Eiskalt im Eiskeller: KSC vs Chemnitzer FC 2:0 – 25.2.2018

Stadion

KSC vs Chemnitzer FC 2:0

»Wenn’s kühl wird finden’s viele nicht mehr cool« stellte der Schweizer Aphoristiker Walter Ludin einmal fest. Und es war verdammt kühl in Baden, als der KSC den Chemnitzer FC am 26. Spieltag der Dritten Liga empfing und ebenso kühl wie das Wetter mit 2:0 besiegte…

Von Spiel zu Spiel…

Konsequent pflügt der KSC unter Alois Schwartz minimalistisch durch die Liga. Nach dem letzten 1:0 im Heimspiel gegen Fortuna Köln folgte mit einem 0:0 im Nachholspiel in Osnabrück und dem obligatorischen 1:0 beim Halleschen FC eine 4-Punkte-Auswärts-Woche.

Langsam aber sicher rückt die Tabellenspitze wieder in Reichweite. Der dabei gespielte Fußball ist alles andere als schön, die beiden Auswärtsspiele waren schon harte Kost für den Fußball-Connaisseur. Aber der Erfolgreiche macht alles richtig…

KSC vs Chemnitzer FC 2:0

Der Heimspielgegner Chemnitzer FC rückte erst zum vierten Mal zu einem Pflichtspiel im Wildpark an. Nur einmal, im Oktober 1999, gab es mit einem 2:1-Auswärtssieg für die »Himmelblauen« etwas zu holen. Damals war auch nicht gerade die glorreichste Phase der ruhmreichen Geschichte des Karlsruher SC…

Der (wie fast alle Fußballklubs der DDR) 1966 als Fußballclub Karl-Marx-Stadt gegründete Chemnitzer FC war schon 1967 Meister der DDR. Nach der Wende hielten sie sich 10 Jahre lang in der Zweiten Bundesliga. Nach dem Abstieg aus ebenjener 2001 ging es, wie bei so viele ex-DDR-Klubs, rapide bergab bis hinunter in die Oberliga Nordost. 2011 gelang der Aufstieg in die Dritte Liga, seitdem gehören die Himmelblauen zum Stammpersonal der Dritten Liga.

Sehr löblich: Nach der Wende verzichtete man in Chemnitz auf die Aneignung der im deutschen Fußball so mystischen »Tradition« durch Berufung auf die Geschichte längst verblichener Vereine (hallo Lok Leipzig, hallo RW Erfurt…). Es gab von 1899 bis 1944 in Chemnitz einen Chemnitzer BC, der zu den Gründungsmitgliedern des DFB gehörte. Die Umbenennung in Chemnitzer BC stand nach der Wende kurz im Raum, schlauerweise nahm man von dieser Idee aber Abstand. Tote Vereine soll man ruhen lassen…

Zurück in den kalten Wildpark! Immerhin waren der KSC und seine Serviceunternehmen dieses Mal besser auf »im Winter ist es kalt« eingestellt. Die Bierleitungen waren nicht eingefroren, und so kalt, dass das Stadionbier nicht schmecken würde, war es nun auch wieder nicht…

Knapp 10.700 Zusehende sahen das ähnlich, darunter 500 aus Chemnitz, die ihren Gästeblock mit ziemlich schicken weiß-himmelblauen Bettlaken dekoriert hatten!

Der heimische Fanblock hatte ein wenig gebastelt und forderte ein Diskussionsverbot für »50+1« via Banner. Dabei hat der KSC gar keine ausgegliederte Spielbetriebsgesellschaft. Aber man ist auch als kleiner Drittligist gerne am Puls der großen Fußballdebatten. »Kleckerlesverroi für immer« mit Besserungsscheinen beim Vizepräsidenten ist der geliebte Weg, und der soll es immer sein. ¡Viva la tradicion!

Anstoß, es geht los!

Unter eisigem Wind im Stehplatzstammblock ging es dann pünktlich auf dem Rasen los. Alois Schwartz spielte mit seiner Standard-Elf. Ebenso Standard in den letzten Wochen war der einzige Wechsel: Lorenz wechselte für Thiede in die Startelf. Im Grunde ist der KSC für gegnerische Trainer leicht auszurechnen, man weiß was auf dem Rasen stehen wird. Allein: Es nützt ihnen nichts, seit 15 Spieltagen gelang es keinem Trainer, dem bekannten Karlsruher Muster etwas Erfolgsversprechendes entgegen zu stellen…

Bei Chemnitz musste Trainer David Bergner auf seinen Top-Torjäger, den ex-Leipziger Daniel Frahn, verzichten, der eine Gelbsperre absaß.

