Pokal-Revanche: KSC vs Hannover 96 2:0 – 12.8.2019
Montagabend und DFB-Pokal vor der Haustür! Also nix wie hin zum Erstrunden-Zweitligisten-Duell zwischen dem KSC und Hannover 96. Das bot lange Zeit schmale Fußballkost und roch schwer nach einem langen Abend mit Verlängerung und Elfmeterschießen, ehe der KSC das Match innerhalb von acht Minuten für sich entschied…
KSC 19/20
Der KSC sieht sich gerade im Aufwind. Der Stadionneubau auf Kosten des Steuerzahlers läuft nach Plan, der Aufstieg gelang im zweiten Jahr souverän und im Juni ging die Ausgliederung des Spielbetriebs in eine Kapitalgesellschaft reibungslos durch. Denn mit der »Pyroparty« zum Wildparkabschied und der Deklarierung der neuen N-Tribüne zum »Fankultur-Spielplatz« machte man sich die andernorts gegen Ausgliederung-Aktivitäten stets lautstark opponierende »organisierte Fanszene« gefügig. Das war sehr clever!
Im Wind des rechten Zeitgeists segelnd setzt man auf eine große Marketingkampagne unter dem Motto »Heimat«. Und weil man sich nun als heimatliches »Fußball-Premiumprodukt« sieht, erhöhte erst einmal saftig die Eintrittspreise und überlegte sich komplizierte Prozeduren wg. eines angeblichen Schwarzmarktes. Dazu gibt es einen vernünftigen Vorverkauf praktisch nur noch für Mitglieder. Ein hohes Ross, auf das sich der KSC in diesem Sommer geschwungen hat. Mal schauen, wie lange man darauf sitzen bleiben kann…
KSC vs Hannover 96 2:0
Sportlich ist dagegen alles beim Alten. Trainer Alois Schwartz bleibt seinem »SchwartziBall« auch eine Liga höher treu und sein Team begann die Saison in der Zweiten Liga so, wie die alte in der Dritten aufgehört hat: Mit Siegen, Toren und der Tabellenführung!
Gegner Hannover 96 hat dagegen schon deutlich bessere Zeiten erlebt. Als einer der desolatesten Absteiger der Bundesliga-Geschichte spielt man nun wieder in der Zweiten Liga und kam auf die glorreiche Idee, Abstiegstrainer Thomas Doll durch den alten KSC-Bekannten Mirko Slomka (der 16/17 maßgeblich am Abstieg des KSC in die Dritte Liga beteiligt war) zu ersetzen. Ergebnis bis jetzt: Ein Punkt und Rang 12. Ein Traumstart sieht anders aus…
Damit brachte die erste Pokalrunde eine Neuauflage des letztjährigen Erstrundenduells zwischen dem KSC und Hannover 96, das damals mit einem peinlichen 0:6-Debakel endete und eines der schlechtesten Spiele der Ära Schwartz war. Da sich die Voraussetzungen in nur einem Jahr ziemlich geändert haben, war der KSC als Tabellenführer der Zweiten Liga favorisiert.
»Premiumprodukt« hin oder her, für ein Pokalspiel gegen Hannover am frühen Montagabend reißt dem KSC niemand die Tickets aus den Händen. Es gab noch reichlich am Spieltag, 11.700 Zusehende wurden es letztendlich.
Die sahen eine ziemlich langweilige erste Halbzeit. Gemäß den Grundsätzen des »SchwartziBall« ließ der KSC Hannover im Mittelfeld herumspielen, zeitweise hatten die Gäste in der ersten Hälfte 82% Ballbesitz. Es brachte den 96ern aber nichts, denn der KSC-Strafraum war »verbotene Zone«. Gewohnt sicher riegelte die KSC-Defensive die Zone vor dem Tor ab und ließ fast nichts zu. Im Gegenteil, der KSC griff, sobald die 96er den Ball verloren, im gewohnten »mit langen hohen Bällen schnell nach vorne«-Stil an und hatte die besseren Torchancen. Hannover hatte nur eine gute Chance kurz vor der Pause, als die blau-weiße Abwehr einmal unaufmerksam war und Gordon auf der Linie retten musste.
Das liest sich aufregender als es war, es war weitestgehend ein langweiliges Ballgeschiebe im Mittelfeld und sah nach einem langen zähen Abend mit Elfmeterschießen aus…
Diesbezügliche Befürchtungen erledigten Schwartz‘ Mannen aber kurz nach der Pause innerhalb von acht Minuten. In der 53. Minute verlor 96 nach einem Fehlpass von Edgar Prib den Ball. Und das ist gegen den KSC in der Regel brandgefährlich. So auch diesmal. Pisot schlug den eroberten Ball lang auf den Flügel, wo Pourié auf Lorenz ablegte. Der sah die unfassbare Lücke im Hannoverschen Mittelfeld und spielte den obligatorischen hohen Ball auf den herannahenden Grozurek, der mit einem schönen Schuss zum 1:0 vollendete (53. Minute). Ein »SchwartziBall«-Tor aus dem Lehrbuch!
Fünf Minuten später hätte die Partie schon beendet sein können. Ein Distanzschuss von Fröde zählte aber nicht, da Schiri Cortus Pouriés passives Abseits als »aktiv« bewertete. Das war aber nicht weiter schlimm, denn drei Minuten später kreuzte der unglückliche Prib den Laufweg des bekanntlich leicht fallenden Pourié im Strafraum und brachte ihn zu Fall. Den fälligen Elfer verwandelte Wanitzek zum 2:0-Endstand.
In den letzten 30 Minuten verwaltete der KSC die Führung mühelos gegen schwache und einfallslose 96er. Die Revanche ist geglückt, der KSC zieht nach fünf Jahren mal wieder in die Zweite Hauptrunde des DFB-Pokals ein. »SchwartziBall« rulez!
Von Ex-Trainer Slomka gab es zur Belohnung ein etwas vergiftetes Lob:
»All das, was sie gut können, haben sie richtig gut gemacht…«