Pokalschlacht: Racing Club de Strasbourg vs Dijon FCO 3:2 n.V. – 7.1.2018
Winterpause, Zeit des Grauens: Auf den Spielfeldern der Region rollt kein Ball! Aber nebenan in Frankreich, da beschränkt man die Winterpause auf die Tage rund um die Jahresendzeitfestivitäten und startete am letzten Wochenende mit dem Pokal »Coupe de France« in das Jahr 2018. Also ging es zum ersten Spiel des Jahres rüber nach Straßburg, wo sich der Racing Club in einem spannenden Pokalfight gegen den Ligue-1-Konkurrenten Dijon FCO mit 3:2 nach Verlängerung durchsetzte…
Auf nach Straßburg!
Von der ballreiter-Residenz in Karlsruhe bis zum Stade de la Meinau in Straßburg sind es fast genau 75 km bzw. 40 Zug-Minuten. Das schreckt natürlich nicht ab, wenn ein Spiel im Stadion am Ziel wartet. Bei für Januar leidlich gutem Wetter gab es auch gleich das erste Stadionbier des Jahres in einem schmucken Racing-Weihnachtsbecher. Was für ein festlicher Rahmen!
Unsere Freunde von Racing Strasbourg haben seit dem letzten Besuch dort im September in der Ligue 1 eine tolle Serie hingelegt. In 11 Spielen wurde nur zweimal verloren, mit dem glorreichen 2:1-Heimsieg gegen das Starensemble von PSG als Höhepunkt. Thierry Laureys Team hat sich als Aufsteiger im Mittelfeld der Tabelle stabilisiert und konnte somit den Pokal entspannt angehen…
Coupe de France – ein gigantischer Wettbewerb!
Der französische Pokal »Coupe de France« ist ein wahrhaft verbands- und ligenübergreifender Wettbewerb. Alle französischen Fußballvereine mit einer am Spielbetrieb des Verbandes teilnehmenden Herrenmannschaft können am Pokal teilnehmen. Ca. 6.000 bis 7.000 von den etwa 20.000 Vereinen in Frankreich starten jedes Jahr im Pokal.
Um diese Teilnehmermenge zu bewältigen, werden die ersten Runden in regionalen Gruppen ausgetragen.
Nach der ersten Runde bleiben 4016 Teams übrig. In den nächsten Runden steigen dann sukzessive die Vereine aus den höheren Amateur- und Halb-Profi-Ligen »National« (3, 2, und 1, entsprechen 5. bis 3. Liga) ein. Ab der sechsten Runde ist auch die zweite Liga Ligue 2 mit dabei. Dieser Modus ist für die kleinen Vereine deutlich »offener« als der in Deutschland mit dem »Nadelöhr« Landespokal, aber natürlich auch deutlich zeitaufwändiger.
In der neunten Runde der letzten 64 steigen schließlich auch die Teams aus der Ligue 1 in den Wettbewerb ein, und genau diese Runde fand am letzten Wochenende statt. Es gibt zwar auch in Runde 9 zum letzten Mal regionale Gruppen, aber im gesamten Wettbewerb keine Setzlisten. Deshalb konnten in Straßburg die beiden Erstligisten Racing und Dijon FCO aufeinandertreffen. Und es konnten mit den FC Still 1930 und AC Houilles auch zwei achtklassige Teams in die Runde der letzten 64 vorstoßen.
Racing vs Dijon FCO 3:2 n.V.
Noch eine Spezialität hat der französische Pokal zu bieten: Alle sind gleich, egal ob PSG oder FC Still. Deshalb werden die Spieler wie in der »guten alten Zeit« von 1 bis 11 durchnummeriert, es gibt keine Namen auf dem Trikot und jegliche Spielkleidung wird mit Einheitssponsoren aus dem Pool des französischen Verbandes beflockt.
Etwa 12.600 Zusehende wollten zu reduzierten Ticketpreisen (mit 15 Euro für einen Gegentribünensitzplatz war man dabei) das Pokalmatch sehen.
Gegner Dijon FCO hält sich aktuell punktgleich mit Racing im Mittelfeld der Ligue 1 auf. Der 1998 aus einer Fusion entstandene »Dijon Football Côte-d'Or« aus dem namensgebenden Département Côte-d'Or ist erst seit 2004 als Profiklub unterwegs und spielte 2011 erstmals in der Ligue 1. Das vom ehemaligen Straßburger Spieler Olivier Dall'Oglio trainierte Team brachte mit Papy Djilobodji (2016 mal für Werder Bremen aktiv) und Kwon Chang-hoon (wurde schon auf dem Einkaufszettel vom HSV und des SC Freiburg gesichtet) auch zwei bekanntere Spieler auf den Rasen.
Racings Trainer Thierry Laurey schätzte im Vorfeld die Chance auf den Pokalsieg als eher gering ein, brachte aber trotzdem seine aktuell »gute« Elf im bevorzugten 4-4-2 auf den Rasen.
Als es dann losging, bot das Match in der ersten Halbzeit etwas zähe Kost. Beide Teams näherten sich in einem kämpferisch geführten Match dem gegnerischen Tor, ließen aber die Konsequenz vor dem Tor vermissen. Wie sich herausstellen sollte, hatten sie sich diese für einen späteren Zeitpunkt im Spiel aufgehoben…
Nach einer Stunde ging das Match dann richtig los. Was auch den Fußballblogger überraschte. Ein Klein-Klein-Gespiele Richtung Eckfahne schien der richtige Zeitpunkt zum Aufnehmen eines kleinen »Stimmungs-Video« zu sein. Doch der Lokalheld Dimitri Lienard sah den auf dem rechten Flügel völlig alleine aufgerückten Anthony Gonçalves herannahen und bediente ihn über die Abwehr hinweg mit einer butterweichen Flanke, die Gonçalves mit einer sehenswerten Direktabnahme zur 1:0-Führung versenkte…
Aber die Freude über die Führung war nur kurz, denn nur sechs Minuten später verwandelte der oben erwähnte ex-Bremer Djilobodji eine Ecke zum 1:1-Ausgleich.
Was dann auch alles an Toren für die 90 Minuten war, es ging in die Verlängerung. In jener holte Racing dann umgehend nach, was 90 Minuten versäumt wurde. Ein Doppelschlag durch ein »Wühltor« von Jérémy Blayac und einem bildschönen Schuss aus 16 Metern von Nuno Da Costa in der 92. und 93. Minute verwandelte die Meinau in ein Tollhaus und brachte Racing 3:1 uneinholbar in Führung. Dijon verkürzte in der 103. Minuten zwar noch einmal durch Julio Tavares auf 3:2, in der zweiten Hälfte der Verlängerung waren die Akteure aber so erledigt, dass es zu keinen nennenswerten Aktionen mehr kam. Was auch so gut war, denn gegen Spielende musste sich der beobachtende Blogger schwer beeilen, um den Zug zurück nach Karlsruhe zu erwischen…
Fazit: Ein schöner Pokalfight zum Jahresauftakt 2018. Eine Energieleistung von Racing zu Beginn der Verlängerung brachte den verdienten Einzug in die Runde der letzten 32, in der es am 23./24.1. gegen den OSC Lille geht.