Gelungener Fußball-Sozialisationseinstieg für i-Dötzchen: KSC vs KFC Uerdingen 2:0 – 22.9.2018
Überraschung im Wildpark: Der bislang souverän auftretende Drittliga-Aufsteiger und -Tabellenführer KFC Uerdingen verlor gegen den in dieser Saison bislang alles andere als überzeugend aufgetretenen KSC sang- und klanglos mit 0:2…
»In Karlsruhe schreien die Leute immer gleich.«
Der KSC bot in den letzten Monaten wahrlich keine Sabine-Wittweresken »Fußballfeste im Stadion« an. Das 3:0 gegen Preußen Münster am 31.3. war, abgesehen vom Landespokalspiel gegen Waldhof, vor dem Uerdingen-Match der letzte Heimsieg gewesen, so dass die zunehmend weniger Zusehenden im Wildpark seit fast einem halben Jahr auf einen Heimsieg warteten. Dazwischen lagen die taktisch abgeschenkte Relegation, das peinliche 0:6 im DFB-Pokal gegen Hannover 96 und als »Krönung« das 1:3-Debakel gegen die Sportfreunde Lotte aka »der größte Sauhaufen im deutschen Fußball«. Dass man damit nicht zufrieden sein kann, liegt auf der Hand. KSC-Trainer Alois Schwartz sieht das aber gänzlich anders und beschwerte sich über die nach dem Lotte-Spiel auf das Team einprasselnde Kritik in einem Zeitungsinterview:
»In Karlsruhe schreien die Leute immer gleich.«
Damit die Leute nicht weiter schreien, hatte der KSC immerhin auswärts in Osnabrück mit typischem Schwartzschen Mauerfußball und einem gelungenen Freistoß einen Auswärtsdreier eingefahren und damit die Lage tabellarisch erst einmal wieder beruhigt…
KSC vs KFC Uerdingen 2:0
Die wenig berauschende Heimauftritte zeigen Wirkung: Die Besucherzahlen packen so gerade noch die Fünfstelligkeit. Aktuell hat der KSC den niedrigsten Zuschauerschnitt seit der Saison 2000/01, als der ruhmreiche Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix erstmals drittklassig war…
Zur Auffüllung der leeren Ränge werden Tickets in Aktionen unter Preis vertickt oder verschenkt. Zum Spiel gegen Uerdingen wurden Freikarten an alle Karlsruher Erstklässlerinnen und Erstklässler vergeben, so dass im Wildpark marodierende Horden von i-Dötzchen (wie man Schulanfänger im Westen nennt) unterwegs waren. Eine gute Sache, schließlich sollen die lieben Kleinen ja nicht nur mit Neymar-, Cristiano- und Messi-Trikots rumlaufen. Man musste nur hoffen, dass der KSC ihnen nicht beim ersten Stadionbesuch die Freude am örtlichen Fußball ruiniert…
Apropos Westen, mit dem KFC Uerdingen war endlich mal wieder Besuch aus der heimatlichen Region im Wildpark zu sehen. Wir waren bekanntlich beim denkwürdigen Spiel in Mannheim dabei, in dem der Aufstieg in die Dritte Liga klar gemacht wurde. Und als gut finanzierter Liga-Neuling ist der KFC aus der 1975 zu Krefeld eingemeindeten Stadt am Rhein gut in die Drittliga-Saison gestartet und kam als amtierender Tabellenführer in den Wildpark. Außerdem gab es ein Wiedersehen mit dem ehemaligen KSC-Torhüter René Vollath…
Während Alois Schwartz seine wie üblich nur leicht variierte Standardaufstellung auf den Rasen schickte, überraschte der Blick auf die Aufstellung des KFC. Kein Beister, kein Musculus, kein Dörfler – stattdessen schickte KFC-Trainer Krämer Außenbahnspieler Stefan Aigner als einzigen nominellen Stürmer auf den Rasen. Wie so oft fragte man sich mit Blick auf die Aufstellung des Gegners: Wovor haben die Gegner im Wildpark eigentlich Angst?
