Minimalistische Aufholjagd: KSC vs SC Fortuna Köln 1:0 – 10.2.2018
Zur nächsten Etappe der Karlsruher Aufholjagd Richtung Aufstieg ging es am winterlich-kalten Karnevalssamstag raus in den Wildpark. Belohnt wurde man mit der aktuellen Karlsruher minimalistisch-erfolgreichen Standard-Fußballkost: Mit dem obligatorischen 1:0 wurde im Topspiel der SC Fortuna Köln heim in die Kölsche Südstadt geschickt…
Teilzeitfußball im Aufstiegsrennen
Trotz eines Auswärts-Unentschieden hatte das 1:1 im Topspiel beim SV Wehen (Sportschau-Video auf Youtube) ein enttäuschtes Gefühl zurückgelassen. Wie schon beim letzten Heimspiel gegen Werder II hatten die Blau-Weißen im Wiesbadener Rohrrahmenpalast »Teilzeit« gespielt. Gegen Werder II blieb das dank eines schwachen Gegners ohne Folgen. In Wiesbaden wurde es aber mit dem Verlust von zwei Punkten bestraft. Entsprechend groß war die Enttäuschung und die Produktion der in solchen Fällen üblichen Plattitüden wie »Mund abputzen und weiter machen« (übrigens eine der schlimmsten Fußballfloskeln überhaupt…).
Da von den anderen Spitzenteams nur Rostock dreifach punktete und sich das Hinrunden-Spitzenteam aus Magdeburg mit einer weiteren Auswärtsniederlage sogar eine kleine Ergebniskrise von drei sieglosen Spielen nahm, waren das in der Aufholjagd Richtung Aufstiegsplätze zwei verlorene Punkte…
KSC vs SC Fortuna Köln 1:0
Aber das nächste »Topspiel« stand schon vor der Tür, und damit die Gelegenheit, es besser zu machen. Der Fünftplatzierte SC Fortuna Köln, ein alter »Traditionsklub« (wir wissen, wenn diese Bezeichnung fällt waren die letzten Jahre nicht gar so doll…) aus der 2. Bundesliga (noch immer die Nummer 3 der ewigen Tabelle) spielte im Wildpark auf. An das Hinspiel am 5. Spieltag erinnert man sich beim KSC ungern, denn mit 0:4 setzte es die höchste Saisonniederlage und anschließend einen neuen Trainer…
»Ich glaube, das Spiel gegen Karlsruhe wird das absolute Topspiel mit über 15.000 Zuschauern« hatte Fortuna Kölns Trainer Uwe Koschinat im Vorfeld gesagt, wohl in Unkenntnis aktueller Karlsruher Zuschauerzahlen. Der KSC hatte sich mit »närrischen Preisen« alle Mühe gegeben. Mit Erfolg, denn mit über 13.800 Zusehenden gab es an einem kalten aber trockenen Wintertag den zweitbesten (auf 14.837 am 1. Spieltag gegen Osnabrück steht der Saisonrekord) Besuch zu vermelden. Von denen hatten, glaubt man dem lokalen sonntäglichen Anzeigenblättle, 5.000 die »närrischen Preise« ausgenutzt…
Die Organisation des KSC scheint Andrängen solcher Art aber entwöhnt zu sein. Noch 10 Minuten vor Anpfiff gab es am »Nackten Mann« lange Schlangen an den selbst für diese Zuschauerzahl viel zu wenigen Eingängen zu bewundern…
KSC-Trainer Alois Schwartz lebt die alte Fußballweisheit »Never change a winning team« bekanntlich auch nach Unentschieden. Entsprechend bot die blau-weiße Startelf wenig Überraschendes, denn es war zum dritten Mal in Folge die selbe…
Mit einer hübschen Choreo der Gegengerade (siehe Fotos) ging es in das Match. Und das ging gleich gut los. Nach 7 Minuten verleitete ein abgewehrter Freistoß von Wanitzek den Fortunen Dahmani zum uninspirierten Herumtändeln vor dem eigenen Strafraum. Wanitzek witterte seine Chance, setzte ihn unter Druck, nahm ihm den Ball ab und spitzelte ihn zu Mehlem. Der spielte die Kugel auf den Flügel zu Anton Fink. Selbiger wusste das Spielgerät hoch auf den am Pfosten lauernden Schleusener zu schlagen. Und der köpfte zur 1:0-Führung ein, Saisontreffer Nr. 10 für den einzigen Karlsruher Torjäger…
»Wenn du in Karlsruhe 0:1 zurückliegst, kannst du eigentlich fast zurückfahren« sagte Uwe Koschinat nach dem Spiel. Und hat damit Recht. Der KSC schaltete umgehend in seinen berühmt-berüchtigten defensiven Verwaltungsmodus und versuchte das Spiel zu kontrollieren.
