Gipfeltreffen beim Buddha: KSC vs VfL Osnabrück 2:1 – 2.3.2019
»Die Göttin des Glücks kommt nur dann, wenn sie Lust dazu hat«, sagte einst der weise Lehrer Buddha. Da sie in den letzten Wochen beim KSC nicht gekommen war, standen die Blau-Weißen beim Gipfeltreffen Zweiter gegen Erster der Dritten Liga ordentlich unter Druck. Den steckten sie souverän weg und brachten Tabellenführer VfL Osnabrück in einem überaus lebhaften Match die dritte Saisonniederlage bei…
Baustellen-Report, oder: Buddha wartet auf den Regen…
Auf der Stadion-Baustelle Wildpark geht es weiter voran. Stück für Stück werden die letzten Reste der alten Nordkurve weggebaggert. Außerdem wurde das Fundament für die demnächst zu errichtende provisorische Tribüne hinter dem Tor errichtet. Was Bauarbeiten angeht, läuft scheinbar alles nach Plan.
Ärger gab es trotzdem. Denn ungeklärt war, ob die hinter den beiden Tore zu errichtenden provisorischen Tribünen überdacht werden sollen, was die Stadtkasse noch einmal gut 1,4 Mio. Euro gekostet hätte. Im Vorfeld einer Entscheidung des Gemeinderats fuhr der KSC ein Horrorszenario über eine verweigerte Zweitliga-Lizenz auf, um die Gemeinderäte unter Druck zu setzen. Was nicht so richtig gelang, denn diese entschieden sich dafür, nur die Überdachung einer Behelfstribüne zu genehmigen. Für die zweite, die nur 11 Monate stehen soll, soll der Verein eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Das ist eine nachvollziehbare Entscheidung. Und die Ausnahme sollte, schaut man sich die Praxis der DFL in der Vergangenheit an, auch kein Problem sein.
Nun schmollt der KSC. In der Lokalpostille BNN (28.2.19) wurde Sportdirektor Oliver Kreuzer, auch wg. Unstimmigkeiten in Sachen Stadionrasen, mit den Worten zitiert:
»Es ist unglaublich, wie die Stadt uns die Unterstützung verweigert. (…) Uns werden nur Knüppel zwischen die Beine geworfen, das ist der Eindruck…«
Das ist schon ein erstaunlich dreistes Statement für einen Verantwortlichen eines heruntergewirtschafteten Vereins, dem auf Kosten der Allgemeinheit ein neues Stadion gebaut wird. Das ehemalige KSC-Verwaltungsrats- und jetzige Gemeinderats-Mitglied Lüppo Cramer stellte in der Debatte um die Tribünendächer treffend fest (Zitat):
»Der KSC sitzt sprichwörtlich weiterhin da wie ein Buddha, der die Steuergelder auf sich niederregnen lässt.«
KSC vs VfL Osnabrück 2:1
Der echte Buddha wartete damals, vor ungeführ 2.500 Jahren, bekanntlich nicht auf einen Geldregen, sondern hat ein reichhaltiges Œuvre an ihm zugeschriebenen Weisheiten für jede Lebenslage hinterlassen, z.B.: »Jedes Leben hat sein Maß an Leid. Manchmal bewirkt eben dieses unser Erwachen.«
Was perfekt zur bisherigen Rückrunde des KSC passt. Diese brachte für die Fans des Karlsruher Traditionsklubs ein ordentliches Maß an Leid. Denn aus den ersten sechs Rückrundenspielen wurden nur sieben Punkte eingefahren, ein einziger Sieg gelang. Rang 12 in der Rückrundentabelle war das Ergebnis. Nach der Heimpleite gegen Kaiserslautern reichte es für die Mannen von Alois Schwartz auswärts bei den Sportfreunden aus Lotte nur zu einem 0:0. Seit 205 Minuten war der KSC ohne Torerfolg. Nur der mangelnden Konstanz fast aller anderen Teams aus dem oberen Drittel der Drittliga-Tabelle hatten es die Blau-Weißen zu verdanken, dass die Ausgangslage in Sachen Aufstieg immer noch gut war. Aber es war höchste Zeit für das Erwachen, damit das auch so bleibt…
Der Gegner, Tabellenführer VfL Osnabrück, hatte dagegen mit 13 fast doppelt so viele Rückrunden-Punkte eingefahren und sich damit ein Polster von sechs Punkten auf die zweitplatzierten Karlsruher erarbeitet. Dieses wollte das Team von Trainer Daniel Thioune beim Gastspiel in Karlsruhe natürlich verteidigen. Und hatte dafür einen alten Karlsruher Bekannten dabei. Abwehrspieler Thomas Konrad lernte einst beim KSC das Fußballspielen und war uns auch damals beim Derby in Dundee als Spieler des Dundee FC über den Weg gelaufen…
13.739 Zusehende wollten das Spitzenspiel der Dritten Liga sehen, was für aktuelle Karlsruher Verhältnisse eine ordentliche Kulisse ist. Darunter auch ein leidlich gefüllter Gästeblock, dessen darin befindliches einschlägiges Klientel sich pünktlich zum Spielbeginn unter einem großen Banner verkroch und – Überraschung! – mit reichlich Pyro und lila Smokern wieder hervor kam. Als sie sich zum zweiten Mal unter dem Banner verkriechen wollten, schauten sich die Ordner das einmal an und es kam zu einer kleinen Auseinandersetzung. Auf dem einschlägigen Portal wird das natürlich ausgiebig glorifiziert…
Nach dem Anpfiff von Bundesliga-Schiri Robert Hartmann ging es aber nur noch auf dem Rasen zur Sache. Der KSC wollte sich diesmal nicht nachsagen lassen, das Spiel schläfrig zu beginnen, und berannte vom Anpfiff weg das Tor der Gäste. Eine Handvoll guter Gelegenheiten waren das Ergebnis.
