Hitzeschlacht in der A-Klasse: SV Vorst vs OSV Meerbusch 2:1 – 1.6.2019
Aus Gründen verschlug es Team Ballreiter in den heimischen Westen. Der Profifußball in Deutschland hat zwar Pause, aber man findet natürlich immer einen Ground, auf dem noch ein Ball rollt. Diesmal ging es hinaus in den ländlichen Raum des linken Niederrheins in das Gemeindereform-Städtchen Tönisvorst, wo sich der SV Vorst mit einem mühsamen 2:1-Sieg über den OSV Meerbusch zum Meister der Kreisliga A Kempen & Krefeld krönte…
Spielverein Vorst 1919 – »Die Macht an der Schleck«
Gastgeber war der Spielverein 1919 aus dem 7100-Einwohner-Dorf Vorst. Dort leben schon seit der vorrömischen Eisenzeit Menschen und 1970 mussten sich diese im Zuge der Gemeindereform in NRW mit dem Nachbarort St. Tönis zum neuen Ort Tönisvorst vereinen lassen, an der westlichen Stadtgrenze Krefelds gelegen.
Organisiert Fußball spielt man in Vorst seit 1919, als in der »Herberg zur Heimat« der Spielverein Vorst gegründet wurde. In den Zwanziger Jahren hatte der SV bereits 3 Senioren- und 2-4 Jugendmannschaften am Start. Die erste Mannschaft schaffte Mitte bis Ende der Zwanziger Jahre den Aufstieg in die A-Klasse.
Im 21. Jahrhundert spielte der SV lange in der B-Klasse, bis 2015 der Aufstieg in die A-Klasse gelang. Und nach vier Spielzeiten in ebendieser gelang dem Team von Trainer Marcel Fischbach mit einer souveränen Saison der Aufstieg in die Bezirksliga (achte Spielklasse, wie die Kreisliga in Baden). Mit einer Torausbeute von 118:32 Treffern stellten die Vorster sowohl den besten Angriff als auch die beste Abwehr. In der gesamten Saison gab es nur zwei Niederlagen für »Die Macht an der Schleck« (die Schleck ist ein Nebenflüsschen der Niers, das nördlich von Vorst Richtung Norden fließt…). Und das alles zum 100-jährigen Vereinsjubiläum! In Vorst jagt derzeit ein Fest das andere…
Der SV spielt auf einem in den letzten 14 Jahren mehrfach modernisierten Sportplatz, der u.a. über einen Rasenplatz und einen Kunstrasenplatz mit Leichtathletikanlage verfügt. Der Kunstrasenplatz mit Laufbahn hat auf der Gegengerade einen hübschen kleinen Hügel zu bieten, von dem aus man einen schönen Überblick über das Geschehen auf der Sportanlage hat.
Osterather Sportverein Meerbusch 18/78
Gegner OSV Meerbusch hat nicht so viel Grund zum Feiern. Das Team aus dem Meerbuscher Stadtteil Osterrath (»OSV« steht für »Osterrather Sportverein«) beendet die Saison im unteren Tabellenmittelfeld, punktgleich mit dem Relegationsplatz nach unten und mit nur einem Punkt Abstand zum ersten Abstiegsplatz.
Der 1918 gegründete Klub ist im 21. Jahrhundert eine Fahrstulmannschaft zwischen B-Klasse und Bezirksliga. In dieser Saison ging es für die Mannschaft des Trainerduos Frank Kollegger und Francesco Reale, nicht zuletzt durch eine schwache Hinrunde, nur um das Überleben in der A-Klasse.
