Kantersieg im Abstiegskampf: SV Sandhausen vs FC St. Pauli 4:0 – 16.3.2019
Zweitliga-Abstiegskampf im stürmischen Frühjahrswetter – klang nach einer guten Idee. Also ging es mal wieder hinaus nach Sandhausen, wo der heimische Sportverein den FC St. Pauli empfing und mit 4:0 nach Hause schickte…
Abstiegskampf vs Tabellenspitze
Nach dem 1:1 gegen Darmstadt beim letzten Besuch in Sandhausen sah es für Badens einzigen Zweitligisten nicht allzu gut aus, zumal zwei derbe Niederlagen gegen Köln (1:3) und daheim gegen Aue (0:3) folgten. Ein 1:0-Auswärtssieg beim Abstiegskampf-Konkurrenten Magdeburg ließ die Hoffnung aber wieder aufleben. Dieser wertvolle Auswärtsdreier sollte im Heimspiel gegen St. Pauli »veredelt« werden.
Gegner St. Pauli treibt sich dagegen in dieser Saison (für mich überraschend) in der erweiterten Tabellenspitze herum, kam aber nach einer derben Schlappe gegen den Lokalrivalen HSV als etwas angeschlagener Tabellenvierter in den Hardtwald.
SV Sandhausen vs FC St. Pauli 4:0
Bei wechselhaftem und leicht stürmischem Frühlingswetter wollten 10.657 Zusehende das Duell Tabellenkeller vs Tabellenspitze sehen. Was der drittbeste Besuch nach den beiden Spielen gegen die Bundesliga-Absteiger HSV und 1. FC Köln war. Der Hamburger Stadtteilklub brachte wie immer viele Fans mit und wurde auch ausgesprochen freundlich in Sandhausen begrüßt. Vor dem Stadion flatterte sogar eine St.-Pauli-Flagge im Frühjahrswind…
Volles Haus, gute Stimmung, annehmbares Wetter – es fehlt nur noch ein gutes Spiel. Das gab es (zumindest wenn man dem heimischen SVS die Daumen drückte…), nachdem Schiri Sven Waschitzki das Match zur samstäglichen Brunch-Zeit um 13:00 angepfiffen hatte.
Die Sandhäuser waren nach dem Auswärtssieg frisch motiviert und erzielten schon früh einen Treffer, der aber wg. Abseits nicht gegeben wurde. St. Pauli konnte zunächst dagegen halten, nach etwa 20 Minuten kippte das Spiel aber zunehmend in Richtung der Hausherren. Diese rackerten und fighteten in Richtung des Tores von Robin Himmelmann. Allen voran der neue Sandhäuser Kapitän Dennis Diekmeier. Der Winterneuzugang war als ex-HSVler wohl besonders motiviert und trieb auf seiner rechten Seite sein Team nach vorne.
Das sollte sich lohnen, denn Diekmeier war maßgeblich für die Sandhäuser Führung nach 34 Minuten verantwortlich. In einem unwiderstehlichen Lauf rannte Diekmeier vom eigenen Strafraum bis zur gegnerischen Grundlinie und schlug eine präzise Flanke in den Strafraum, wo Andrew Wooten gegen zwei Gegner zum 1:0-Führung einköpfte (das Video zeigt Diekmeiers energischen Lauf leider erst ab der Mittellinie). Eine fantastische Willensleistung, die das sonst eher zurückhaltende Sandhäuser Publikum in Ekstase versetzte…
Von nun an war der SVS der Chef auf dem Rasen, die Jungs von der Waterkant schwammen nur noch auf dem Rasen am Hardtwald herum. Logische Konsequenz: Das 2:0 kurz vor der Pause. Gislason schickte Förster mit einem feinen Pass auf der linken Seite Richtung Tor, der präsentierte sich zielsicher und netzte via langem Pfosten zum 2:0-Pausenstand ein…
Wer nach der Pause ein Aufbäumen des FC St. Pauli erwartete, hatte sich getäuscht. Denn die Sandhäuser machten nach Wiederanpfiff genau so weiter, wie sie vor der Pause aufgehört hatten. Erneut trieb der starke Diekmeier den Ball über die rechte Seite nach vorne und flankte in den Strafraum. Dort wartete diesmal der Ex-KSC-Bomber Fabian Schleusener und köpfte in der 46. Minute mühelos zum 3:0 ein. Und damit nicht genug, drei Minuten später spazierte der starke Philipp Förster unaufhaltsam durch den Strafraum und vollendete zum 4:0!
Damit war das Spiel mehr oder weniger beendet. Sandhausen zog sich nun zurück und ließ St. Pauli ein wenig im Mittelfeld Ballbesitz anhäufen. Den Gästen fehlte aber nach dem zweiten 0:4 innerhalb einer Woche der Glaube an eine Wende. Ex-KSC-Trainer Markus Kauczinski lieferte auf der Hamburger Bank das Symbolbild dazu, denn nach dem 0:4 setzte er sich dort hin und ward für den Rest des Spiels nicht mehr am Spielfeldrand gesehen…
Auch die mitgereisten Fans im Gästeblock schalteten in den bei Fanszenen aller Coleur überaus beliebten »Schmoll-Modus« und sagten gar nichts mehr. Die Fanszene des FC St. Pauli, die sich in ihren überaus wortreichen Blogs und sonstigen Social-Media-Kanälen immer für so »ganz anders« und »besonders« hält, ist dann doch letzten Endes genau so wie alle anderen. Was sie schon vor dem Spiel mit einer meterlangen Bastel- und Malarbeit unter Beweis stellten, auf der sie ihr eigenes Team als »mutlos« bezeichneten und sich und ihre Derby-Pyro-Orgie von jeglicher Verantwortung freisprachen…
4:0 endete das Spiel. Nach dem Schlusspfiff durften sich die Akteure des SVS zu Recht in der Fanecke feiern lassen. Nach zwei Siegen hintereinander konnte Sandhausen erstmals seit acht Spieltagen (und dem Abrutschen auf den letzten Platz am 24. Spieltag) wieder die tabellarischen Abstiegsränge verlassen und hat endgültig wieder Hoffnung geschöpft…