Torjubel und Wutgeheul: KSC vs Preußen Münster 5:0 – 8.12.2018

Stadion

KSC vs Preußen Münster 5:0

Endlich mal was los im Wildpark! In einem unterhaltsamen Drittliga-Topspiel auf der Stadionbaustelle schickten die heimischen Blau-Weißen den SC Preußen Münster mit 5:0 zurück nach Westfalen…

Kicken auf der Baustelle

Beim ersten Wildparkbesuch seit dem feierlichen Abschied vom alten Wildpark waren vom alten Ballreiter-Stammblock A1 nur noch ein paar Stufen und ein Hügel aus brauner Erde und verhäckseltem Kriegsschrott übrig. Deshalb war das Spiel gegen Münster das erste Match im Exil auf der anderen Seite des Stadions, im Block E4.

Pünktlich zum Heimspielwochenende drehte der Herbst ordentlich auf und versorgte Baden mit ergiebigen Regengüssen und fiesen Sturmböen. Was dazu führte, dass nur 10.613 Zusehende das Topspiel Zweiter gegen Sechster im Stadion anschauen wollten…

KSC vs Preußen Münster 5:0

Dabei hatte der KSC doch daran gearbeitet, mehr Zusehende anzulocken. Seit der Heimpackung gegen den SV Wehen hatte der KSC nicht mehr verloren und aus den folgenden fünf Spielen 13 von 15 möglichen Punkten eingefahren. Und dabei auch noch 10 Tore geschossen. Das ist ein ganz neues Alois-Schwartz-Gefühl, seine fußballerische Minimalisten-Truppe hat sich neuerdings das Scoren angewöhnt…

Die Gäste aus Münster hatten hingegen in den letzten Wochen geschwächelt und fielen ein wenig hinter die Tabellenspitze zurück. Nur ein Sieg aus den letzten vier Spielen stand für den SC Preußen auf der Haben-Seite. Und der auch »nur« gegen das desolate Drittliga-Schlusslicht Eintracht Braunschweig, gegen die mittlerweile jeder gewinnt…

Es ist zwar überall zu lesen und zu hören, dass die erste halbe Stunde »ereignislos« gewesen sein soll. Aber der KSC begann das Spiel deutlich lebhafter und flotter, als man das als leidgepüfter Wildpark-Zusehender gewohnt ist. In normalen Spielen beginnt der KSC immer abwartend und spielt stehend im Mittelfeld den Ball hin und her um zu gucken, was der Gegner macht. Diesmal suchte man gleich mit Tempo den Weg nach vorne, oft schnell über die Flügel mit den sehr agilen Camoglu und Lorenz. Die Gäste aus Münster standen allerdings defensiv sehr gut und ließen im eigenen Strafraum nichts zu.

Drama, Action und Abenteuer gab es dann in den letzten 15 Minuten vor der Pause. Schiedsrichter Sven Jablonski übernahm dabei unfreiwillig die Hauptrolle. KSC-Stürmer Marvin Pourié ist im gegnerischen Strafraum eine Art »Drittliga-Neymar«. D.h., er fällt bei jeder Gelegenheit hin, um einen Elfmeter zu bekommen. Bei zwei Versuchen hatte Jablonski in den ersten 30 Minuten nur müde abgewunken, Pouriés dritter Versuch war erfolgreich. Er zog im Zweikampf Gegenspieler Lion Schweers am Trikot und ließ sich fallen, Jablonski fiel drauf rein und zeigte auf den Punkt. Anton Fink verwandelte gewohnt sicher, 1:0 in der 32. Minute.

Keine Frage, ein unberechtigter Elfer, aber sowas passiert im Fußball halt mal. Es war noch Zeit genug und es stand nur 0:1. Die Münsteraner steigerten sich aber, angeheizt von ihrem Trainer Marco Antwerpen, in eine Art Dauer-Aggro-Zustand hinein, der für die Konzentration auf das eigene Spiel alles andere als förderlich war…

Vier Minuten später versuchte Verteidiger Ole Kittner am eigenen Strafraum, den davoneilenden Lorenz von hinten mit gestrecktem Bein umzuhauen. In Schottland hätte er vielleicht Gelb gesehen, Jablonski zog die Rote Karte. Es gibt Schiris, die es bei Gelb belassen hätten, andererseits ist nach den Regeln bei groben Fouls von hinten bereits der Versuch strafbar. Hart, aber keine Fehlentscheidung. Sehr hübsch war auch, wie Kittner sich beim Abmarsch in die Kabine mit dem Publikum auf der Haupttribüne anlegte, das sich nicht lange um energische Missfallenskundgebungen bitten ließ. Es ging hoch her im Wildpark, ein sehr unterhaltsames Match…

Und als wäre das nicht genug, gab es in der 42. Minute den nächsten Elfer. Dieser war unstrittig, allerdings hatte Gordon unmittelbar vorher einen Münsteraner per Ellbogencheck außer Gefecht gesetzt, was Freistoß für Münster hätte geben müssen. Diesmal verwandelte Lorenz, 2:0!

