Torflut im Wildpark: KSC vs SG Sonnenhof Großaspach 3:1 – 7.3.2018
Premiere im Wildpark: Zum ersten Mal durfte man in Karlsruhe einem Pflichtspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach beiwohnen. Und es war eine gelungene Premiere, denn der KSC besiegte die Gäste aus dem ruralen schwäbischen Raum durch eine (für Karlsruher Verhältnisse) wahre Torflut mit 3:1 und steht damit als einer der großen Sieger des Drittligaspieltags in der »englischen Woche« da…
Sportlicher Höhenflug und finanzielle Tristesse
Die Rekordserie des KSC unter Alois Schwartz wird immer länger und länger, 16 Spiele war das »Superteam aus Baden« ungeschlagen. Beim letzten Auswärtsspiel bei den Sportfreunden Lotte (Video auf Youtube) war diese Serie aber kurz vor dem Ende. Über weite Strecken boten die Blau-Weißen die schwächste Leistung der letzten Wochen. Nur dem KSC-Standard-Torrezept »langer Ball auf Schleusener« war der Punktgewinn und damit der Erhalt der Serie letztendlich zu verdanken.
An anderen Fronten hat der KSC auch zu kämpfen. Diesen Schluss lässt die Meldung zu, dass der KSC seine traditionsreiche zweite Mannschaft in der nächsten Saison aus Kostengründen vom Spielbetrieb abmelden und stattdessen zukünftig mit dem lokalen Oberligisten SV Spielberg kooperieren wird. Die »Amas« des KSC schweben in der Oberliga Baden-Württemberg in Abstiegsgefahr und wären evtl. sowieso abgestiegen. Und in der Verbandsliga kann man mit Fug und Recht die Sinnfrage für eine zweite Mannschaft eines Profiklubs stellen. Nur: Der SV Spielberg steht noch schlechter da und es könnte gut sein, dass die dem Jugendalter entwachsenen KSC-Talente dann trotzdem in der Verbandsliga spielen müssten. Ob das eine Option für Talente mit gewissen Ambitionen in Richtung Profifußball sein kann, werden wir in den nächsten Jahren sehen…
SG Sonnenhof Großaspach
Wie erwähnt, der Gegner SG Sonnenhof Großaspach war zum ersten Mal zu einem Pflichtspieltermin im Wildpark zu Gast. Die Sportgemeinschaft ist wohl der einzige deutsche Profifußballklub, der aus einer Thekenmannschaft (Ende der 70er war das) hervorgegangen ist. Seit 1987 nimmt die Mannschaft am regulären Spielbetrieb teil. 1994 fusionierte man mit einem örtlichen »normalen« Sportverein und machte sich auf den Weg durch die Ligenpyramide, der 2015 in der Dritten Liga endete. In den beiden letzten Spielzeiten schnitt die SG mit den Plätzen 7 und 10 hervorragend ab. Über den »Dorfklub« (das hat sich der Klub als Marke registrieren lassen…) lacht in der Dritten Liga niemand mehr…
In der aktuellen Saison spielte das Team von Trainer Sascha Hildmann eine gute Hinrunde mit Kontakt zur Spitzengruppe. Seitdem läuft es aber nicht mehr, in der Rückrunde ist die SG noch sieglos und holte aus 7 Spielen nur kümmerliche 2 Pünktchen. Und auswärts wurde seit 3. November des Vorjahres nicht mehr gewonnen. Bisher bewahrte man am Sporthotel aber die Ruhe, Präsident Werner Benignus übte sich in Bescheidenheit: »Für unseren Verein ist es eine große Ehre, sich nun bereits seit vier Jahren mit so vielen namhaften Clubs messen zu dürfen!«
KSC vs SG Sonnenhof Großaspach 3:1
Keine Frage, der KSC mit seiner ungeschlagenen Serie von 16 Spielen war gegen die aktuell formschwachen Gäste haushoher Favorit. Und es galt Revanche zu nehmen, denn im Hinspiel, dem historischen allerersten Zusammentreffen der beiden Teams, hatte es für den KSC im dritten Spiel unter Trainer Alois Schwartz eine 0:1-Niederlage gesetzt.
Immerhin knapp 11.600 Zusehende wollten den Flutlicht-Kick gegen den Dorfklub aus dem Schwäbischen sehen. Von denen standen nur wenige im Gästeblock, aus dem etwa 80 km entfernten Aspach war nur eine Handvoll Fans (ca. 50) angereist. Vielleicht, weil es »im Wildpark alle schwer haben« in dieser Saison. Diese Zeile aus Sabine Wittwers Gassenhauer »KSC ole ole« präsentierte der heimische Fanblock als großes Banner. Es ist eine Zeile von großer Weisheit, denn der KSC ist auch am 28. Spieltag daheim noch ungeschlagen. Lediglich Osnabrück, Halle und Aalen durften einen Zähler mit nach Hause nehmen…
Als das Spiel in erwartungsfroher Atmosphäre dann losging, nahm es aber einen durchaus unerwarteten Verlauf. Der in diesem Jahr noch sieglose Gast übernahm auf dem Rasen das Kommando, die Blau-Weißen knüpften nahtlos an ihren lahmen Auftritt im letzten Auswärtsspiel am Autobahnkreuz Lotte-Osnabrück an.
