Ungefährdeter Heimsieg: FC Basel vs FC St. Gallen 3:0 – 9.12.2017

Stadion

Lange nicht mehr im Joggeli beim FC Basel gewesen! Also ging es mit der Eisenbahn (im Südwesten lag noch kein Schnee, ergo konnten noch Züge fahren…) über die Deutsch-Schweizer Grenze hinüber in die drittgrößte Stadt der Schweiz. Im Topspiel der Schweizer Super League besiegte der Serienmeister FCB den FC St. Gallen mit 3:0.

Anlässlich dieses Besuchs im Joggeli soll auch ein Blick auf den durchaus erstaunlichen Umbruch beim FC Basel geworfen werden. Dieser hatte zu Beginn der Saison zu (für Basler Verhältnisse) ungewohnten Schwächen geführt, entwickelte sich aber im weiteren Verlauf der Runde zu einer Erfolgsgeschichte. Nicht zuletzt dank einer großartigen Champions-League-Gruppenphase…

Der FC Basel im Umbruchsjahr

Zur Geschichte und dem Stadion (der St. Jakob-Park, genannt »Joggeli«) des FC Basel gab es in diesem kleinen Fußballblog schon einiges beim Erstbesuch im Juli 2015 zu lesen, so dass wir uns hier nicht wiederholen müssen.

Wie erwähnt: Im Sommer gab es beim FC Basel einen großen Umbruch, ohne dass es einen äußeren Anlass gegeben hätte. Normalerweise werden Umbrüche bei Fußballklubs immer dann ausgerufen, wenn es krisenhafte Entwicklungen und/oder das Verpassen sportlicher Ziele gibt und die Verantwortlichen davongejagd werden.

Nicht so bei den »Bebbi«. Das langjährige Erfolgsduo, Präsident Bernhard Heusler und Sportdirektor Georg Heitz, verließ »freiwillig« den Klub. Nachfolger als Präsident (und Mehrheitsaktionär des Klubs) wurde Bernhard Burgener, im Hauptberuf als Medienunternehmer tätig (u.a. bei Constantin). Neuer Sportdirektor wurde Marco Streller, ex-Spieler des FC Basel.

Auch Trainer Urs Fischer, der in der letzten Saison immerhin das Double aus Meisterschaft und Pokal holte, musste gehen und wurde durch den ex-Profi Raphael Wicky, wie Streller noch bestens aus seiner aktiven Zeit in der Bundesliga bekannt, ersetzt. Wicky war vorher nur als TV-Experte und Nachwuchstrainer des FC Basel tätig. Seine erste Trainerstation im Profibereich ist also gleich der Schweizer Renommierklub schlechthin.

Daneben verließen, wie eigentlich immer, eine ganze Reihe von Stammspielern den Klub. Kapitän Matias Delgado, die Stürmer Seydou Doumbia und Marc Janko und der isländische Nationalspieler Birkir Bjarnason verließen den FC Basel. In der Schweiz ist an TV-Geld nicht viel zu erwarten, ergo ist der preiswerte Einkauf und teure Verkauf von Spielern das »Geschäftsmodell« des Klubs.

Das Ergebnis: Ein veritabler Fehlstart in die Saison 17/18. Es gab eine Serie von vier sieglosen Spielen hintereinander mit einer 1:2-Niederlage gegen den heutigen Gegner FC St. Gallen am 8. Spieltag als Tiefpunkt. Der große FC Basel, in den letzten 10 Jahren neunmal Meister gewesen, hatte am 8. Spieltag erst dreimal gewonnen und stand mit 6 Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter, die Young Boys (YB) aus Bern, nur auf Rang 4!

Entsprechend kritisch beäugte die Presse den Umbruch. »Die schlechten Resultate hängen auch mit dem Bruch in der Führung zusammen«, schrieb der Tagesanzeiger. »Behält der FC Basel nach dem selbst auferlegten Neuanfang die Ruhe?« fragte sich watson. »Basel verliert in St. Gallen und zeigt Defizite, wie man sie selten gesehen hat«, konstatierte die NZZ. Neu-Präsident Brugner bat in der Basler Zeitung um Geduld, Zitat:

»Wir wollen den Titel verteidigen, wir wollen international dabei sein, wir wollten das Kader reduzieren, und wir wollten mehr eigene Spieler und Junioren im Team, nun haben wir acht Basler aus dem Campus und der Region. Alles, was wir versprochen haben, wollen wir halten. (…) Wir ziehen unsere Linie durch. Aber ein bisschen Zeit brauchen wir halt schon noch, bis alles greift.«

Und er sollte Recht behalten. Nach dieser Niederlage verlor der FC Basel in der Super League kein einziges Spiel mehr. Aus 10 Spielen holten die Bebbi 7 Siege und 3 Unentschieden und schoben sich auf Rang 2 vor. Konkurrent YB verlor aber auch nur zweimal und stand vor dem Basler Spiel gegen St. Gallen mit 4 Punkten Vorsprung auf Rang 1.

