Duell der neuen Mächte: SV Sandhausen vs 1. FC Heidenheim 0:1 – 7.2.2020

Stadion

SV Sandhausen vs 1. FC Heidenheim 0:1

Die Winterpause ist beendet, erstmals im Jahre 2020 ging es hinaus auf einen Fußballplatz, um »Fußball live und in Farbe« zu sehen. Und das so, wie 2019 endete: Mit einem Zweitligamatch in Sandhausen.

Der »Draußen-Fußball« des Jahres 2020 hat aber noch reichlich Verbesserungspotenzial, denn das Duell der »neuen baden-württembergischen Fußballmächte« zwischen dem SV Sandhausen und dem 1. FC Heidenheim entpuppte sich als etwas langweilige Angelegenheit und endete nach einem frühen Tor 0:1…

»Mit uns geht die neue Zeit…«

Die Spitzenfußball-Landschaft in Baden-Württemberg hat sich in den letzten gut 13 Jahren stark verändert. Noch 2007 spielten die »Traditionsvereine« KSC und VfB Stuttgart in der Bundesliga »die Nummer 1 im Land« aus, und der KSC konnte sich zum letzten Mal für kurze Zeit an die Spitze in BaWü setzen.

Mittlerweile sind aber der SC Freiburg und die TSG Hoffenheim die Bundesliga-Großmächte des Landes und die »Kleinstadtklubs« 1. FC Heidenheim und SV Sandhausen etablierte Zweitligisten. Der VfB ist nur noch eine Fahrstuhlmannschaft zwischen erster und zweiter Liga und hat in der aktuellen Zweitligasaison alle Hände und Füße voll zu tun, in der Tabelle den schwäbischen Konkurrenten 1. FC Heidenheim abzuwehren. Noch weiter ist bekanntlich der KSC abgerutscht, der heutzutage ein Fahrstuhlteam zwischen zweiter und dritte Liga ist und selbst im badischen Landesteil hinter Freiburg, Hoffenheim und dem SV Sandhausen nur noch die Nummer 4 ist. So ändern sich die Fußballzeiten, kein Ruhm ist für die Ewigkeit…

SV Sandhausen vs 1. FC Heidenheim 0:1

»Tradition« hat mittlerweile auch das »BaWü-Derby« (in der ex-DDR ist schließlich auch alles ein »Ost-Derby«…) zwischen Sandhausen und Heidenheim. Dieses wurde zum 26. Male ausgetragen, erstmals im Jahre 2004 in der Oberliga Baden-Württemberg. Die Gesamtbilanz spricht klar für das Team von der Schwäbischen Alb: In 25 Spielen siegte der SVS nur fünfmal bei 7 Remis und 13 Heidenheimer Siegen. Besonders schlecht sieht die Heimbilanz aus, in 12 Versuchen gelang nur zweimal ein Sieg am Hardtwald, und der letzte ist schon über 10 Jahre her (am 15.8.2009 ein 3:0 in der Dritten Liga). Es gab also »Besuch vom Angstgegner«…

Dieser lockte an einem kühlen Februarabend nur 4.726 Zusehende in das prächtig im Sonnenuntergang liegende Hardtwaldstadion, das war die schlechteste Kulisse der Saison (die zweitschlechteste war das letzte Spiel 2019 gegen Kiel). Im Winter mag der Sandhäuser Fußball-Fan irgendwie nicht ins Stadion gehen…

Die Anwesenden konnten sich in den ersten Minuten an einem druckvollen Sandhäuser Start erfreuen. Die ersten guten Torchancen hatten aber die Heidenheimer. Nach 12 Minuten kam nach einer Ecke Robert Leipertz aus spitzem Winkel zum Abschluss, verzog aber knapp am Tor vorbei.

Vier Minuten später war es dann passiert. Tobias Mohr schlug aus dem Mittelkreis eine perfekte Flanke auf den auf dem linken Flügel durchgestarteten ex-KSC-Spieler Jonas Föhrenbach. Der lief unbehelligt bis zum Strafraum durch und schlug eine Flanke vor das Tor, wo sich Tim Kleindienst locker gegen die Sandhäuser Innenverteidigung in Person von Gerrit Nauber und Aleksandr Zhirov durchsetzen und den Ball ins Tor schieben konnte (0:1 16. Minute). Schön gemacht, kann man aber definitiv besser verteidigen…

Der Rest des Spiels ist schnell erzählt. Der Tabellenvierte 1. FC Heidenheim verteidigte fast 80 Minuten lang die Führung gegen abschlussschwache Sandhäuser. Die gaben sich zwar alle Mühe und rackerten in Richtung gegnerisches Tor, an der Strafraumgrenze der Heidenheimer war aber Endstation. Gegen die stabile Defensive der Gäste fiel der SVS-Offensivabteilung ziemlich wenig ein…

So plätscherte das Match dahin, und alle langweilten sich ein wenig. Wie praktisch, dass die Sandhäuser Abteilung »Fankultur« etwas zum Zeitvertreib gebastelt hatte. Da irgendwelche Sandhäuser Ultras irgendwann mal eine Freundschaft zu ebensolchen von Heidenheims Lokalkonkurrenten VfR Aalen hegten, mögen sich die »organisierten Fanszenen« nicht sonderlich. Deshalb spazierten plötzlich ein paar Protagonisten Sandhäuser Fankultur mit einem großen Banner in den Block auf der Haupttribüne ein und forderten die Heidenheimer Gästefans per Botschaft zu einer Drittortauseinandersetzung am nächsten Tag um 13:30 auf. Gelebter Infantilismus, wie er für unsere glorreiche deutsche Fußball-Fankultur prägend ist…

In der letzten Viertelstunde wurde es dann auch noch einmal auf dem Rasen munter. Beide Teams erarbeiteten sich noch ein paar gute Torchancen. Sandhausens Mario Engels hatte eine Riesengelegenheit zum Ausgleich, schoss aber so harmlos, dass Heidenheims Keeper Kevin Müller den Schuss mit einer lockeren Fußabwehr im Stile eines Handballtorhüters abwehren konnte…

Deshalb nahm der 1. FC Heidenheim im 26. Duell den 14. Sieg mit auf die Alb und SVS-Trainer Uwe Koschinat sagte hinterher treffend:

»Wir müssen uns vorwerfen, dass uns in Phasen, in denen unsere Spielanlage gut war, letztlich die Präzision im Strafraum gefehlt hat. Wir haben alles in die Waagschale geworfen. Insgesamt war es bei uns aber zu wenig, um den Ausgleich zu erzielen.«

Damit endete die schöne Sandhäuser Heimserie von neun ungeschlagenen Spielen. Das nächste Heimspiel ist das »Zweitliga-Derby der beiden Teams aus dem Badischen Fußballverband« gegen den KSC, da werden wir selbstverständlich wieder vor Ort sein…

Fazit: Ein über weite Strecken etwas langweiliges Match, das nach 16 Minuten im Grunde schon entschieden war. Unterhaltsam waren nur die erste und die letzte Viertelstunde. Heidenheim verwaltete die restliche Zeit über nur die Führung und Sandhausen fehlte bei allem Engagement die Durchschlagskraft vor dem Tor…

 

(Bewertung: Grauenvoll | Schlecht | Geht so | Gut | Exzellent)

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