Geschenke auf dem Rasen: SV Sandhausen vs Hamburger SV 0:3 – 12.8.2018
»Feiertage kommen wie Könige und gehen wie Bettler«, sagt ein estnisches Sprichwort. Das passt gut zum »großen« Spiel des SV Sandhausen gegen den abgestürzten ex-Bundesliga-Dino Hamburger SV. Nach allerlei Medien-Bohai zeigte sich der SVS vor großer Kulisse ausgesprochen spendabel und ermöglichte dem HSV den ersten Zweitliga-Sieg seiner Vereinsgeschichte…
Der große Fußballfeiertag…
Gegen das allgemeine »der große HSV muss nach Sandhausen, höhöhö«-Theater in den Medien kann man sich als Verein schlecht wehren. Die Frage ist aber, ob man bei der »jahrmarktmäßigen« Inszenierung nach Kräften mitmachen muss, wie mit der seltsamen Plakataktion in Hamburg und der Selbstinszenierung als »Fußballfeiertag auf dem Dorf gegen den so furchtbar großen HSV« mit Freibieraktion etc.
Das, was Fußball in Sandhausen normalerweise ausmacht, nämlich in entspannter Atmosphäre schön Zweitligafußball schauen, war bei diesem Spiel nicht vorhanden. Der Ort und die Stadioninfrastruktur ist für ein Fußballspiel mit über 14.500 Zusehenden gar nicht eingerichtet. Um das Stadion herum und im Stadion gab es überall nur Schlangen und Gedränge…
Dummerweise gab es nur Karten für den C-Block, der in erster Linie von HSV-Fans bevölkert war. Diese stellten sich als eher unangenehme Zeitgenossen heraus. Dem Akzent bei ihren großmäuligen Tiraden nach zu urteilen, waren sie aber eher in der Mannheimer Region zu Hause und nicht aus Hamburg angereist…
SV Sandhausen vs Hamburger SV 0:3
Aber in erster Linie ging es ja um Fußball. Und in der Hinsicht gab es ein Duell zweier Teams, die nach dem ersten Spieltag mit Null Punkten da standen. Der große Aufstiegsfavorit HSV gönnte sich zum Auftakt eine 0:3-Heimschlappe gegen Holstein Kiel. Und der SVS ging nach einer 1:0-Führung in Fürth innerhalb von 10 Minuten mit 1:3 unter.
Im vollen Stadion bei nicht zu warmen Sommerwetter marschierten die Akteure vor 15.400 erwartungsfrohen Zusehenden ein…
Im Grunde war das Spiel aber nach 7 Minuten schon entschieden. Sandhausens Torwart Marcel Schuhen, normalerweise ein sehr zuverlässiger Vertreter seiner Zunft, hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt und legte dem anfangs noch ein wenig verunsichert wirkenden HSV das befreiende Tor auf. Schuhen wollte vom Tor weg das Spiel schnell machen, kickte die Kugel aber dem sehr agilen Khaled Narey in die Beine, der sich bedankte und für das 0:1 sorgte…
Als sich die Sandhäuser nach einer Phase der Verunsicherung gerade leicht erholt hatten, köpfte Rick van Drongelen einen Freistoß von Douglas Santos in der 30. Minute zum 2:0 ins Tor.
Danach hätte man eigentlich nach Hause gehen können, den Sandhäusern gelang trotz eines nicht nachlassenden Engagement nichts mehr. Schuhens zweiter Fehler, der Narey in der 59. Minute den 0:3-Endstand ermöglichte, war zwar unangenehm für den bedauernswerten Sandhäuser Keeper. Aber Sandhausen wäre auch »nur« mit einem 0:2-Rückstand nicht mehr zurück gekommen, von daher war es fast egal…
Der SV Sandhausen legte mit zwei Niederlagen bei 1:6-Toren den schlechtesten Start seiner Zweitligageschichte hin. Saisonübergreifend gab es in den vergangenen 12 Spielen nur einen Sieg zu bejubeln. Und im Kalenderjahr 2018 nur einen einzigen Heimsieg. Zeit, das Marketing-Chi-Chi (mir scheint der neue Marketingchef Dag Heydecker die treibende Kraft dahinter zu sein) herunter- und den guten alten Sandhäuser Kampf auf dem Rasen wieder hochzufahren. Entscheidend ist auf dem Platz, nicht auf Plakatwänden in fremden Städten…