Torreiches Heimdebakel: KSC vs SV Wehen-Wiesbaden 2:5 – 21.10.2018
Es sind, sofern nicht die Karlsruher Lokalpolitik kurz vor der Entscheidung einen Rückzieher macht, die letzten Tage des Wildparks in seiner jetzigen Form. Also ging es bei »goldenem Herbstwetter« hinaus in den sonnengefluteten Wildpark, in dem der heimische KSC aber irgendwie keine Lust auf Fußball hatte und folgerichtig vom SV Wehen-Wiesbaden mit einer 2:5-Heimpackung bestraft wurde…
KSC vs SV Wehen-Wiesbaden 2:5
Der kurze Karlsruher Aufschwung mit vier Siegen nach der Lotte-Heimschlappe hatte vor der Länderspielpause ein Ende gefunden. Dem 2:0 gegen Cottbus folgte eine 0:1-Niederlage in Rostock, die an die schwachen Vorstellungen in den Wochen vor dem Lotte-Spiel erinnerte…
Beim einzigen Oktober-Heimspiel gegen den ebenso offensivstarken wie defensivschwachen SV Wehen-Wiesbaden wollten die Blau-Weißen an die Phase mit den vier Siegen aus vier Spielen anknüpfen. Trainer Alois Schwartz, der beim schwachen Auftritt in Rostock erstaunlicherweise »ein sehr gutes Spiel« gesehen hatte, sagte vor dem Spiel: »Ich glaube natürlich an einen Sieg gegen Wehen-Wiesbaden.«
Das hatte er wohl vergessen, seinen Spielern als Maßgabe mit ins Spiel zu geben. Denn die Blau-Weißen legten vom Anpfiff weg einen ebenso lustlosen wie unkonzentriert-fahrigen Auftritt auf das trotz der monatelangen Dürre satte Grün im mit ca. 12.600 Zusehenden gefüllten Wildpark. Im Stehen schob man sich die Kugel ohne Tempo und Intensität gegenseitig zu. Nachdem sich die Gäste das einige Minuten angeschaut hatten, wurden sie forscher und spielten die lethargischen Karlsruher Defensivkräfte locker aus. Das 0:1 nach 10 Minuten durch Sebastian Mrowca war die zwangsläufige Konsequenz. Die Gäste passten sich locker den Ball zu, bis Mrowca einfach mal abzog und traf…
Als Anhänger der »ein Gegentor ist gut um aufzuwachen und richtig ins Spiel zu kommen«-Theorie erwartete man nun eine Reaktion des KSC. Die kam aber nicht. Analog ihres Übungsleiters, der mit verschränkten Armen regungslos vor seiner Trainerbank stand, spielten die Blau-Weißen einfach ihren Stiefel so weiter, als hätte es das Gegentor nie gegeben. »Na gut«, dachten sich die Gäste aus der hessischen Landeshauptstadt, und zogen in Person von Manuel Schäffler noch einmal ab. Torwart Uphoff ließ die Weltraumplastikkugel nach vorne abprallen, der sehr auffällige und agile Daniel-Kofi Kyereh nahm den Abpraller auf und vollendete zum 0:2 (28.).
Schiri Daniel Siebert machte das Spiel danach in wenigen Minuten noch torreicher. Innerhalb von zwei Minuten gab es für beide Teams je einen unberechtigten Elfmeter, Schäffler (34.) und Fink (35.) verwandelten und schraubten den Spielstand auf 1:3 hoch. Endlich gab es mal viele Tore im Wildpark!
Aber das war immer noch nicht alles in der ersten Halbzeit. Kurz vor der Pause kombinierten sich die Gäste nach Belieben durch die geistesabwesende Karlsruher Defensive, der überragende Kyereh vollendete zum 1:4-Halbzeitstand. Alois Schwartz stand immer noch mit verschränkten Armen am Spielfeldrand. Frühe Wechsel, Ersatzspieler zum Einsatz in der Halbzeit aufwärmen lassen – der gute Alois sah keinen Änderungsbedarf…
Symptomatisch: Das Team, das hungrig Minuten vor dem Schiedsrichter wieder aus der Kabine kam und es kaum erwarten konnte, los zu legen, waren die mit 4:1 führenden Gäste aus Wiesbaden. Manchmal sagen auch einfache Sachen viel über die beteiligten Mannschaften aus…
Auf der Gegengerade war mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit sogar der daueroptimistische Support-Singsang verstummt, entsprechend verlief diese in einer zum Spielstand passenden tristen Atmosphäre.
Die Gäste waren weiter das bestimmende Team und spielten sich Chance um Chance heraus. Deshalb klingelte es nach 58 Minuten ein weiteres Mal im Karlsruher Kasten – Jules Schwadorf fuhr einen Konter und vollendete ihn mit einem schönen Pass auf Kyereh, der mit seinem dritten Treffer des Tages das Ergebnis auf 1:5 hochschraubte.
Der SVW verwaltete nun nur noch das Ergebnis und der KSC kam besser ins Spiel. Mehr als ein weiterer Ehrentreffer nach einer Einzelleistung des besten Karlsruhers Marvin Pourié (80.) kam dabei aber nicht mehr herum…
Nach der Vorstellung fragt man sich, warum der SV Wehen-Wiesbaden eigentlich in der Tabelle so weit unten steht. Und der KSC so weit oben. Die Stimmungsverbesserung im Karlsruher Umfeld nach dem Zwischensprint mit den vier Siegen dürfte nach dieser unfassbaren Vorstellung dahin sein. Man darf gespannt sein, ob Alois Schwartz dieses Mal mit mehr als »Mund abputzen«-Floskeln und »Weiter so« reagiert, wenn es am kommenden Samstag zum Auswärtsspiel beim Tabellenvierten Unterhaching geht…