Mentalitätsmonster: SV Sandhausen vs Dynamo Dresden 3:1 – 13.4.2019
Keine Atempause im Abstiegskampf der Zweiten Liga: Der einzige badische Zweitligist SV Sandhausen hatte schon wieder ein Heimspiel, also ging es abermals in die S-Bahn Richtung Norden. Und das sollte sich lohnen, denn der SVS schlug in einem großartigen Match Dynamo Dresden mit 3:1…
SV Sandhausen vs Dynamo Dresden 3:1
Es geht Schlag auf Schlag im Abstiegskampf der Zweiten Liga. Genau eine Woche nach dem 1:1 gegen Paderborn sollte im Heimspiel gegen Dynamo Dresden wieder ein Dreier eingefahren werden. Die Spiele werden immer weniger und alle Abstiegskandidaten müssen punkten, punkten und nochmals punkten…
Aber im Fußball wird die Umsetzung guter Vorsätze und Pläne durch die Anwesenheit des Gegners erschwert. Der Gegner Dynamo Dresden, der in einer imaginären Tabelle der unsympathischsten Vereine im Hause ballreiter stets auf einem Champions-League-Platz steht, befindet sich selbst noch in Reichweite der gefährlichen Plätze und kam mit der Empfehlung von fünf ungeschlagenen Spielen (davon allerdings nur ein Sieg) unter der Leitung von Neu-Trainer Christian Fiel hinaus in den Hardtwald.
6.541 Zusehende, darunter ein gut gefüllter Gästeblock mit Fans von Dynamo, wollten bei trüben und kühlem Aprilwetter das nächste Match um den Klassenerhalt im Hardtwaldstadion sehen. Dynamo Dresden reist bekanntlich stets mit einer etwas eigenwilligen Fanszene herum. In Sandhausen waren sie aber vorbildlich unterwegs, das Spiel fand in einer guten Fußballatmosphäre ohne irgendwelche Vorkommnisse statt. Geht doch!
Die letzten erfolgreichen Spiele (viermal ungeschlagen, davon dreimal gewonnen) haben dem Spiel und dem Selbstverständnis des SVS sichtlich gut getan. Vom Anpfiff weg traten die Sandhäuser dominant auf und kontrollierten die Partie. Dynamo kam überhaupt nicht ins Spiel und leistete sich viele Fehlpässe und Abspielfehler. Entsprechend zahlreich waren die Gelegenheiten zur Führung für den SVS. Die besten waren ein von Schiri Florian Heft nicht gegebener Elfmeter, als Dresdens Ballas Sandhausens Angreifer Behrens in der 22. Minute auflaufen ließ. Schaut man sich die Szene im TV an, so war es wohl eher ein Elfer. Im Stadion hatte ich live allerdings auch den Eindruck, dass das ein normaler Zweikampf war…
Einen weiteren Zugang für die üppige Sandhäuser Verletztenliste gab es auch zu beklagen. »Abwehr-Babo« Markus Karl verletzte sich schon nach 20 Minuten und musste raus.
Der glänzend aufgelegte Kevin Behrens vergab in der 32. Minute die größte Chance der ersten Hälfte, als er nach einer Flanke von Diekmeier aus kurzer Entfernung am Tor vorbei köpfte. Deshalb ging es mit einem für Dresden schmeichelhaften 0:0 in die Pause.
Wir erinnern uns an eine der größten Weisheiten des Fußballs: »Wer sie vorne nicht macht, kriegt sie hinten rein!« Und genau das passierte zehn Minuten nach Wiederanpfiff. Verteidiger Tim Kister verlor vor dem eigenen Tor ein wenig die Übersicht und legte unerklärlicherweise im eigenen Strafraum den Ball für Dresdens Erich Berko perfekt auf. Der bedankte sich und stellte mit der 1:0-Führung für die Gäste den Spielverlauf auf den Kopf…
Der Verlust des Abwehrschefs nach 20 Minuten, das unglückliche Gegentor, wenige Minuten vorher musste auch Philipp Förster verletzt ausgewechselt werden – es gab wohl nicht mehr viele, die zu diesem Zeitpunkt noch an einen Sandhäuser Sieg glaubte.
Aber es zeigte sich, dass das Team des SVS über eine großartige Mentalität verfügt. Nach einer kurzen Schockpause bliesen die Schwarz-Weißen zur Attacke in Richtung Dresdner Tor. Und die Gäste wussten bald gar nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht, denn die Sandhäuser Schüsse schlugen im Minutentakt auf Dresdens Kasten ein. Nejmeddin Daghfous, der für den verletzten Förster eingewechselt worden war, feierte nach monatelanger Verletzungspause ein glänzendes Comeback. In der 69. schlug er eine Ecke in den Strafraum, die Zhirov zum Ausgleich einköpfte. Nur drei Minuten später ging Sandhausen durch einen von Daghfous höchstpersönlich verwandelten Freistoß 2:1 in Führung!
Die Dresdner versuchten noch einmal zurückzukommen, ließen aber Präzision und spielerische Qualität vermissen. In der 79. Minute schloss der schnelle Andrew Wooten einen Konter zum 3:1 ab und machte damit den »Deckel« auf das Spiel…
Das war eine grandiose Vorstellung des SVS, das Publikum tobte vor Begeisterung, was man in Sandhausen auch nicht alle Tage erlebt. Neben dem eigenen Sieg waren auch die anderen Ergebnisse der Abstiegskandidaten ganz im Sandhäuser Sinne. Außer Sandhausen gelang keinem der letzten Sechs der Tabelle ein Sieg, lediglich der Vorletzte Ingolstand holte einen Punkt. So hat man sich mit dem Zwischenspurt von fünf ungeschlagen Spielen (4 Siege, 1 Remis) von den beiden letzten Plätzen ein wenig abgesetzt (7 Punkte Vorsprung auf Rang 17). Im Kampf gegen Platz 16 wird es allerdings noch eine Weile eng bleiben…