SV Vorst vs OSV Meerbusch 2:1
Am letzten Spieltag in der Kreisliga A Kempen & Krefeld begrüßte also der SV Vorst den OSV Meerbusch. »Kreisliga« in NRW entspricht der »Kreisklasse« in Baden, wohingegen die »Kreisliga« in Baden der »Bezirksliga« in NRW entspricht. Die Kreisliga in NRW ist also eine Spielklasse tiefer einzuordnen als unsere badische. Diese Begrifflichkeiten in den unteren Spielklassen in verschiedenen Ländern sind etwas verwirrend, aber Kreisliga ist halt Ländersache…
Zur Feier des Tages hatte man sich beim SV Vorst etwas Besonderes ausgedacht. Der 89-jährige Edelfan und ehemalige Spieler des SV, Leo Pixken, besitzt noch einen gültigen Spielerpass und durfte die Mannschaft als Kapitän auf den Rasen führen und den Anstoß ausführen. Danach wurde er gleich wieder ausgewechselt. Damit ist Leo Pixken der älteste Spieler, der je in der Kreisliga A Kempen & Krefeld gespielt hat.
Danach ging es »richtig« los. Der erste Tag des Junis hatte Sonne und eine sommerliche Wärme um die 30 Grad aufgefahren. Dazu wurde das Match mittags um 13:00 angepfiffen, als die Sonne senkrecht über dem Sportplatz stand. Die Wärme und das vom Kunstrasen reflektierte grelle Sonnenlicht machten das Fußballspielen nicht gerade zum reinen Vergnügen (und auch das digitale Auge der Kamera hatte damit seine liebe Mühe)…
Die Ausgangslage war klar: Der SV Vorst stand schon als Aufsteiger fest und spielte im Fernduell gegen den zweiten Aufsteiger VfL Willich um die Meisterschaft in der A-Klasse. Der OSV brauchte noch einen Punkt, um in Sachen Klassenerhalt auf »Nummer Sicher« zu gehen…
Entsprechend waren die Gäste aus Meerbusch in der ersten Halbzeit das bessere Team. Ihr Rezept war einfach: Hohe Bälle auf die schnellen Außenspieler, die sich erstaunlich oft durchsetzen und sich dem Tor nähern konnten. Das wurde schon in der 14. Minute belohnt: Christian Becker (glaube ich zumindest) hatte sich auf dem linken Flügel durchgesetzt und den Ball hoch in die Mitte geschlagen, wo ihn der mitgelaufene Matthias Baumeister per Kopfball-Lupfer über den herauslaufenden Vorster Keeper Lukas Krall ins Netz beförderte…
Auch nach dem Rückstand fand das Heimteam nicht richtig ins Spiel und ging deshalb verdientermaßen mit dem 0:1 in die Pause…
In der zweiten Hälfte drehte sich das Match komplett! Trainer Marcel Fischbach hatte wohl, wie man so schön sagt, in der Pause »die richtigen Worte« gefunden. Denn es gab praktisch vom Anpfiff weg bis zum Ende ein Spiel auf ein Tor. Die Belohnung war der schnelle Ausgleich durch Dario Kezic in der 48. Minute. Felix Quade hatte von links geflankt, Kezic vollendete praktisch auf der Torlinie mit einem gefühlvollen Heber zum Ausgleich.
Die Meerbuscher zeigten sich davon aber unbeeindruckt und verteidigten wacker ihr Tor, fast die ganze zweite Hälfte hindurch. Aber wie das immer so ist, am Ende fällt dann doch noch das Tor. Bei einer »Vollversammlung« im Strafraum behielt Kai Baumeister den Durchblick und beförderte die Kunstlederkugel in der 82. Minute zum siegbringenden Treffer in den Kasten.
Jedem Team gehörte eine Halbzeit, ein Remis wäre wohl gerechter gewesen. Aber Fußball ist bekanntlich des öfteren nicht gerecht…
Im Grunde hätten sich die Akteure aber alle Aktivitäten sparen können. Am nächsten Tag verlor der VfL Willich mit 1:5 in Kaldenkirchen, der SV Vorst wäre also so oder so Meister gewesen. Und der OSV Meerbusch rettete sich mit knappem Vorsprung in den Klassenerhalt…