Umkämpftes Kreisliga-Derby: FC Alemannia Eggenstein vs FV Leopoldshafen 1:1 – 14.8.2019
Englische Woche im regionalen Fußball! Kurz hinter der Stadtgrenze, in Karlsruhes Nachbarort Eggenstein-Leopoldshafen, lockte das Derby zwischen – genau – Eggenstein und Leopoldshafen. Auf einem gut gefüllten Sportplatz gab es ein umkämpftes 1:1 zu sehen…
Eggenstein-Leopoldshafen
Eggenstein-Leopoldshafen ist eine 15.000-Einwohner-Gemeinde am Rhein, die im Zuge der Gemeindereform der 70er-Jahre aus den gleichnamigen benachbarten Dörfern gebildet wurde. Die Gemeinde grenzt an den nordwestlichen Karlsruher Stadtteil Neureut.
Die beiden Orte sind aber natürlich viel älter. Eggenstein wurde erstmals 766 im Lorscher Codex erwähnt. Nachbar Leopoldshafen heißt eigentlich »Schröck« und wurde erstmals in einer Urkunde 1160 erwähnt. 1833 erhielt der Ort durch Großherzog Leopold seinen jetzigen Namen. Aber, wie das Stadtwiki Karlsruhe weiß, der alte Name ist immer noch präsent:
»An Fasching heißt es in Leopoldshafen auch nicht ›Leopoldshafen Helau‹, sondern ›Schröck, Helau‹. Doch mitunter ist im Ort nur ein lautes, freudiges ›Helau‹ zu hören.«
Öfter als ein »Helau« hat man in Eggenstein-Leopoldshafen den Torschrei auf den Lippen. Denn die Gemeinde hat in der gerade begonnenen Saison zwei Teams in der Kreisliga Karlsruhe am Start, die am zweiten Spieltag zum Derby aufeinandertrafen.
FC Alemannia Eggenstein
Gastgeber FC Alemannia wurde 1905 von fußballbegeisterten Schülern geggründet. Diese gingen in Karlsruhe zur Schule und kamen da mit der »Fußlümmelei« in Kontakt. Wie so viele Vereine spielte der FCA bis in die 80er-Jahre in den höheren Amateurklassen Badens mit, bevor es hinunter in die Klassen des Fußballkreises ging.
Der größte Erfolg dieser Zeit war die Teilnahme am DFB-Pokal 1977/78. In der ersten Runde mussten die Eggensteiner beim Hamburger Amateurklub Horner TV antreten und verloren 1:2. Da Horn das Spiel aber reglementswidrig auf einem Hartplatz austrug, gab es ein Wiederholungsspiel auf Rasen, dass der FCA 8:0 gewann. In der Zweiten Hauptrunde unterlagen die Eggensteiner dann dem damaligen Bundesligisten 1860 München mit 1:7…
Im 21. Jahrhundert gelang 2016 der Aufstieg in die achtklassige Kreisliga Karlsruhe. Aufstiegstrainer Thomas Gimmel steht auch in der gerade begonnenen Saison wieder an der Seitenlinie, der die Alemannen in der letzten Spielzeit mit einem Punkt Rückstand auf den Meister FC 08 Neureut auf Rang 2 führte. In den Aufstiegsspielen zum Aufstieg in die Landesliga scheiterte der FCA dann mit 1:3 am 1. FC Ispringen.
Zur Frustbewältigung über den verpassten Aufstieg wurde das schöne Schild (Bild) und der gesamten Eingangsbereich des Sportplatzes von der Mannschaft in der Sommerpause neu gestaltet, das ist sehr schön geworden. 👍
FV Leopoldshafen
Der FVL wurde als »Fussballverein 1936 Leopoldshafen« im namensgebenden Jahr 1936 gegründet, und in den 70er-Jahren ging es sogar bis in die 2. Amateurliga (die heutige Verbandsliga) hinauf. Ansonsten war der FVL Stammgast in der A-Klasse, aus der im letzten Sommer unter Trainer Daniel Nischke mit einem Punkt Vorsprung auf die SG Daxlanden der Aufstieg in die Kreisliga gelang. Da (s.o.) Eggenstein den Aufstieg verpasste, spielen die beiden Lokalrivalen 19/20 gemeinsam in der Kreisklasse.