Nach etwa 10 Minuten bekam der Tabellenführer aus Osnabrück das Spiel aber besser in den Griff und die Begegnung verwandelte sich in eine etwas unansehnliche und hektische Hackerei. »Intensiv« nennt man das dann wohl im Reporter-Sprech.
Schiri Hartmann hatte in den ersten Minuten recht kleinlich gepfiffen. So sah KSC-Stürmer Marvin Pourié, der einen leicht übermotivierten Eindruck machte, schon nach zwei Minuten die Gelbe Karte. Danach pfiff Hartmann aber nicht mehr nach seinen selbst gesetzten Maßstäben, sondern ließ den Akteuren, passend zum Karnevalswochenende, Narrenfreiheit. Gerade Pourié nutzte das weidlich aus, foulte und lamentierte sich über den Platz. Tore fielen aber keine, mit 0:0 ging es in die Kabine…
In der zweiten Hälfte wurde dann endlich Fußball gespielt. Und wie! Kurz nach der Pause eröffnete Marvin Pourié in der 48. Minute mit einer herrlichen Direktabnahme das Scoren. Anton Fink hatte butterweich in den Strafraum geflankt, Thomas Konrad ließ Pourié aus den Augen und der nutzte den Raum sofort aus und hämmerte die Kugel in den Kasten. Ein sehenswertes Tor, hätten es Messi, Ronaldo oder Salah erzielt, wäre es das ganze Wochenende auf Twitter auf und ab retweetet worden. Der Schönheitsfehler dabei: Torschütze Pourié hätte eigentlich nicht mehr (s.o.) auf dem Platz stehen dürfen. Die Göttin des Glücks, sie hatte wieder Lust auf Karlsruhe bekommen…
Der Tabellenführer aus Osnabrück brauchte ein paar Minuten um das wegzustecken, griff danach aber beherzt an. Der Ausgleich war die Belohnung. Nach einer scharf hereingetretenen Ecke konnte Konstantin Engel von Links unbewacht vor das Tor laufen und vollstrecken (66.).
Danach war es ein offenes Spiel zweier gleichwertiger Gegner mit Chancen auf beiden Seiten. Das Ende des Spiels näherte sich unaufhaltsam, und es schien auf ein Remis hinaus zu laufen…
Aber in der 85. Minute gab es noch einmal eine Ecke für den KSC. Wanitzek schlug sie hoch in den Strafraum, Gordon verschaffte sich mit resolutem Ellebogeneinsatz Platz und köpfte die Kunstlederkugel zum 2:1 in die Maschen. Auch hier war die Göttin des Glücks den Blau-Weißen wieder hold, der Armeinsatz von Gordon war schon ziemlich grenzwertig und es gibt Schiris, die hier auf Stürmerfoul entschieden hätten…
Hartmann aber nicht, die Osnabrücker bliesen ob des Rückstands zur Schlussattacke. Und wurden fast belohnt. In der Nachspielzeit segelte eine Flanke im hohen Bogen in den Karlsruher Strafraum. KSC-Ersatztorwart Müller konnte nur mühsam nach vorne abwehren, wofür sich Alvarez bedankte und vielleicht den Ausgleich erzielte. Oder vielleicht auch nicht. Gordon verhinderte den Einschlag der Kugel, stand dabei aber definitiv im Tor. Die Frage war, ob so weit hinter der Linie, dass die Kugel im vollem Umfang über die Linie gerollt war. Die TV-Bilder helfen bei der Aufklärung nicht wirklich weiter. Schiri Hartmann entschied auf »kein Tor«. Die Göttin des Glücks, sie war an diesem Tag in blau und weiß gewandet.
Umso unverständlicher, dass die Zusehenden auf der Haupttribüne den Schiri auspfiffen und beim Verlassen des Platzes mit Bierbechern bewarfen. Hartmann hatte alle engen Entscheidungen zugunsten des KSC entschieden, Grund zum Ärger hatten da wohl eher die Gäste. Aber wer versteht schon Fußballfans…
Durch diesen wichtigen Sieg konnte der KSC die »Rückrundenkrise« erst einmal beenden. Der weise Buddha sagte einst: »Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment.« Und der sagt aus, dass der Abstand zum Tabellenführer Osnabrück auf 3 Punkte geschrumpft ist und der Vorsprung zum SV Wehen auf dem bösen Rang 4 fünf Punkte beträgt. Am Freitag steht ein Auswärtsmatch beim Krisenteam KFC Uerdingen an. Wir werden sehen, ob das segensvolle Wirken der Göttin des Glücks da auch wieder benötigt wird…