Ungeschlagen: KSC vs SV Meppen 2:0 – 17.3.2018
»Hier regiert nur einer, SV Meppen und sonst keiner« war auf einem Banner im gut gefüllten Gästeblock zu lesen. Was nicht den Tatsachen entsprach, denn auch im 15. Heimspiel der Saison 17/18 blieb der KSC im Wildpark ungeschlagen und gewann gegen den »Kultverein« SV Meppen mit 2:0…
Karlsruher Torflut!
Zwei 3:1-Siege hintereinander, eine solche Torflut sind die Karlsruher Fußballfreunde und -freundinnen gar nicht mehr gewohnt! Dem 3:1 im letzten Heimspiel gegen Großaspach folgte ein ebensolches auswärts beim Pleiteklub Rot-Weiß Erfurt (mdr-Spielbericht auf Youtube). Letzteres war aber ein hartes Stück Arbeit, Erfurt hielt das Spiel lange offen und das dritte Tor fiel erst in der letzten Minute.
Heimpremiere gegen Meppen
Pünktlich mit der Rückkehr des Winters stand das Heimspiel gegen den legendären SV Meppen auf dem Programm, und das zum ersten Mal in der Fußball-Historie. Als die Emsländer aus dem 35.000-Einwohner-Städtchen an der niederländischen Grenze zwischen 1987 und 1998 ihre große Zeit als sprichwörtlicher Schrecken der Zweiten Liga hatten (»Ich spiele doch nicht in Meppen, da gehe ich lieber in die Türkei« sagte Toni Schumacher 1988 nach dem Abstieg mit Schalke 04 und flüchtete zu Fener…), hatte der KSC seine große Zeit in der Bundesliga. Für Meppen begann 1998 ein Niedergang bis hinunter in die Oberliga mit der (für wahre deutsche Traditionsvereine obligatorischen) Insolvenz im Jahre 2001. Nach dem Wiederaufstieg in die Regionalliga 2011 verbesserte sich der »Kultverein« kontinuierlich und im letzten Sommer feierte man rund um das Emslandstadion den Aufstieg in die Dritte Liga.
Deshalb spielen Meppen und KSC nun erstmals in derselben Liga, und das historische erste Pflichspiel gewann der SV Meppen am 1. Oktober daheim mit 2:0. Was auch die letzte Niederlage des KSC in der aktuellen Drittligasaison war…
KSC vs SV Meppen 2:0
Revanche für jene Auswärtsniederlage stand also auf dem Programm, 11.661 Zusehende wollten diese im kalten Wildpark sehen. Pünktlich zum Wochenende kam der Winter zurück. Zwar ohne Schneemassen, aber mit Kälte und eisigem Wind. Natürlich nicht so kalt, dass es für das obligatorische Stadionbier zu kalt gewesen wäre…
Ca. 500 Fans aus Meppen hatten die knapp 530 Bahn-Kilometer (viele davon per Sonderzug) auf sich genommen und sorgten mit der einheimischen Gegengerade für eine gute Stimmung im nicht einmal zur Hälfte gefüllten Wildpark.
Einen »alten Bekannten« gab es auf dem Rasen zu sehen: Stürmer Luka Tankulic stand 2015 beim Neujahrsderby-Groundhopp in Dundee im Kader des Dundee FC und erzielte nach Einwechslung den 2:6-Ehrentreffer. Ein Jahr später verließ er Dundee und landete über die Sportfreunde Lotte zu Beginn dieses Jahres im Emsland. Und wurde von Coach Christian Neidhart im Wildpark in die Startelf berufen…
»Alte Bekannte« ist ein gutes Stichwort. Alois Schwartz hat die alte Alf-Ramsey-Weisheit »Never change a winning team« bekanntlich verinnerlicht und wechselt die Stammformation freiwillig so gut wie gar nicht. Außenverteidiger Matthias Bader war leicht angeschlagen und wurde durch Marco Thiede ersetzt. Das andere potenzielle Wechselduell der letzten Wochen, »Lorenz vs Camoglu«, ist derzeit (verdientermaßen) zugunsten von Camoglu entschieden…
Nach dem Anpfiff gab es gleich in der 2. Minute eine gute Chance für den KSC, Meppens Torwart Domaschke war noch dran und verhinderte die frühe Führung. Danach sammelten sich die Emsländer, ließen kaum noch Chancen zu und spielten munter mit. Das Spiel fand mit ausgeglichenen Spielanteilen vorwiegend zwischen den Strafräumen statt, wie das halt so ist in der Dritten Liga.