FC Alemannia Eggenstein vs FV Leopoldshafen 1:1
Da die beiden Lokalkontrahenten oft in verschiedenen Spielklassen kickten, spielten sie lt. Pfoschdeschuss erst zum 20. Mal gegeneinander. Dabei siegte Eggenstein in 11 Spielen, 6 endeten Remis und nur zweimal gewann Leopoldshafen. Und das ist auch schon mehr als 20 Jahre her…
Am ersten Spieltag hatte Eggenstein etwas überraschend 1:2 bei den Sportfreunden aus Forchheim verloren, während Lokalrivale Leopoldshafen zum Auftakt 1:0 gegen Wettersbach gewann. Damit war der FV saisonübergreifend 22 Spiele ungeschlagen, wovon 20 gewonnen wurden. Der favorisierte FC Alemannia war also gewarnt…
Nicht zu warmes sonniges Wetter begrüßte schätzungsweise 300 Zusehende in der »Krabben-Burg«, wie der Platz des FC Alemannia am Randes des Hardtwalds an der »Grenze« zu Karlsruhe auch genannt wird.
Nach dem Anpfiff des Schiedsrichters Marco Gindner begann ein überraschend offenes Spiel. Die Gäste aus Leopoldshafen gaben den Ton an und berannten den Strafraum des FCA. Einer der wenigen Angriffe der Eggensteiner stellte dann aber nach 13 Minuten die Spielanteile auf den Kopf. Nach einem Freistoß von der linken Seite konnte die Leopoldshafener Abwehr zunächst klären, der Ball kam aber zurück zu Torjäger Justin Wagenführer (20 Tore in der letzten Saison), der schnell schaltete und zum 1:0 traf.
Das musste der FVL erst einmal verdauen und das Match plätscherte bis zur Halbzeit vor sich hin, weil der heimische FCA sich weitestgehend auf das Verwalten der knappen Führung beschränkte und die Gäste nur noch sporadisch Richtung Tor durchkamen.
Nach der Pause wurde die Partie dann ein »echtes Derby«. Der FV blies zur Attacke und drängte die Alemannen in die eigene Hälfte. Der Lohn der Bemühungen stellte sich schnell ein: Ein Angriff über den linken Flügel wurde mit einem zur Grundlinie gespielten hohen Ball auf der anderen Strafraumseite abgeschlossen. Dort gab es ein Gewühl, aus dem heraus Tom Spachholz in der 56. Minute aus spitzem Winkel den Ausgleich erzielte.
Mit einem Fehlstart wollte Liga-Mitfavorit Eggenstein aber auch nicht in die Spielzeit 19/20 starten, so dass sich nun ein munteres Spiel mit vielen Strafraumszenen auf beiden Seiten entwickelte. Dabei kam auch eine gewisse Härte und eine durch lautstarke Dauer-Proteste des Publikums verursachte Hektik ins Spiel. Denn einige Herrschaften an den Biertischen auf der Veranda des Klubheims wurden immer lauter, je länger das Spiel dauerte und fingen an, jeden Pfiff des Schiris (der weitestgehend fehlerlos pfiff) lautstark zu kommentieren. Das pflanzte sich fort auf das Spielfeld, wo es regelmäßig zu Wortgefechten zwischen den Akteuren kam. Die beiden Trainer mussten diese das eine oder andere Mal mäßigend zur Ordnung rufen…
Trotz vieler Strafraumszenen bis zur letzten Sekunde wollte aber kein Tor mehr fallen, so dass die Beantwortung der Frage nach der »wahren Macht in Eggenstein-Leopoldshafen« bis zum Rückspiel offen bleiben muss. Die Gäste waren das ein wenig bessere Team und mussten sich am Ende ärgern, nicht den ersten Sieg seit über 20 Jahren gegen den lokalen Konkurrenten eingefahren zu haben. Der Vorjahreszweite FC Alemannia startete hingegen mit nur einem Punkt aus zwei Spielen schwach in die Saison, und am Wochenende wartet ein Auswärtsmatch beim aktuellen Spitzenreiter SG Daxlanden…