Heimdesaster: KSC vs Sportfreunde Lotte 1:3 – 1.9.2018

Stadion

»Es ist unklug, immer den Sieg davontragen zu wollen« sagte einst der Staatsmann und Schriftsteller Niccoló Machiavelli. Und es scheint, als wäre diese Weisheit fast 500 Jahre nach Machiavellis Wirken beim KSC auf fruchtbaren Boden gefallen. Denn auch gegen den Tabellenletzten Sportfreunde Lotte wollte der KSC die seit Ende März andauernde Heimspiel-Sieglos-Serie nicht abreißen lassen und verlor konsequenterweise mit 1:3…

KSC vs Sportfreunde Lotte 1:3

Die Sportfreunde aus Lotte waren als Tabellenletzter eigentlich ein dankbarer Gegner, denn dort ging es in den letzten Wochen hoch her. Obschon auch Drittligist, können sie sich noch Trainerwechsel leisten und machen davon reichhaltig Gebrauch. Seit dem Abgang von Ismail Atalan im Sommer 2017 übernahm vor dem Match im Wildpark mit Nils Drube der sechste Übungsleiter den Schlüssel der Trainerkabine. Begleitet von allerlei Kalamitäten wie Spielersuspendierungen und -Streiks hatten die Sportfreunde vom Autobahnkreuz unter Drubes Vorgänger Matthias Maucksch noch kein Spiel gewonnen und gerade einmal ein kümmerliches Törchen erzielt…

Den Drittligakracher KSC vs Lotte, bei dem sich gleich zwei der drei torärmsten Teams der Liga im Wildpark versammelten, wollten offiziell 10.107 Zusehende sehen. Wenn man seinen Blick durch das Stadion-Rund schweifen ließ, sah es eher nach 8.000 bis 9.000 aus. Da waren wohl viele Dauerkartenbesitzende daheim geblieben…

Daheim blieben auch die meisten Fans der Sportfreunde. 50 Gästefans legten die etwa 460 Autobahnkilometer zurück. Deshalb blieb erstmals seit längerer Zeit der Gästeblock im Wildpark geschlossen und die 50 Gäste aus Lotte durften sich auf der Haupttribüne einquartieren…

Dass es beim KSC aktuell keine Fußballfeste zu sehen gibt, hat sich unter den Zusehenden schon herumgesprochen. Mit dem Desaster der ersten Halbzeit hatte aber wohl niemand gerechnet.

Alois Schwartz hatte sich etwas ausgedacht, was wohl eine Art 4-1-4-1 sein sollte. Mangels Sechser im Kader musste Wanitzek die »1« vor der Abwehr geben. Das funktionierte überhaupt nicht, vielmehr entstand ein riesiges Loch im Karlsruher Mittelfeld. Die Sportfreunde pressten die Karlsruher schon an der Mittellinie, und die Blau-Weißen ließen sich dort fast jeden Ball abnehmen. Nach Balleroberung rannten und passten die Gäste sofort durch das löchrige Mittelfeld hindurch Richtung Karlsruher Tor, was die behäbig agierende KSC-Defensive in allergrößte Schwierigkeiten stürzte. Das 0:1 in der 6. Minute war die logische Konsequenz, Pisot klärte eine scharfe Hereingabe von Langlitz ins eigene Tor. Und nur sieben Minuten später klingelte es erneut, Osterhelweg verwertete eine schöne Vorarbeit von Lindner…

Der KSC versuchte danach, sich ein wenig zu befreien. Ohne Bewegung und ohne Tempo war das aber ein vergebliches Unterfangen. Niemand wollte den Ball haben, der ballführende Karlsruher war praktisch immer auf der Suche nach einer Anspielstation, im Stehen wurde die Kugel hin und her gepasst…

Dazu hatte das Publikum im Wildpark die Faxen dicke, bruddelte und pfiff gelegentlich vor sich hin. Die meiste Zeit herrschte aber einfach Stille, es war eine Atmosphäre wie bei einem Freundschaftsspiel. Als dann in der 29. Minute noch das 0:3 durch Rahn fiel, wurde die Ruhe durch lautstarke Pfiffe abgelöst…

Mit dem 3:0 im Rücken ließen es die Sportfreunde lockerer angehen und der KSC kam etwas besser ins Spiel, auch weil durch einen »Höchststrafe-Wechsel« der indisponierte Stiefler nach 35 Minuten hinausging und mit dem jungen Hanek ein gelernter zentraler Mittelfeldspieler übernahm und das »Loch« im Mittelfeld verkleinerte. Ein Gewaltsschuss von Justin Möbius, der für den frisch verkauften Florent Muslija in die Startelf rückte und das 0:2 durch einen Ballverlust maßgeblich verursacht hatte, sorgte in der 39. Minute noch für den 1:3-Ehrentreffer. Die blau-weißen Helden wurden mit einem Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet…

In der Halbzeit legte die Stadionregie den Song »Zeit dass sich was dreht« von Herbert Grönemeyer auf. Das werden sie danach bereut haben, denn die Gegengerade nahm den Ohrwurm von der WM 2006 dankbar auf, dichtete den Text um zu »Zeit dass Ingo geht« und sang diesen Song die ganze zweite Halbzeit hindurch. »Ingo« ist natürlich KSC-Präsident Ingo Wellenreuther, der aber wie Sportdirektor Kreuzer und Vize-Präsi Pilarsky im Urlaub weilte. Seine Getreuen werden ihm aber sicher davon berichten…

In der zweiten Hälfte ließen die Sportfreunde es zunächst ruhiger angehen. Etwas zu ruhig, denn der KSC entdeckte nun, dass zum Fußball auch Laufen und Tempo gehört und erarbeitete sich diverse Großchancen. Die größte davon war ein Foulelfmeter in der 66. Minute, den Lottes Torwart Steve Kroll aber ebenso mühelos hielt wie die diversen Torschussversuche der KSC-Angreifer. Trainer Schwarz sah es anschließende ganz richtig:

»Wir haben es ja mit dem Toreschießen leider nicht so.«

Nach dem verschossenen Elfer waren die Sportfreunde wieder munter, spielten die letzten 25 Minuten mehr oder weniger locker herunter und fuhren einen deutlichen Auswärtssieg ein…

Peinlich war es, wie die Stadionregie Sekunden nach Schlusspfiff versuchte, das Pfeifkonzert und die »Ingo-raus«-Rufe durch ohrenbetäubend laute Musik zu übertönen, was allerdings nicht so ganz gelang, wie das kleine Video zeigt:

Fazit: Eine peinliche Vorstellung des KSC in der ersten Hälfte, die auch die bessere zweite Hälfte nicht wettmachen konnte. Nach diesem Spiel scheint es so, dass die Blau-Weißen mit dem Aufstieg eher nichts zu tun haben werden. Seit über fünf Monaten wurde kein Heimspiel mehr gewonnen, in dieser Saison stehen aus sechs Spielen ein Sieg und kümmerliche fünf Törchen zu Buche…

 

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