Die Weisheit der Binse sagt: In engen Spielen muss man die wenigen Chancen nutzen. Und genau das machte Anton Fink! Der Rekordtorjäger der Dritten Liga, seit November ohne Torerfolg, besorgte in der 27. Minute das 1:0. Aus einem Meppener Einwurf entstand ein Konter, von Fink selbst wuchtig über die Mitte vorgetragen. Nach einem Pass zum mitgelaufenen Muslija bekam Fink die Kugel von jenem kurz vor dem Strafraum zurück und schoss sie ansatzlos mit Rechts ins Netz – »Torfluch« mit einem schönen Kontertor beendet!
Am Spiel änderte sich nichts groß. Meppen bekam wenige Minuten später die Riesenchance, als Mittelstürmer Benjamin Girth aus fünf Metern mehr oder weniger Torwart Uphoff anköpfte, der nur seine Hand hochzucken lassen musste um den Ausgleich zu verhindern.
So ist das halt aktuell in der Dritten Liga, wenn der KSC spielt: Ausgeglichenes Spiel, wenige gute Chancen, aber das Tor machen die Blau-Weißen.
In der zweiten Hälfte blieb es bei ausgeglichenen Spielanteilen und wenigen Torraumszenen. Wenn überhaupt, dann waren es die Meppener, die vor dem Karlsruher Kasten auftauchten.
Bis die Gäste in der 77. Minute den zweiten fatalen Fehler begingen. Beim Versuch eines Spielaufbaus durch Torhüter Domaschke verdaddelte Meppens Kapitän Wagner den Ball im Mittelfeld gegen Muslija. Der spielte steil auf den losstürmenden Anton Fink, der die Gelegenheit zum Doppelpack gerne annahm und das Spiel 13 Minuten vor dem Abpfiff beendete.
Fazit: Zwei Fehler, zwei Kontertore – Meppen machte eigentlich ein gutes Spiel im Wildpark, besiegte sich aber im Grunde selbst. Der KSC tat sich sehr schwer gegen den munter mitspielenden Gast, aber nahm die Hürde Meppen letztendlich, wie der Sportschreiber so sagt, »im Stile einer Spitzenmannschaft«.
Anton Fink sagte nach dem Spiel das, was man als Führungsspieler und Kapitän so sagt:
»Ich spiele Fußball, um Tore zu machen, aber auch um Erfolg zu haben. Dazu zählen zehn andere Spieler und die Ersatzspieler. Alle zählen dazu. Es ist wichtig, dass wir als Mannschaft gewinnen. Wenn jeder einzeln für sich spielt, würden wir nicht dastehen, wo wir gerade stehen.«
Aber in Wirklichkeit wird er natürlich erleichtert gewesen sein, die »Torlos-Serie« beendet zu haben…
Die Lage
Woanders war es nicht nur kalt, sondern es fiel auch Schnee. Was dazu führte, dass das Spiel des 1. FC Magdeburg in Jena ausfiel und der KSC nun punktgleich mit Magdeburg (das nun zwei Spiele weniger hat) auf Rang 3 steht. Die Konkurrenz aus Rostock und der Kölner Südstadt verlor in Aalen bzw. daheim gegen Großaspach, nur Spitzenreiter Paderborn (ein Spiel weniger) und der SV Wehen gewannen ihre Spiele.
Die Karlsruher Serie ist nunmehr auf 19 Spiele ohne Niederlage angewachsen, am kommenden Samstag kann in Würzburg der Rekord von 20 unbesiegten Spielen aus der letzten Drittligasaison 12/13 eingestellt werden. Und das durch »Fußball arbeiten«. Der KSC ist weit davon entfernt, jedes Team vom Rasen zu wirbeln. Jedes Match ist ein hartes Stück Arbeit und es wird Arbeitssieg an Arbeitssieg gereiht. Wer hätte das in der Hinrunde noch für möglich gehalten?