Duell der Kleinsten: SV Sandhausen vs FC Erzgebirge Aue 1:1 – 3.3.2018
Sandhausen (knapp 15.000 Einwohner) und Aue (knapp 16.200) sind zwar die beiden kleinsten Orte im deutschen Profifußball, ihre Vereine SV und FC Erzgebirge aber seit Jahren etablierte Zweitligisten. Deshalb spielten sie am Samstag im Hardtwaldstadion auch schon zum zehnten Mal gegeneinander, was eine gute Gelegenheit war, mal wieder im benachbarten Sandhausen vorbeizuschauen…
Ein Samstag in Sandhausen…
Am Tag vor dem Spieltag hatte der Winter in Baden noch einmal alles gegeben und etwa 2 cm Neuschnee abschneien lassen. Am Samstag morgen ließ sich aber der Vor-Frühling blicken und brachte Sonnenschein und Plusgrade. Ergebnis: Auch wenn viele Spiele in den unteren Spielklassen ausfielen, in Sandhausen war vom Winter nichts mehr zu sehen und der Platz (zumindest nach Augenschein) in einem guten Zustand.
Im Ort Sandhausen war mit dem Erwachen des Vorfrühlings ordentlich was los, was Tausende auf die Beine brachte. Nein, nicht das Spiel des SVS, sondern die Wiedereröffnung der örtlichen Aldi-Filiale mobilisierte die Massen…
Das Stadion war aber an diesem sonnigen Samstag nicht so populär wie der Supermarkt, 5.160 fanden sich im Hardtwaldstadion am Stadtrand ein…
SV Sandhausen vs FC Erzgebirge Aue 1:1
Seit »der Gott des Geldes« in Form des Bundesligisten SC Freiburg in der Winterpause zugeschlagen und Sandhausens besten Stürmer Lucas Höler (7 Tore und 3 Vorlagen in der Hinrunde, damit an 10 von 21 Toren beteiligt) weggekauft hat (wir alle kennen das Sprichwort von den Elchen…), hat der SV Sandhausen ein Problem: Er schießt zu wenig Tore! In den 7 Spielen 2018 trafen die Schwarz-Weißen nur viermal ins Netz des Gegners. Gleichzeitig kassierten sie auch nur 4 Tore, so dass sich der Sportverein nach der starken Hinrunde weiter im oberen Tabellendrittel halten kann. Zusammen mit der Vielzahl von verletzten Spielern hat Hölers Abgang aber eine bisher nicht zu schließende Lücke hinterlassen.
Der abstiegsbedrohte Gegner »Wismut« Aue ist auch nicht gerade eine Torfabrik, immerhin kamen sie mit der Empfehlung eines 2:2 beim letzten Auswärtsspiel in Kiel sowie drei ungeschlagenen Spielen ins Hardtwaldstadion. Mit Dimitri Nazarov, Dennis Kempe und Pascal Köpke hatten sie zudem eine Ladung alter Karlsruher Bekannter dabei, die allesamt mit der Startelf aufliefen. Genau wie der »Buffon des Erzgebirges«, Torwart Martin Männel, der zum 306. Mal für Aue in der Zweiten Liga im Kasten stand. Eine Zweitliga-Legende!
Nach den eisigen Wochen Ende Februar startete der März mit Plustemperaturen und Sonnenschein, was wohl dazu beitrug, dass zum Anpfiff im nur halbgefüllten Hardtwaldstadion eine gute Stimmung herrschte.
Das Spiel entpuppte sich aber leider als echter »Stimmungstöter«. Die Gäste aus Aue ließen keinen Zweifel daran, dass sie auf einen Punkt scharf waren, und verbarrikadierten sich mit 8 Mann hinter dem Ball. Der SVS fand keine Mittel dagegen und hatte zwar mehr Ballbesitz und dadurch eine »optische Überlegenheit«, die sich aber vorwiegend im Mittelfeld abspielte. Die Strafräume waren eine »verbotene Zone«…
Eine gute Chance hatte Sandhausen durch Karl, der nach einer halben Stunde einen satten Schuss aus 17 Metern weit am Kasten vorbei setzte. Und Aue kurz vor der Pause durch Munsy, der sich gegen den ex-Gladbacher Knipping durchsetzte und Sandhausens Keeper Schuhen zum Eingreifen zwang. Das war die beste Torgelegenheit der ersten Hälfte…
Also ging es torlos in die Pause. Diese sah dann die bis dato spektakulärste Aktion des Tages. Ein Herr in einem HSV-Trikot mit van-der-Vaart-Beflockung, getragen über einer schicken Camouflage-Leggins, drehte aus unbekannten Gründen eine Ehrenrunde auf dem Rasen. Anscheinend wollte er schon einmal testen, wie das so ist in Sandhausen, bevor nächste Saison der HSV in Mannschaftsstärke erscheint…
Nach der Pause ging es zunächst ähnlich weiter wie in HZ 1. Bis nach 10 Minuten ex-KSC-Spieler Dennis Kempe einen Einwurf an der Mittellinie quer über das Feld nach vorne pöhlte und Köpke nachsetzte. Paqarada und Knipping wurden sich nicht richtig einig, wer da nun eingreifen sollte. Was den guten Knipping so irritierte, dass er vor dem eigenen Tor über den Ball säbelte und Köpke aus der Drehung einschießen konnte. Die Führung für Aue, und in diesem Spiel konnte ein Tor einfach nur aus so einer kuriosen Situation fallen…
SVS-Trainer Kocak reagierte kurz drauf und wechselte Stiefler ein, der in die Defensive ging. Und der erstaunlich vielseitige isländische Winterneuzugang Rurik Gislason wechselte für ihn von der Rechtsverteidigerposition nach vorne als zweite Sturmspitze neben Sukuta-Paso.
Im Sandhäuser Angriffsspiel war sofort mehr Zug drin und das Publikum wurde lauter. Die schwarzweißen Akteure drängten die Auer »Veilchen« in die eigene Hälfte. Der Erfolg stellte sich in der 69. Minute ein: Ein langer Ball flog nach links vorne zu Sukuta-Paso, der sich gegen Wydra durchsetzte (der dabei ähnlich schlecht aussah wie zuvor Knipping) und den Ball auf den frei heranlaufenden Gislason zurücklegte, der mit rechts einschoss.
Das Match wurde nun etwas wilder und offener. Die Sandhäuser drängten auf den Siegtreffer, was den Gästen Konterchancen einräumte. Mehr als ein Lattentreffer von Karl sprang dabei aber für das Heimteam nicht mehr heraus.
Fazit: Lange Zeit ein actionarmes Mittelfeldgeplänkel, das dann nach den beiden Toren in den letzten 20 Minuten spannend und unterhaltsam wurde.