Das fiel diesmal aber nicht so leicht, denn die Fortuna wehrte sich nach Kräften und setzte die Blau-Weißen in der Defensive unter Druck. Zwei sehr gute Chancen waren die Folge. Der KSC hatte insbesondere beim zweiten Schussversuch, den Torwart Uphoff gefährlich abprallen ließ, genau das Spielglück, das man halt hat, wenn es gerade läuft. Die linke Karlsruher Seite mit Marc Lorenz und Jonas Föhrenbach erwies sich als »Einfallstor« für Kölner Angriffsaktivitäten. Die Karlsruher liefen fast nur noch hinterher. Aber das Tor aus der einen Chance reichte aus, um die 1:0-Führung mit in die Halbzeit zu nehmen…
Die zweite Hälfte begann mit einem Wechsel. Der im Spiel gegen Haching durchaus überzeugende und kampfstarke Marco Thiede ersetzte Lorenz. »Kampf« sollte sowieso das Motto für die zweite Hälfte werden. Mit einer »rustikalen« rotwürdigen Attacke gegen Mehlem setzte die ehemalige Gladbacher Nachwuchshoffnung Nico Brandenburger das Motto für die zweite Hälfte. Von Fußball war nun wenig zu sehen, viele Fouls mit endlosen Diskussionen sorgten für ein zerfahrenes und unansehnliches Spiel. Schiedsrichter Arne Aarnink versäumte es, mit Gelben Karten für Ruhe zu sorgen und wurde aus unbekannten Gründen zum Buhmann des Publikums (von der Haupttribüne wurde er mit »Schieber«-Rufen verabschiedet…). Außer dem Gelb-Versäumnis war dem Referee in einem in der zweiten Halbzeit schwierigen Match aber nichts vorzuwerfen…
Gute Torgelegenheiten gab es kaum noch. Die Mannen in Blau-Weiß spielten ihre Kontergelegenheiten (herausgespielte Gelegenheiten gab es nicht zu sehen…) schlampig aus. Und die Kölner Südstädter hatten ihr Pulver in der ersten Hälfte verschossen. Zumal die Einwechslung von Thiede auch das »Einfallstor« Richtung Karlsruher Strafraum verschloss. Die gefährlichste Torszene des KSC in der zweiten Halbzeit war ein Beinahe-Eigentor von Lars Bender…
Fazit: Ein typisches Spiel für den KSC in dieser Saison. Ein Tor, Führung verwalten, Dreier einfahren, fertig! Sehr effizient, sehr erfolgreich, aber halt für die Zusehenden auf den Rängen kein Vergnügen. Donnernden Applaus für eine (wie immer unter Schwartz) vom Engagement her tadellose Leistung gab es nach dem Spiel natürlich trotzdem…
Die Lage
Auch wenn es auf dem Rasen nicht so aussehen mag: Der KSC mausert sich langsam aber sicher zum Topteam in der Dritten Liga und robbt sich mit seinem Ergebnisminimalismus Stückchen für Stückchen an die Tabellenspitze heran. 12 Spiele sind die Blau-Weißen nun ungeschlagen und kassierten dabei nur 3 Gegentore. Schossen aber selber auch nur 16 Treffer und holten damit 28 Punkte. Minimalistisches Mauern Richtung Aufstieg, eigentlich kann man demnächst nach der 1:0-Führung beruhigt nach Hause gehen…
Am Mittwoch steht das Nachholspiel in Osnabrück auf dem Programm, mit dem der Abstand auf die Spitze um weitere drei Punkte verkürzt werden könnte. Aber Vorsicht, Osnabrück war am Wochenende daheim gut drauf und fertigte Chemnitz mit 6:1 ab…