Ca. 10.800 Zusehende waren bei mildem Spätsommerwetter im Wildpark erschienen, darunter auch ca. 400 Fans des KFC im Gästeblock. Alle gemeinsam rieben sich nach dem Anpfiff von Schiri Frank Willenborg (wenn man den Schiri im Spiel gar nicht bemerkt war es ein gutes Spiel des Unparteiischen) die Augen. Der Spitzenreiter aus Uerdingen kam überhaupt nicht ins Spiel, der heimische KSC dominierte die Partie vom Anpfiff weg.
Endlich spielten sich die Blau-Weißen die Bälle nicht im Stehen zu, alle waren sehr aufmerksam und stets in Bewegung Richtung Uerdinger Tor. Einziges Manko war wie so oft die Präzision in den Offensivaktionen im Strafraum und die Chancenverwertung. Deshalb dauerte es fast eine halbe Stunde, bis Daniel Gordon nach einem von seinem Abwehrkollegen Pisot verlängerten Eckball per Kopf die überfällige und nach den Spielanteilen viel zu niedrige 1:0-Führung erzielte, mit der es auch in die Halbzeit-Pause ging…
Nach der Pause wurden die Uerdinger etwas agiler, ließen aber vor dem Tor Präzision und den »letzten Einsatz« vermissen. »Wir hatten über 90 Minuten keine Phase, in der wir richtig im Spiel waren« sagte Stefan Krämer nach dem Spiel, das trifft es perfekt.
Die Blau-Weißen blieben das überlegene Team und veranstalteten ein Wett-Zielschießen zwischen Pourié und Lorenz auf den Kasten von Vollath. Die beiden ließen allerbeste Torchancen gnadenlos liegen und hielten das Spiel damit unnötig lange offen.
In der 61. Minute passierte es dann aber! Anton Fink passte auf den bis dato glück- und torlosen Marvin Pourié, der gekonnt Uerdingens Kapitän und Abwehrchef Mario Erb aussteigen ließ und mit seinem ersten Saisontor nach zahllosen Fehlversuchen endlich ins Tor traf – 2:0!
Damit war das Match »durch«, der KSC verwaltete das Ergebnis gegen eine nach dem 0:2 aufsteckende Uerdinger Mannschaft und ließ dabei noch einige schöne Gelegenheiten für weitere Tore liegen.
Die eingeladenen i-Dötzchen hatten ein für Karlsruher Verhältnisse gutes Spiel gesehen, damit konnten die Spieler in Blau einen wertvollen Beitrag zur kindlichen Fußball-Sozialisation liefern!
Nach dem Spiel waren rund um den Wildpark endlich mal wieder alle zufrieden, das war das beste Heimspiel seit dem 3:1 gegen Unterhaching im Januar. Nur Alois Schwartz trat in der PK noch ein wenig in Richtung Karlsruher Umfeld nach:
»Geduld – dieses Wort kennen nicht mehr viele.«
Souveränen Umgang mit schlechten Leistungen des eigenen Teams könnte er von seinem Uerdinger Kollegen Stefan Krämer lernen…
Weekly Vollath
Der »Weekly Vollath« war hier bekanntlich zu Zeiten der KSC-Abstiegsmannschaft 16/17, als Vollath beim KSC als Kapitän im Tor stand und dabei einen inoffiziellen Nebenjob als Kritiker zurechtweisenden »Pressesprecher« hatte, eine feste Einrichtung. Ehrensache, dass wir diese Tradition wieder aufleben lassen, wenn der gute Vollath in den Wildpark zurückkehrt. Zur Niederlage in Karlsruhe schrieb er auf Facebook:
»Allgemein muss man festhalten, dass der Sieg für Karlsruhe absolut in Ordnung geht, wir waren einfach nicht gut genug um Zählbares mit nach Hause zu nehmen. Vielleicht kam die Niederlage auch zum richtigen Zeitpunkt um die Sinne vor den beiden anderen Spielen in dieser englischen Woche zu schärfen.«
Dem kann man nicht widersprechen!