Triumph zum Auftakt: KSC vs SpVgg Unterhaching 3:1 – 20.1.2018

Stadion

Winterpause ade! Es ging zum ersten Mal im Jahre 2018 raus in den Wildpark und gleich gab es ein Spiel, wie wir es sehen wollen! Der KSC besiegte mit einem großartigen Sturmlauf die SpVgg Unterhaching mit 3:1 und setzte ein Zeichen für die Rückrunde der Dritten Liga: Der KSC ist noch lange nicht abzuschreiben, wenn es um die Verteilung der Aufstiegsplätze geht…

Winterpause: Alles beim Alten…

Sieben Wochen waren seit dem letzten Pflichtspiel in der Dritten Liga, dem etwas drögen 0:0 gegen Aalen, vergangen. Bis auf zwei Abgänge aus der zweiten Reihe (Oskar Zawada wechselte nach Polen, Oguzhan Aydogan beendete seine Leihe von Besiktas vorzeitig) blieb der Kader unverändert.

Trainer Alois Schwartz und Sportdirektor Oliver Kreuzer merkten via Lokalpresse an, dass sie offensive Verstärkungen angesichts von nur 20 Toren in der Hinrunde nicht als die schlechteste aller Ideen betrachten würden. Ein Ansinnen, das vom Präsidium mit Blick auf die angespannte Finanzlage des KSC umgehend zurückgewiesen wurde. Was ein wenig kurzsichtig erscheint. Denn Sparsamkeit im Winter kann sehr leicht in Besserungsscheinen im Sommer enden, wenn es nächste Saison statt Zweitliga-TV-Millionen wieder Deckungslücken im Drittligaetat gibt. Man schaue auf die letzte Saison…

Ungeachtet des Ausbleibens personeller Verstärkungen arbeitete Alois Schwartz an der Verbesserung der Offensive, der von ihm so genannten »B-Note«. In den Wintertestspielen (3:2 gegen den Eredivisie-Klub Herakles und 6:1 gegen den kanarischen Drittligisten San Fernando CD) sah das schon gut aus, aber wir Karlsruher bleiben skeptisch. Denn die Testspiele sahen auch schon im Sommer gut aus

Überhaupt, Transfers waren bis jetzt in der ganzen Dritten Liga ein seltenes Gut. Es scheint, als würden alle die beiden ersten Spieltage 2019 abwarten, um dann bei Bedarf in den drei Tagen nach dem nächsten Spieltag bis zum »Deadline Day« panisch einzukaufen…

Wahrscheinlich liegt diese Zurückhaltung auch in der Finanzlage der Klubs begründet. Außer in Magdeburg und Meppen gibt es überall Millionenverluste, Abhängigkeit von Geldgebern und Balanceakte am Rande der Insolvenz zu bewundern. Vielleicht liegt das an den fragwürdigen Strukturen des deutschen Profifußballs abseits des DFL-TV-Geldsegens. Denn viele der in Deutschland so glorifizierten Mitgliedervereine wählen sich Vorstände, deren ökonomische Expertise und Geschäftsgebaren hochgradig zweifelhaft erscheinen. Oder es liegt daran, dass Deutschland nicht England oder Schottland ist (wo es vier lebensfähige landesweite Profiligen gibt) und es daher einfach nicht das öffentliche Interesse (und damit keine ökonomische Basis) für eine bundesweite Dritte Liga in Deutschland gibt…

»Raus in den Wildpark« ist nicht der Renner…

Zurück zum Matchday in Karlsruhe. Bei Kälte und Dauerregen wollten nur knapp 8.900 Zusehende das Auftaktmatch ins Jahr 2018 sehen. Was sicher nicht nur am Wetter lag, sondern auch an den Heimspielen des Jahres 2017.

Selbstverständlich halten ein paar torlose Spiele, Kälte und Regen Ihren Fußballblogger nicht vom kurzen Weg »raus in den Wildpark« ab. Die Pause war lang genug und es wurde mal wieder Zeit für ein schönes Drittligamatch und ein Stadionbier. Selbst (wahrscheinlich durch den Dauerregen) übelriechende Stadion-WCs mit aus dem Abfluss heraufgurgelnden Urin-Geysiren (schon herrlich dieses alte Stadion…) können wahre Connaisseure des Fußballsports nicht abhalten. Damit ist man in der Stadt Karlsruhe aber heutzutage eine exotische Minderheit…

Der KSC hat im Jahre 2017 viel Kredit und einen Teil des Publikums verspielt. Das Interesse ist aber noch stets vorhanden, es muss nur geweckt werden. Wenn man als KSC-Stadiongänger erkennbar nach dem Spiel durch die Stadt läuft, wird man diverse Male nach dem Ergebnis gefragt. Was ja im Zeitalter von Smartphones und mobilem Internet an sich schon durchaus erstaunlich ist. Es zeigt aber auch, dass mehr als 8.900 verkaufte Tickets möglich wären. Ein ansprechenderer Fußball jenseits der torarmen Abwehrschlachten der Hinrunde ist deshalb nicht nur sportlich, sondern auch und vor allem wirtschaftlich geboten…

