Österliche Torflut: Karlsruher FV vs VfR Ittersbach 5:5 – 22.4.2019
Ostern ist gut, da gibt es am Montag Fußball! Der Karlsruher FV traf in der Kreisklasse B2 auf den VfR Ittersbach, und der Sportplatzbesuch sollte sich lohnen. Denn in einem Fußball-Spektakel allererster Güte ging der KFV erst 5:0 in Führung, um dann am Ende mit einem 5:5 nur einen Punkt einzufahren…
Erfolgreiche Rückrunde beim Karlsruher FV
Der KFV ist in der Rückrunde der Kreisklasse B2 Karlsruhe in einer sehr guten Form. Vor dem Match gegen Ittersbach hatte der Deutsche Meister von 1910 aus acht Spielen stolze 15 Punkte eingefahren. Seit unserem letzten Besuch im März hatte der KFV von fünf Spielen vier gewonnen und dabei stolze 18 Tore erzielt. Da sich in der Tabelle weder nach oben noch nach unten noch Entscheidendes tun wird, kann der Aufsteiger in der Rückrunde entspannt aufspielen.
Auch abseits des Rasens läuft es gut. Bis auf zwei Akteure wird die gesamte Mannschaft auch in der nächsten Saison für den KFV auflaufen. Verabschieden werden sich die Aufstiegshelden Steffen Oberacker und Emmanuel Ampratwum. Besonders Ampratwum hat sich mit seinen sensationellen Auftritten in den entscheidenden Spielen um den Aufstieg seinen Legendenstatus gesichert…
VfR Ittersbach
Gegner am Ostermontag war der VfR Ittersbach. Das 3000-Einwohner-Dorf Ittersbach ist ein Teil der Gemeinde Karlsbad, die Bewohner werden »Kuckucke« genannt. Beim VfR (einer seiner Vorgängervereine wurde 1899 gegründet, der jetzige Verein nach dem Krieg 1945 wiedergegründet) spielt man seit 1921 unter unterschiedlichen Namen Fußball. Fun Fact: Obwohl »VfR« natürlich für »Verein für Rasenspiele« steht, spielt man erst seit 1987 auf einem Rasenplatz…
Da in den Dörfern und Kleinstädten Baden-Württembergs bekanntlich das Geld zu Hause ist, spielte der VfR im aktuellen Jahrtausend zunächst in der Kreisliga und von 2010 bis 2015 sogar in der siebtklassigen Landesliga. Dabei übernahm man sich finanziell ein wenig und zog sich 2015 freiwillig aus der Landesliga in die unterste Spielklasse Kreisklasse C zurück. Weshalb der VfR Ittersbach heutzutage im Fußballkreis immer als »warnendes Beispiel« dienen muss, wenn ein Klub durch die Ligen nach oben aufsteigt. Wie aktuell ein anderer Karlsbader Klub, der ATSV Mutschelbach, der nach mehreren Aufstiegen hintereinander gerade in der sechstklassigen Verbandsliga für Furore sorgt…
2016 gelang der Aufstieg in die B-Klasse, in der man sich seitdem unter der Leitung der beiden Spielertrainer Andreas Guhr und Anthony Le Falher im Tabellen-Mittelfeld herumtreibt.
Karlsruher FV vs VfR Ittersbach 5:5
Bestes Frühlingswetter begrüßte die etwa 35 Zusehenden auf dem KFV-Sportplatz in Rüppurr. Die sollten ihren Osterspaziergang in die grüne Idylle Rüppurrs am Stadtrand nicht bereuen…
Zunächst sah alles nach einem Kantersieg für den KFV aus. Schon nach vier Minuten schlug die Kunstlederkugel erstmals im Ittersbacher Kasten ein. Nach einer Ecke hatte der in Grün spielende VfR den Ball schon geklärt, dieser kam aber postwendend zurück in den Strafraum und wurde von Laurent Martineau per Kopf ins Netz befördert.
Die VfR-Defensive stand in der Folge völlig neben sich. Torhüter Jihad Horatschek regte sich über seine Vorderleute auf und stand einen Moment etwas unkonzentriert im Strafraum herum. KFV-Akteur Markus Dammert sah es von der Mittellinie aus und beförderte die Kugel mit einem sanften Heber aus dem Mittelkreis über 45 Meter über den verdutzten Horatschek in den Kasten. Sensationell, 2:0 nach 16 Minuten. Das 3:0 folgte in der 29. Minute nach einem schönen Solo mit erfolgreichem Abschluss von Jens-Fabian Busch.
Und das 4:0 kurz vor der Pause war dann ein Geschenk der Gäste. Torwart Horatschek und ein Mitspieler spielten ein unmotiviertes »Klein-Klein« am eigenen Strafraum, Karlsruhes Eduard Schlinger schnappte sich den Ball und schob ihn ins Netz. 4:0 zur Halbzeit, der KFV spielte groß auf und schoss die Tore nach Belieben, das Spiel schien entschieden…
Die Ittersbacher verbrachten die Pause auf dem Rasen und redeten eine Menge. Was immer sie da so intensiv besprochen haben, es hat funktioniert.
Denn obwohl zwei Minuten nach Wiederanpfiff Jens-Fabian Busch nach einer erneuten schönen Einzelleistung von halbrechts sogar das 5:0 erzielte, stand plötzlich eine ganz andere Ittersbacher Mannschaft auf dem Rasen…
Nur zwei Minuten später gab es nach einem Handspiel einen Freistoß an der Strafraumgrenze für den VfR, den Marian Störner direkt verwandelte. »Gut, Ehrentreffer«, dachten alle. Aber der KFV verursachte nun viele Standards in gefährlicher Lage. Ergebnis: das 5:2 durch den Co-Trainer und Toptorjäger Anthony Le Falher in der 57. Minute…
Damit nicht genug. Sechs Minuten später gab es wieder einen Freistoß für den VfR. Und wieder war der Ball im Tor, nach dem Schuss bekam der KFV den Ball nicht weg und Trainer Andreas Guhr, der sich selbst zur Halbzeit eingewechselt hatte, traf zum 5:3…
Jetzt wurde es langsam ernst, aber wenn man einmal nach hoher Führung ein wenig nachgelassen hat, ist es schwer, wieder ins Spiel zurück zu finden. Entsprechend sah man in der letzten halben Stunde einen einzigen Sturmlauf des VfR. Plötzlich gelang den Gästen alles, angeführt vom überragenden Le Falher rollte Angriff um Angriff auf das Karlsruher Tor.
Ebenjener Le Falher nutzte in der 70. Minute einen Ballverlust des KFV an der Mittellinie aus und rannte alleine auf das Tor zu. Und verwandelte zum 5:4. Der schöne Vorsprung war verdaddelt und noch 20 Minuten zu spielen…
Immerhin riss sich der KFV nun defensiv wieder zusammen und verteidigte das Tor gegen die immer wieder anrollenden Angriffe des VfR. So vergingen die Minuten und es sah so aus, als würde der KFV noch einmal mit einem blauen Auge davon kommen…
Der Fußballgott hatte aber anderes im Sinn und wollte das Spiel mit einem Knalleffekt enden lassen. In der allerletzten Minute setzte sich Guhr energisch auf dem rechten Flügel durch und passte auf den mitgelaufenen Le Falher, der aus 5 Metern tatsächlich mit der letzten Aktion des Spiels den Ausgleich erzielte! Riesenjubel des VfR, betretene Gesichter beim KFV. Und das ungläubig schauende Publikum dachte sich: »Ja, so ist Fußball in der Kreisklasse…«