Die erste halbe Stunde könnte man unter das Motto »die 26 Minuten des Jeff-Denis Fehr« stellen. Der agile Aspacher Mittelfeldspieler mit der Nummer 30 auf dem Rücken spielte groß auf, war vorne und hinten zu finden, trieb sein Team an und stürzte sich beherzt in jeden Zweikampf. Dummerweise bekam Fehr schon nach 2 Minuten vom in der ersten Hälfte noch nach einer klaren Linie suchenden Schiri Steffen Brütting eine völlig überzogene Gelbe Karte zu sehen. Deshalb war nach diversen eingeleiten Angriffen, einer guten eigenen Torchance in der 16. (ein schöner Schuss aus der Drehung) und zwei weiteren Fouls der härteren Sorte schon in der 26. Minute Feierabend. SG-Trainer Hildmann wollte keinen Platzverweis riskieren und wechselte Fehr deshalb früh aus. Ein kurzer und starker Auftritt von Jeff-Denis Fehr, jetzt kennt man ihn auch in Karlsruhe …
In dieser Phase war Großaspach das bessere Team mit den klareren Chancen. Die von Fehr und seinem ebenfalls stark aufspielenden Kollegen Saliou Sané eingeleiteten schnellen Angriffe stürzten die KSC-Defensive in ungewohnte Probleme. Aber, wenn es läuft dann läuft es halt, der KSC hatte, besonders beim Lattentreffer von Fountas in der 11. Minute, das Glück des Tüchtigen. Und ging deshalb trotz eines schwachen Auftritts mit 0:0 in die Kabine…
Trainer Schwartz hatte in der Pause wohl, wie man dann immer so schön sagt, »die richtigen Worte« gefunden. Die Blau-Weißen kamen deutlich agiler aus der Pause zurück und gaben sofort Gas Richtung Aspacher Tor. Und wurden dafür schon nach 2 Minuten belohnt. Pisot klärte einen langen Ball aus der eigenen Hälfte auf Schleusener. Der setzte sich durch und marschierte den linken Flügel entlang, um dann an der Strafraumgrenze genau im richtigen Moment auf den mitgelaufenen Camoglu quer zu spielen. Camoglu, der nach einigen Spielen auf der Bank mal wieder von Beginn an ran durfte, schob die Kugel aus spitzem Winkel ins Netz - 1:0! Das Tor war eine Variation des KSC-Standardtorverfahrens »langer Ball auf Schleusener«. Statt das Tor selbst zu machen, legte der Top-Torjäger aber dieses Mal umsichtig auf…
Die SG wollte sich nicht geschlagen geben und drängte auf den Ausgleich, was dem KSC-Spiel entgegen kam, weil es die berühmten »Räume« gab. Entsprechend war das Spiel in der zweiten Hälfte deutlich interessanter anzuschauen. Großaspach erspielte sich einige gute Chancen. Aber, s.o., wenn es läuft läuft es. Der Gegner machte den Ball nicht rein, stattdessen schug der KSC in der 63. (Pisot) und der 79. (Föhrenbach) zweimal nach Ecken zu. Aspachs Abwehr hatte nach Standards immer einen Moment der defensiven Unordnung, was der KSC eiskalt nutzte. Das Tor der SG in der 86. Minute durch Röttger kam zu spät…
Fazit: Ein deutlicher Sieg gegen eine starke SG. Die ungeschlagene Heimserie des KSC hielt ebenso wie die Rückrunden-Sieglos-Serie der SG vom Sonnenhof. Auf der Gegengerade durften sich die Blau-Weißen ein weiteres Mal feiern lassen, während die Aspacher nach Niederlage nach guter Leistung bedröppelt am Anstoßpunkt standen und erst einmal eine Dienstbesprechung im Mittelkreis abhielten. Fußball ist halt oft ein bisschen ungerecht…
Die Lage
Der Aufstiegskampf in der Dritten Liga spitzt sich zu. Die ersten Fünf trennen nur noch 4 Punkte. Der KSC marschiert mit nunmehr 17 Spielen ohne Niederlage und 21 Punkten aus 9 Rückrundenspielen Richtung Tabellenspitze. Am Dienstag trennten sich die beiden Spitzenteams SC Paderborn und 1. FC Magdeburg in einem ziemlich guten Spiel 1:1 (Youtube-Video), sodass der Abstand zur Tabellenspitze nur noch 3 Punkte beträgt. Paderborn und Magdeburg haben beide noch ein Nachholspiel (der SCP in Meppen, der Club aus Magdeburg daheim gegen Zwickau) in der Hinterhand. Die sie aber natürlich erst einmal gewinnen müssen. Wie unangenehm Zwickau sein kann, musste Hansa Rostock erfahren, die beim Spiel in Zwickau mit 0:1 den kürzeren zogen und nun erst einmal ein Stück zurückgefallen sind.
Die nächste Aufgabe des KSC steht am Sonntag an, wenn es zum Tabellenletzten Rot-Weiß Erfurt geht. In den bisherigen Drittliga-Spielen gegen die Thüringer hat der KSC noch nie ein Gegentor kassiert…