« gab es zwischen FC und TV ein 7:6 nach Elfmeterschießen. Der klassentiefere FC hatte sich also knapp durchgesetzt…

Im sehr ruralen Raum an der Grenze des Fußballkreises (die nächsten Örtchen Neuthard und Büchenau wenige Kilometer entfernt gehören bereits zum Fußballkreis Bruchsal) fanden sich etwa 100 bis 150 Zusehende im »Speecha-Stadion« ein. Das ist ein hübscher Sportplatz mit einer kleinen Tribüne, von der aus man das Geschehen aus dem kühlenden Schatten heraus verfolgen kann!

Das Derby entpuppte sich dann aber als zähe Angelegenheit. Zwanzig Minuten lang passierte wenig, ständig war das Spiel unterbrochen weil sich jemand, laut schreiend Behandlungsbedürftigkeit einklagend, auf den Rasen fallen ließ. Die »Turner« kontrollierten das Match, ohne groß zu brillieren, und die klassentieferen »Fußballer« liefen meist hinterher.

Immerhin gab es dann in der 21. Minute ein schönes Tor. Aus dem Mittelfeld wurde ein Ball auf den an der Sechzehnergrenze an der Abseitslinie lauernden Uwe Beck durchgesteckt, der alleine vor Torhüter Tino Schlimm keine Mühe hatte – 0:1!

Mit der Führung im Rücken gingen die »Turner« erst recht in den Kontrollmodus und hielten die heimischen »Fußballer« vom eigenen Tor fern. Kurz vor dem Pausenpfiff (wg. der ständigen Behandlungs- und Trinkpausen in der 45.+4. Minute) fiel aus einer dem 0:1 ähnlichen Situation das 0:2. Diesmal bekam Advan Halili die Kugel durchgesteckt und lief alleine auf Keeper Schlimm zu – 0:2!

In der Halbzeit versuchte FC-Trainer Nino Vallarelli mit lautstarken Ansagen wie »Wehrt euch. Das ist ein Derby!« noch einmal aufzurütteln. Was nicht so wirklich gut funktionierte, denn kurz nach Wiederanpfiff erzielte Simon Kemm das 0:3 (48.), das das Derby vorzeitig beendete.

In der 67. kamen die »Fußballer« noch einmal durch Dennis Sauder auf 1:3 heran, die ganz große Schlussoffensive blieb aber aus. Kurz vor dem Schlusspfiff von Schiedsrichterin Chantal Kann erzielte Sauder dann sogar noch das 2:3. Das ließ das Spiel aber knapper aussehen, als es tatsächlich war…

Fazit: Ein zerfahrenes und einseitiges Derby draußen im Grünen, den Klassenunterschied konnten die Gastgeber nie wettmachen.

 

(Bewertung: Grauenvoll | Schlecht | Geht so | Gut | Exzellent)

Impressionen

Kreispokal Karlsruhe 20/21