Flaggenparade und Aufstieg: KSC vs SG Sonnenhof Großaspach 2:1 – 4.5.2019
Strömender Regen und November-Temperaturen am ersten Mai-Wochenende in Karlsruhe! Wer da nicht in den unüberdachten Baustellen-Wildpark geht und versucht, ein Spiel hinter geschwenkten Fahnen der großartigen örtlichen Fankultur zu schauen, ist selber schuld. Deshalb ging es ein weiteres Mal hinaus in den Wildpark, wo der KSC die SG Sonnenhof Großaspach in einem für die Blau-Weißen typischen Spiel mit 2:1 besiegte und nun nur noch einen Punkt Sieg vom Wiederaufstieg in die Zweite Liga entfernt ist…
KSC vs SG Sonnenhof Großaspach 2:1
Das erste Match auf der neuen Übergangs-Stahlrohrtribüne hatte hohe Wellen geschlagen. Nicht unbedingt wg. des Fußballs, sondern weil sich viele ex A1/E4-Dauerkartenbesitzende (nicht nur dieses Blog…) über die glorreiche Idee des KSC beschwert hatten, die neue Tribüne praktisch über die gesamte Breite den örtlichen Ultra-Gruppen als Spielplatz zu überlassen und deren Hang zum TV-wirksamen Großfahnendauerposen Tausenden von Leuten die Sicht aufs Spielfeld nahm. Ultras wären nicht Ultras, wenn sie Beschwerden darüber nicht empören würden. Deshalb hingen auf dem Stadiongelände von ihnen verfasste »Longreads« (Ultra-Pamphlete sind immer lang!) in ihrem typischen leicht beleidigt drohenden passiv-aggressiven Tonfall (siehe Bild). Offensichtlich haben die Ultra-Herrschaften auf dem Vereinsgelände eine Art Narrenfreiheit…
Der Verein hatte vor dem Spiel stolz verkündet (»Gemeinsam durch die Übergangszeit«), dass jetzt weniger geschwenkt wird. Die ganz großen Laken waren zwar weg, aber es waren noch genug Fahnen da, die (wohl aus Trotz) ständig im Blickfeld geschwenkt wurden…
Gut, oder wie wir Fußballer sagen: na gut, die Saison ist bald zu Ende, die Dauerkarte läuft aus und das war es dann erst einmal. Wenn der KSC meint, dass das so bleiben soll, dann werden wir sehen, wie viele Dauerkarten für die nächste Saison verlängert werden. Die Philosophie dieses Blogs ist bekannt: Hier wird zuallererst der Fußball goutiert und kein religiös gelebtes Vereinsfantum. Es wird immer ein Spiel geben, das man angucken kann, das muss ja nicht beim KSC sein…
Genug davon, es gab ein nicht ganz unwichtiges Spiel im Regen auf dem Fankulturspielplatz zu sehen. Mit einem Dreier gegen die in akuter Abstiegsgefahr schwebende SG Sonnenhof Großaspach konnte der KSC einen großen Schritt Richtung Aufstieg machen.
Dass sich der Stil des KSC-Spiels in dieser Saison nicht mehr ändern wird, war auch klar. Chelsea unter Trainer Maurizio Sarri hat den »SarriBall«, der KSC unter Alois Schwartz den »SchwartziBall«. Was diesen ausmacht, ist bekannt: Abwartendes breites tempoarmes Spiel aus einer stabilen Defensive und hohe Bälle nach vorne, um dann aus einer gewonnenen 50-50-Situation einen schnellen Angriff Richtung gegnerisches Tor zu fahren und zu treffen.
Und genau das gab es zu sehen, und es funktionierte wie so oft erstaunlich gut. Nach einer ereignislosen Anfangsphase schlug Burak Camoglu nach 11 Minuten den obligatorischen hohen langen Ball aus der eigenen Hälfte nach vorne. Großaspachs Ex-KSC-Spieler Michael Vitzthum spielte in der bei der Landung der Kugel entstehenden 50-50-Situation den Ball genau in die Beine von Marc Lorenz, der die Kugel schön auf den Tempo aufnehmenden Marvin Pourié passte. Der ließ Großaspachs Verteidiger Kai Gehring im Laufduell auf der halblinken Seite ziemlich alt aussehen und vollstreckte aus vollem Lauf zur 1:0-Führung! Ein »SchwartziBall«-Tor aus dem Lehrbuch (Tor im Sportschau-Video)…
Den Rest der ersten Halbzeit gab es dann KSC-Verwaltungsfußball und Großaspacher Hilflosigkeit in der gegnerischen Hälfte zu sehen. Deshalb dachte sich der beobachtende Blogger »hajo, da kann man mal an die Rinne und zum Bierstand gehen« und verabschiedete sich vorzeitig Richtung Pause. Ein Fehler, denn aus einem Eckball unmittelbar vor der Pause entstand das 2:0. Der hoch in den Großaspacher Strafraum segelnde Ball sprang in einem Kopfball-Ping-Pong hin und her und kam zu Pourié. Statt den Ball einfach wegzuschlagen, drehte sich Kai Gehring ganz merkwürdig in Pouriés Schuss hinein und spielte den Ball damit erneut in des Torjägers Füße. Dessen leicht verunglückter Abschlussversuch wurde abgefälscht und trudelte zur 2:0-Halbzeitführung ins Tor. Wenn man oben steht, hat man halt auch das notwendige Glück…
Damit war das Spiel eigentlich schon nach 45 Minuten beendet. Die zweite Hälfte sah KSC-Verwaltungsfußball, der nach einer ziemlich dämlichen Gelb-Roten Karte gegen Marc Lorenz eine halbe Stunde lang in Unterzahl ausgeführt werden musste. Großaspach gelang zwar in der 90. Minute noch der Anschlusstreffer (Sebastian Bösel hatte hoch auf Dominik Martinovic geflankt, der per Kopf vollendete), letztlich war es aber ein ungefährdeter Heimsieg für den KSC…
Da zeitgleich Aufstiegskonkurrent Hallescher FC daheim gegen Preußen Münster patzte (der andere Konkurrent SV Wehen gewann 1:0 in Lotte) hat der KSC mindestens den Relegationsrang 3 sicher. Den will aber in Karlsruhe eingedenk der Erfahrungen aus den letzten Relegationsversuchen niemand haben. Für den direkten Aufstieg fehlt nur noch ein Punkt Sieg, der auswärts bei Preußen Münster oder am letzten Spieltag daheim gegen Halle geholt werden kann.
Prognose: Der KSC wird nächste Woche in Münster den direkten Aufstieg klarmachen! »SchwartziBall« mag nicht die attraktivste Spielweise auf Erden sein, aber der KSC ist damit schwer zu schlagen und wird sich den Aufstiegsrang 2 nicht mehr nehmen lassen…