Ein Viertel Fußballspiel: KSC vs SV Werder Bremen II 1:0 – 27.1.2018

Stadion

Freizeitstress in Karlsruhe: Nach der Galavorstellung gegen Unterhaching letzte Woche stand das nächste KSC-Heimspiel innerhalb von 8 Tagen an. Es brachte den Karlsruher Fußballalltag zurück: In einem Spiel mit 25 Minuten Fußball und 65 Minuten »Nachspielzeit« besiegte der KSC eine schwache Zweitvertretung von Werder Bremen mit 1:0…

KSC vs SV Werder Bremen II 1:0

Das großartige Match gegen Haching sorgte dafür, dass bei trockenem Wetter mit 10.085 Zusehenden immerhin ca. 1.000 mehr als in der Vorwoche in den Wildpark kamen.

Dafür blieb der Gästeblock leer. Eine Handvoll Fans der zweiten Mannschaft von Werder Bremen wollte dabei sein und wurde auf die Haupttribüne verfrachtet. Man fragt sich, wie die Teilnahme der Zweitvertretungen von Bundesliga-Teams in der deutschlandweiten Dritten Liga mit dem immer wieder offensiv formulierten Anspruch der Dritten Liga auf Wahrnehmung als »Profiliga« zusammenpassen soll. Letztendlich nehmen solche Teams nur einer »richtigen« Mannschaft einen der (durch die Aufstiegsregeln aus der Regionalliga sowieso nur schwer erreichbaren) Plätze weg. Und die Amateur-Sportplatz-Atmosphäre bei Werder-Heimspielen sieht eher weniger nach »Profifußball« aus…

Das Problem könnte sich aber bald von selbst lösen. Denn aktuell spielen die Bremer als letzte Zweitvertretung in der Dritten Liga mit. Dort haben sie seit Anfang August 2017 nicht mehr gewonnen, dabei in 17 Spielen gerade mal 11 Tore zustande gebracht und treiben sich folgerichtig in der Abstiegszone der Tabelle herum. Deshalb war der daheim noch ungeschlagene KSC haushoher Favorit.

Mit Boubacar Barry hatten die Werderaner sogar einen »verlorenen Karlsruher Sohn« in der Startelf dabei. Das Karlsruher Eigengewächs, von 2012 bis 2017 in blau-weiß unterwegs, wurde von der Gegengerade 90 Minuten lang bei seinen seltenen Ballberührungen ausgepfiffen. Warum auch immer…

Apropos Gegengerade: Die so genannten »Fanszenen« hatten an diesem Wochenende mal wieder etwas zu protestieren und riefen einen »bundesweiten Aktionsspieltag mit 12 Minuten Protest« aus. Da machte man natürlich auch in Karlsruhe mit. Hätten sie zum Ende der 12 Minuten aber nicht einen Radau mit Konfetti veranstaltet, wäre das niemandem bewusst gewesen. Die Geräuschkulisse im Stadion war wie immer. Und ob im Block jemand Fähnchen schwenkt, fällt sowieso niemandem auf…

Zurück zum Sport. Alois Schwartz änderte das siegreiche Team der Vorwoche nur auf einer Position: Matthias Bader kehrte als Rechtsverteidiger in die Mannschaft zurück.

Nach einer kurzen Anlaufphase machten die Blau-Weißen da weiter, wo sie letzte Woche aufgehört hatten. Sie berannten das gegnerische Tor und erarbeiteten sich gute Chancen. Das sah gut aus, mittlerweile zieht der KSC sogar ein in der Hinrunde so oft vermisstes systematisches Angriffsspiel auf. Teilweise kamen die Bremer minutenlang nicht mehr aus der eigenen Hälfte heraus. Multiple Karlsruher Chancen waren das Ergebnis, darunter ein Lattentreffer von Anton Fink. Ein ziemlich haltbar aussehender Distanzschuss aus etwa 30 Metern des in dieser Phase überragend aufspielenden Marvin Wanitzek brachte schließlich in der 25. Minute die hochverdiente Führung.

Dieser durchaus erfreuliche Spielstand hatte aber einen unangenehmen Nebeneffekt: Schlagartig stellte der KSC die Angriffsbemühungen ein und verwaltete in den »restlichen« 65 Minuten nur noch die Führung. Und brachte damit die bis dato chancenlosen Bremer ins Spiel zurück. Diese schauten sich die linke Karlsruher Seite mit Föhrenbach und Lorenz als Einfallstor aus und kamen darüber ein ums andere Mal vor den Karlsruher Strafraum. Schwartz versuchte nach einer Stunde, durch die Einwechslung von Camoglu für Lorenz das Loch zu schließen. Das stabilisierte die Defensive, offensiv arbeiteten die Blau-Weißen nur noch Teilzeit. Was aber immer noch genug für eine Handvoll Chancen war, die Entscheidung frühzeitig herbei zu führen.

Dass es trotzdem ein Dreier für Karlsruhe wurde, lag vor allem an der Bremer Harmlosigkeit. Sie kamen nur durch Karlsruher Abwehrunsicherheiten, bei denen es zu leichten Verwirrungen zwischen Keeper Uphoff und seinen Vorderleuten kam, zu zwei leidlich guten Chancen. Ansonsten praktizierten sie einen einfach zu verteidigenden tempoarmen brotlosen Ballbesitzfußball…

Fazit: 25 Minuten gab es Angriffsfußball mit Tempo, danach war es schwere Kost für das Publikum. Die einen wollten nicht mehr, die anderen konnten nicht. Letztendlich das, was man im Fußballsprech dann einen »Arbeitssieg« nennt. Aber auch für so einen Sieg bekommt man drei Punkte…

Die Lage

Mit dem erneuten Heimsieg blieb der Nimbus der Heimunbesiegbarkeit bestehen. Und die unbesiegte Serie in der Liga wurde auf 10 Spiele (7 Siege und 3 Unentschieden) ausgebaut. Mit Riesenschritten ist der KSC dabei, den zu Saisonbeginn verlorenen Boden wieder aufzuholen.

Und die Konkurrenz spürt den Atem der Karlsruher im Nacken. Spitzenreiter Paderborn eilt eindrucksvoll von Sieg zu Sieg und fegte die Sportfreunde Lotte 5:0 vom Platz. Der SCP macht nicht den Eindruck, so bald eine Schwächephase zu bekommen und wird wohl zur Meisterschaft marschieren.

Dahinter scheint aber noch einiges möglich. Auf das andere Topteam 1. FC Magdeburg hat der KSC in 8 Tagen 5 Punkte gut gemacht. Auch Wehen, Rostock und Fortuna Köln scheinen, mit noch einem Nachholspiel für den KSC in der Hinterhand, langsam in Schlagdistanz zu kommen. Am Freitag geht es zum SV Wehen nach Wiesbaden in die Rohrrahmen-Arena. Nach dem Spiel werden wir wissen, wie realistisch die Aufholjagd Richtung Aufstieg ist…

Überraschend schlug der KSC noch einmal auf dem Transfermarkt zu und verpflichtete den Stürmer Marvin Pourié. Pourié ist ein echter Wandervogel und kommt mit der Empfehlung von einem Treffer in 17 Einsätzen in der dänischen Superligaen. Und gewisser Schwierigkeiten abseits des Rasens