Zu Beginn hatte der KSC gleich mal zwei große Torchancen. Besonders die erste, als der Ball nach einer energischen Wühlerei von Schleusener durch die Chemnitzer Abwehr zu Anton Fink kam, hätte man eigentlich machen müssen. Aber der gute Anton Fink ist derzeit nicht in Form, für einen Torjäger seines Formats war das ein geradezu kläglicher Abschluss…

Nach dem lebhaften Auftakt lähmte aber die eisige Kälte die kurzbehosten Akteure in ihren Bemühungen. Es gab wie so oft das typische neutralisierende Mittelfeldspiel ohne vielversprechende Strafraumaktionen. Verdientermaßen ging es mit 0:0 in die Kabine, und die Zusehenden aus dem A1 und auf der Haupttribüne freuten sich, sich für 15 Minuten aus dem Eiswind entfernen zu können…

Zweite Halbzeit mit anderer Perspektive…

Dank eines freundlichen Menschen (vielen Dank, der Herr!) konnte zur zweiten Hälfte ein windgeschützter Platz eingenommen werden, und prompt wurde das Spiel besser! Die Akteure hatten sich wohl gedacht »wenn wir uns schneller bewegen frieren wir auch nicht so in den kurzen Hosen« und legten eine deutliche Temposteigerung hin.

Miroslav Slavov, nach Frahn der zweitbeste Chemnitzer Torjäger, hatte nach 5 Minuten eine gute Torchance, Kollege Tom Baumgart sogar deren zwei. Das Tor machte aber der KSC.

Eine (wie so oft) ziemlich verunglückte Flanke von Lorenz segelte an Freund und Feind vorbei zum frei stehenden Schleusener, und der ließ sich nicht bitten – 1:0 in der 59. Minute! Das KSC-Standardtor: Langer Ball auf Schleusener, der macht das dann schon…

Damit war klar: Alle können nach Hause gehen, führt der KSC 1:0, ist das Spiel beendet. Immerhin schalteten die Blau-Weißen dieses Mal nach der Führung nicht in den »Verwaltungsmodus«, sondern drückten energisch auf das 2:0. Das dann auch in der 70. Minute fiel: Ecke Lorenz - Kopfball Gordon. Standards sind das zweite Mittel, wenn Standard 1 (s.o.) nicht benutzt wird…

Sehr hübsch auch die darauf folgende Torjubelchoreografie…

In KSC-Spielerkreisen spielt man gerne ein Ballerspiel namens Fortnite, dieser Jubel war eine Hommage an dieses Spiel. Jubelchoreografien haben sie schon wie die Großen…

Die letzten 20 Minuten ließ der KSC nix mehr zu. Er hatte sogar noch gute Chancen für ein drittes Tor, von Chemnitz war nicht mehr viel zu sehen…

Fazit: Knapp eine Stunde musste man warten, bis es nach der Führung ein durchaus unterhaltsames Spiel wurde. Die Blau-Weißen eilen ungeschlagen durch die Liga und niemand kann sie stoppen! Deshalb durften sie sich nach dem Spiel auch ihren wohlverdienten Applaus abholen…

Es waren übrigens auch mal wieder Groundhopper aus England zu Besuch, wie stets sind sie begeistert von unserem guten alten Wildpark:

Die Lage

Neuerdings gibt es nach jedem KSC-Spiel aktualisierte Rekordzahlen zu verkünden:

  • 15 Spiele ungeschlagen!
  • 2(!) Gegentore in den letzten 13 Spielen!
  • In der Alois-Schwartz-Tabelle stehen aus 21 Spielen 43 Punkte zu Buche, der Bestwert!
  • In der Rückrunde wurden von 21 möglichen Punkten 17 eingefahren.
  • In eben dieser Rückrunde wurden auf Paderborn 8, auf Magdeburg 7, auf Wehen 6 und auf Rostock und Köln 5 Punkte aufgeholt.

Weiter geht es am Freitag auswärts bei den eher heimschwachen Sportfreunden Lotte. Der kühne Ergebnistipp: 1:0-Sieg für den KSC, Tor Schleusener nach einem Steilpass…

Impressionen

Blauer Himmel über dem eiskalten Wildpark.

Auf der Holztribüne…