KSC vs SpVgg Unterhaching 3:1

Damit genug der Meta-Betrachtungen und hin zum Geschehen auf dem Rasen. Es war klar, der vom Dauerregen aufgeweichte Rasen würde eine Regen- und Schlammschlacht sehen. Und mit dem Tabellenfünften Unterhaching war ein starker Gegner zu Besuch. Mit 33 Treffern haben die Bayern die viertmeisten Tore der Liga erzielt. Auswärts hat das Team von Trainer Claus Schromm einige glorreiche Siege auf dem Konto, wie z.B. das 3:0 in Magdeburg. Besonders achtgeben musste man auf den Drittliga-Toptorjäger Stephan Hain, der mit 14 Toren alleine 75% der Trefferausbeute des KSC erzielt hatte…

Alois Schwartz stellte sein Team dezent um. Marcel Mehlem kehrte nach einer Gelbsperre zurück, der diese Saison noch nicht groß in Erscheinung getretene Marco Thiede ersetzte den gelbgesperrten Bader und Lorenz bekam den Vorzug vor Camoglu.

Auch wenn der kicker das Spiel der ersten Halbzeit ein wenig nöhlend mit »Die Partie kam schleppend bis gar nicht in die Gänge« bewertete: So schlecht war das gar nicht. Es war sogar deutlich besser als die letzten Partien der Hinrunde. Unterhaching war der erste Gegner in dieser Saison, der Fußball spielen wollte und nicht nur Abwehr und Mittelfeld dicht machte, um nicht zu verlieren. Und das tat dem Spiel gut.

Offensichtlich war das Bemühen der Blau-Weißen, ein organisiertes Angriffsspiel aufzuziehen. Was auch besser als zuletzt klappte, besonders über die rechte Seite mit Thiede und Muslija sah das schon teilweise richtig gut aus.

Trotzdem waren in den ersten 45 Minuten die Hachinger das bessere Team und die Führung für den KSC in der 20. Minute stellte das Spielgeschehen auf den Kopf. Ein Schuss von Wanitzek prallte vom Pfosten zurück und sorgte für einen Moment der Verwirrung in Unterhachings Abwehr, den der KSC-Toptorjäger Schleusener zur 1:0-Führung ausnutzte.

Die SpVgg griff unverdrossen weiter an, erspielte sich Chance um Chance und wurde für die eifrigen Bemühungen in der 31. Minute belohnt. Nach einer Ecke nutzte Orestis Kiomourtzoglou die Unordung in der Karlsruher Abwehr aus und egalisierte die Führung.

Damit war der »zu-Null-Nimbus« des KSC gebrochen und der Versuch, den Rekord des 1.FC Heidenheim mit sieben Spielen ohne Gegentor aus dem Jahre 2013 zu brechen, gescheitert. Hachings Ausgleich war das erste Gegentor im Wildpark unter Alois Schwartz, und das erste Gegentor daheim seit dem 1:1 gegen Halle Ende August, damals noch unter den Interimstrainern Bajramovic und Eichner…

Mit dem 1:1 ging es in die Halbzeitpause.

Nach der Pause ging es dann richtig los. Die Blau-Weißen kamen mit einer grimmigen Entschlossenheit auf den Rasen und legten einen 45-minütigen Sturmlauf hin, wie man ihn im Wildpark schon lange nicht mehr gesehen hatte. Die »jungen Wilden« Wanitzek, Mehlem und Muslija gaben richtig Gas und gruben den ebenso bedauernswerten wie durchgeweichten Rasen um. Aus allen Lagen wurde vom Anpfiff weg der Abschluss gesucht. Das Publikum ging großartig mit und trieb die Blau-Weißen Richtung Hachinger Tor.

Die Gäste schüttelten sich kurz, hielten dagegen und kamen ihrerseits zu guten Chancen. Ein zweites Mal wollten sich Torwart Uphoff und seine Hintermannschaft aber nicht bezwingen lassen.

Am Ende belohnte sich der KSC für eine feine Leistung. Der eingewechselte Stroh-Engel setzte seine enorme Körpergröße ein und ließ das runde Kunstleder abtropfen. Der heranstürmende Marcel Mehlem nahm den Ball mit rechts ansatzlos an und knallte ihn zur 2:1-Führung in der 86. Minute ins Netz. Der andere »junge Wilde« Florent Muslija krönte die feine Leistung mit dem 3:1 in der Nachspielzeit durch einen »Screamer« aus ähnlicher Position und mit ähnlicher Vehemenz.

Fazit: Eine feine Leistung des KSC, in der zweiten Halbzeit erstmals in dieser Saison ein offensives Feuerwerk. Das Publikum war begeistert, und wer bei dem Spiel dabei war, wird nächstes Mal sicher wieder raus in den Wildpark gehen…

Die Lage

Am Samstag geht es mit dem nächsten Heimspiel gegen Werder Bremen II weiter. Durch die Niederlage des 1. FC Magdeburg im Montagsspiel in Erfurt ist der Abstand auf Rang 2 auf 13 Punkte geschrumpft, und der KSC hat ja noch das Nachholspiel in Osnabrück in der Hinterhand. Rang 3 ist noch sechs Punkte weg…

Der KSC ist nun neun Spiele ungeschlagen. Wenn die Blau-Weißen nun auch noch das Tore schießen anfangen, dann sind die Aussichten für die Rückrunde gar nicht mal so schlecht…

Impressionen