Damit war es endgültig um die Konzentration des SC Preußen geschehen. Selbst Torhüter Schulze Niehues schrie wie von Sinnen den Linienrichter an und sah verdientermaßen Gelb. So geht es, wenn die Bank draußen keine Grenzen setzt. Eine Minute später nutzte der groß aufspielende Camoglu die fehlende Konzentration in Münsters Abwehr chirurgisch aus und konnte in aller Ruhe zum 3:0 Halbzeitstand verwandeln…

Damit war das Spiel entschieden, die zweite Hälfte wurde vom KSC nur noch locker runter gespielt und sah noch das 4:0 durch Camoglu (55.) und das 5:0 durch Pourié (79.). Die Preußen fanden ihre Konzentration nicht wieder und hatten alle Hände voll zu tun, die Niederlage in Grenzen zu halten.

Ein ganz schwaches Bild gaben während und nach dem Spiel die Verantwortlichen von Preußen Münster ab. Der offizielle Twitter-Account gab schon während des Spiels die »wir sind betrogen worden alles irregulär!1!!11!!!«-Dauerjammer-Linie vor. Und Trainer Marco Antwerpen präsentierte sich auch nach Abpfiff wenig souverän. Das Spiel war eben nicht nach 30 Minuten vorbei. Sicher war der erste Elfer eine Fehlentscheidung, aber als Trainer wäre es sein Job gewesen, sein Team zur Konzentration anzuhalten. Andere Teams sind auch schon in Unterzahl zurückgekommen. Wie am gleichen Tag Cagliari bei AS Roma, die mit zwei Mann in Unterzahl in der Nachspielzeit noch ein Unentschieden holten. Deshalb geht die 0:5-Klatsche auch auf Trainer Antwerpens Kappe…

Dem KSC kann es egal sein, mit dem fünften Sieg in Folge mit bombastischen 15 Toren stehen die Blau-Weißen auf Rang 2 der Tabelle. Wie sensationell diese Torflut für KSC-Verhältnisse ist sieht man daran, dass in der gesamten letzten Saison in 38 Spielen nur einmal vier und fünfmal drei Tore geschossen wurden. Fünf Tore in einem Spiel gab es zuletzt am 20. Spieltag der Drittliga-Saison 12/13, ein 5:2 gegen Heidenheim. Und den letzten Zu-Null-Sieg in diesen Regionen gab es in der Saison 98/99 mit einem 6:0 gegen die Stuttgarter Kickers. Lang ist es her…

Dass es mit so einer Siegesserie »nur« zu Rang 2 reicht zeigt, dass die oft zu lesende Einschätzung von »die Dritte Liga ist diese Saison an der Spitze schwächer« nicht mehr stimmt:

1. Vfl Osnabrück 37 Pkt.
2. KSC 35
3. Uerdingen 34
4. Hallescher FC 33
5. Unterhaching 31
6. Münster 29

In der letzten Saison betrug nach 18 Spielen der Abstand von Rang 6 zum Aufstiegsplatz 2 schon satte 9 Punkte, in dieser Saison ist das deutlich weniger. Es gibt mehr gute Teams an der Spitze, Unterhaching auf Rang 5 hat z.B. auch nur einmal verloren. Wenn man aufsteigen will, darf man sich deshalb wohl keine große Schwächephase mehr erlauben. Der KSC scheint für das Aufstiegsrennen gut gerüstet…

Fazit: In der ersten Halbzeit ein sehr unterhaltsames Spiel, in dem es hoch her ging. Und neuerdings schießt der KSC reichlich Tore, die Blau-Weißen stellen mittlerweile den drittbesten Angriff der Liga. Was für glorreiche Wildpark-Zeiten!

 

(Bewertung: Grauenvoll | Schlecht | Geht so | Gut | Exzellent)

Impressionen

Wir Traditionalisten wollen im Stadion den freien Himmel und einen Flutlichtmast über uns sehen…