Le derby de l‘Est: Racing Club de Strasbourg vs FC Metz 2:2 – 1.4.2018

Stadion

Ostern macht man immer einen Ausflug. Und was wäre ein besserer Osterausflug als einer hinüber nach Straßburg, wo das 116. »Derby de l‘est« auf dem Programm stand? Und es sollte ein lohnendes Ausflugsziel sein, denn in einem packenden Derby mit 2 Roten Karten und reichlich Action gab es zwischen Racing Strasbourg und dem FC Metz ein 2:2…

Le derby de l‘Est

Das »Derby de l‘est« ist das Match zwischen den beiden großen Klubs im Nordosten Frankreichs, Racing Strasbourg (Elsass) und dem FC Metz aus der Stadt an der Mosel (Lothringen). Etwa 130 km liegen zwischen den beiden Metropolen dieser Regionen mit ihrer bewegten Geschichte zwischen Deutschland und Frankreich.

Aus der historischen Rivalität der Regionen Elsass und Lothringen hat sich im Fußball, ähnlich wie bei Derbys Köln vs Gladbach oder KSC vs VfB, zwischen bestimmten Gruppen aus den »Fan-Szenen« eine völlig aus dem Ruder gelaufene Feindschaft entwickelt, mit all den typischen Begleiterscheinungen der Fußballmoderne.

Die französischen Behörden haben darauf keinen Bock mehr und erließen eine Anordnung, nach der nur 600 Fans aus Metz in den Gästeblock durften. Ansonsten war es verboten, sich mit Metz-Fanutensilien in Straßburg aufzuhalten. Raue Sitten in Frankreich…

Das Derby wurde zum 116. Male in einem Pflichtspiel ausgetragen. Von 93 Duellen in der Ligue 1 (und dem Vorläufer Division 1) hatte Metz 40 mal die Oberhand behalten, gegenüber 25 Siegen für Racing. Seit der Insolvenz und dem Neustart von Racing in der 5. Liga (das wurde in diesem kleinen Blog im Rahmen des ersten verbloggten Besuch in Straßburg näher ausgeführt) hatte es das Derby de l‘Est nicht mehr gegeben. Beim Hinspiel in Metz im Dezember 2017 hatten die Lothringer mit 3:0 deutlich die Oberhand behalten. Klare Sache, Racing wollte dafür Revanche!

Ansonsten läuft die Ligue-1-Saison aber für Racing deutlich besser. Metz ist Tabellenletzter mit 7 Punkten Rückstand auf den Vorletzten Lille, Racing hat satte 11 Punkte mehr und mäandert ein wenig zwischen Abstiegszone und unterem Mittelfeld.

Racing Club de Strasbourg vs FC Metz 2:2

Das Derby wollten natürlich alle sehen, entsprechend begehrt waren die Tickets (Team ballreiter hatte auf Twitter aufgepasst und in den wenigen Minuten zugeschlagen, für die einige Restkarten in der Woche vor dem Derby verfügbar wurden) und brachten Racing mit etwa 25.600 Zusehenden ein ausverkauftes Haus ein.

Auch das Wetter spielte mit, an einem etwas windigen Frühlingstag ließ sich die Sonne über der Meinau blicken. Und Derby hin oder her, die bei Liga-Spielen in Frankreich übliche entspannte Stimmung im Stadion war auch nicht anders als sonst, die Polizei hielt sich sehr im Hintergrund.

Nach einer Gedenkminute für die Opfer des Terroranschlags bei Carcassonne ging es los.

Und das Derby nahm von Beginn an Fahrt auf. Beide Teams suchten den Weg zum Tor, und schon nach 17 Minuten ging Racing in Führung. Metz‘ japanischer Nationaltorhüter Eiji Kawashima (einst auch für ein halbes Jahr bei Dundee United im Tor) ließ einen harmlosen Schuss nach vorne abprallen, der mitgelaufene Torjäger Stéphane Bahoken staubte zur 1:0-Führung ab.

Acht Minuten später übernahm Schiri Ruddy Buquet die Hauptrolle. Per Handelfmeter schoss Emmanuel Rivière den Ausgleich für Metz. Das Problem dabei: Den Handelfer hätte es gar nicht geben dürfen, denn das Handspiel wurde von einem Spieler aus Metz begangen…

Buquet war damit der Buhmann des Publikums und stand unfreiwillig im Mittelpunkt. Kernige Zweikämpfe (vier Gelbe gab es in HZ 1) und Offensivaktionen mit »offenem Visier« gab es zu bewundern, zur Halbzeit blieb es beim 1:1.

Die zweite Hälfte begann mit einer kalten Dusche für Racing: In der ersten Aktion des zweiten Durchgangs verlor der normalerweise stets solide Jean-Eudes Aholou einen Zweikampf 30 Meter vor dem Tor. Dossevi bedankte sich und flankte auf den mitgelaufenen Florent Mollet, der mühelos zum 1:2 verwandelte.

Nach einer kurzen Schockphase drängte Racing auf den Ausgleich. Metz wehrte sich nach Kräften und kam mit gefährlichen Kontern Richtung Straßburger Tor. Einer dieser Konter wurde von Abdallah N'Dour mit einer Blutgrätsche unterbunden. Rote Karte war die Konsequenz, Schiri Buquet sollte endgültig nicht mehr der Liebling des Publikums werden.

Glücklicherweise (für Racing) sah Vahid Selimovic nach einem taktischen Foul nur 13 Minuten später Gelb-Rot, so dass es mit 10 vs 10 weitergehen konnte. Zeitweise ging es hoch her auf dem Rasen und Buquet hatte Mühe, das Spiel unter Kontrolle zu halten. Sogar ein Metzer Ersatzspieler wurde auf der Bank umgehauen, als er sich bei einem Einwurf mit einem Racing-Spieler einen Zweikampf(!) lieferte. Minutenlang lag er vor der Bank, sowas gibt es nicht alle Tage zu sehen…

In der 80. Minute gab es dann die große Erlösung. Verteidiger Ernest Seka hämmerte einen Abpraller aus der Abwehr vehement in die Maschen zum 2:2-Endstand. Das war ein Jubel in der Meinau!

Fazit: Das hat Spaß gemacht! Ein intensives Derby mit 4 Toren, 2 Roten Karten und vielen Strafraumaktionen endete 2:2. Für Metz am Tabellenende im Grunde zu wenig. Racing kann damit, insbesondere bei diesem Spielverlauf, deutlich besser leben.

Impressionen