Geradezu brillant performte der FCB aber in der Champions League. Nach der Auftaktniederlage bei Manchester United zogen die Basler mit einer sensationellen Gruppenphase (4 Siege, darunter daheim gegen ManUnited, 12 Punkte) in das Achtelfinale ein. Mit dem einsetzenden Erfolg änderte sich die Tonalität der Berichte, wie bei der NZZ: »Was der FC Basel in diesem Halbjahr vor allem international geschafft hat, zeugt schon fast von übernatürlichen Kräften.« So schnell geht das manchmal…

FC St. Gallen

Der Gegner FC St. Gallen, gegründet am 19. April 1879, ist der älteste noch existierende Fußballverein der Schweiz und einer der ältesten (man weiß es nicht so genau, könnte auch der älteste sein) in Kontinentaleuropa. Der Ostschweizer Traditionsverein aus der Bodenseeregion wurde zweimal Schweizer Meister (1904 und 2000) und ist nach YB und dem FCB der, was Zuschauerzahlen angeht, drittpopulärste Klub der Schweiz.

2010 geriet man in finanzielle Schwierigkeiten und musste von diversen Investoren um den Unternehmer Dolf Früh (Scout 24 Schweiz) vor dem Konkurs bewahrt werden. Früh wurde in der Folge Präsident und führte den Verein bis 2017 in finanziell solide Verhältnisse zurück. Die letzten zwei Jahre trainierte Joe Zinnbauer die »Espen« (wie die St. Gallener nach ihrem alten Stadion Espenmoos genannt werden), zog sich durch die von ihm praktizierte Spielweise aber den Zorn des Publikums zu und ließ dadurch den Dauerkartenverkauf einbrechen. Deshalb wurde er letzen Sommer durch den ehemaligen St. Gallener Spieler Giorgio Contini ersetzt.

Dolf Früh trat im Mai aus gesundheitlichen Gründen als Präsident zurück. Der zunächst von der Aktionärsversammlung gewählte (ja, Schweiz ist im Profifußball nicht 50+1-Turnvater-Jahn-Vereine-Land…) Nachfolger Stefan Hernandez wurde bereits gestern wieder abgesetzt, sein Nachfolger soll nun der TV-Sportmoderator Matthias Hüppi werden.

Sportlich läuft es unter Contini recht gut, die Espen kamen gut in die Saison und standen nach dem 8. Spieltag (nach dem Sieg, s.o.) sogar vor dem FC Basel. In den letzten Wochen lief es nicht mehr so gut, aus den fünf Spielen vor dem Match in Basel gab es nur einen Sieg, aber vier Niederlagen…

FC Basel vs FC St. Gallen 3:0

An einem eiskalten Samstagabend kam es also zum Duell des aufholenden FC Basel und des leicht kriselnden FC St. Gallen. Die Anreise gestaltete sich problemlos, der St. Jakob-Park ist mit diversen Bahnen und Bussen problemlos erreichbar. Es geht halt nix über ein Stadion in der Stadt…

Das Publikumsinteresse an diesem tabellarisch interessanten Super-League-Match hielt sich in Grenzen. Offiziell 24.000 Zusehende waren im Joggeli (38.500 passen rein), das prächtige Stadion wirkte aber deutlich leerer. Nach den Champions-League-Festtagen hält sich die Lust auf Alltagskost in der Liga wohl in Grenzen…

Die Atmosphäre war aber trotzdem gut, beide Fanblöcke machten sich lautstark bemerkbar und der Basler Fanblock, die Muttenzer Kurve, feierte jedes Tor mit ihren (in schweizerischer Gelassenheit registrierten) obligatorischen Bengalos…

Das Stadionbier schmeckt auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt noch gut, mit 5,50 Franken (etwa 5 Euro) ist es aber, wie fast alles in der Schweiz, ein teures Vergnügen.

Gar nicht so teuer ist bei Ligaspielen der Eintritt, im Oberrang ist man bereits mit einem Sitzplatz für 20 Franken (etwa 18 Euro) dabei.

Das Spiel selbst war leider eine höchst einseitige Angelegenheit. Der FC Basel dominierte das Spiel von Beginn an. 75% Ballbesitz und 19 zu 7 Torschüsse (wobei man sich fragt, wo die Statistiker die 7 Torschüsse für die Espen hergenommen haben…) sprechen eine deutliche Sprache. Vom Selbstbewusstsein eines Tabellenvierten, der vor ein paar Wochen die Basler besiegt hatte, war bei den Grün-Weißen nichts zu sehen. Die Rotblauen konnten es sich sogar erlauben, die beiden Jungstars Raoul Petretta und Dimitri Oberlin auf der Bank zu lassen.

»Ausgerechnet« der ehemalige St. Gallener Albian Ajeti, im Laufe der Vorrunde von den Espen zu Rotblau gewechselt, erledigte seine alte Mannschaft mit zwei Toren in der 26. und 65. Minute. Ein Freistoß von Manuel Akanji, den der St. Gallener Torhüter Daniel Lopar ins Tor »flutschen« ließ, sorgte für den Endstand.

Fazit: Es war schön mal wieder im Joggeli zu sein. Das Spiel war aber zu einseitig, um die Zusehenden bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zu erwärmen. Die »neue« Basler Mannschaft musste nur das Nötigste tun, um die 3 Punkte einzufahren…

Noch schöner wurde es für die Bebbi am Sonntag, als Tabellenführer YB daheim gegen den Grashoppers Club (aus Zürich) nur 1:1 spielte und der »Feindklub Nr.1« FC Zürich gar eine 1:2-Heimniederlage gegen den FC Luzern kassierte. Damit rückte der FC Basel auf Rang 2 und auf zwei Punkte an Tabellenführer YB heran. Die Tendenz deutet klar an, dass nach der in einer Woche anstehenden Winterpause die (aus Basler Sicht) »natürliche Ordnung« an der Tabellenspitze bald wieder hergestellt ist…

Impressionen