Kalte Nullnummer: KSC vs VfR Aalen 0:0 – 2.12.2017
Der Winter ist da! Bei erfrischenden Temperaturen rund um den Gefrierpunkt lud der KSC zum letzten Heimspiel eines sportlich grausigen Jahres gegen den VfR Aalen ein. Das Spiel war nicht geeignet, die Zusehenden zu erwärmen: In einer tristen Mittelfeldschlacht trennten sich der wiedererstarkte KSC und die Gäste von der Ostalb 0:0…
Auf dem Weg nach oben…
Seit der Länderspielpause Anfang Oktober hatte der KSC nicht mehr verloren, aus sechs Spielen wurden 16 von 18 möglichen Punkten bei 10:1 Toren geholt und in die obere Tabellenhälfte marschiert. Höhepunkt dieser Serie war zweifellos der 2:0-Auswärtssieg beim Liga-Babo SC Paderborn (Video) in der letzten Woche. In der ersten Halbzeit in Paderborn mussten die Blau-Weißen noch mit Glück und Geschick einen Rückstand vermeiden. In der zweiten Hälfte waren sie aber das bessere Team und gewannen verdient durch zwei hübsch heraus gespielte Treffer. Das war schon der zweite Auswärtssieg hintereinander, und dabei trafen die »Tor-Minimalisten vom Wildpark« fünfmal. Höchste Zeit, dass es auch mal im Wildpark ein paar Tore und hübsche Angriffe zu sehen gibt…
KSC vs VfR Aalen
Der VfR Aalen hatte letzte Saison (denkt man sich die abgezogenen 9 Punkte dazu) eine starke Runde gespielt. Nach der (bei deutschen Mitglieder- und Traditionsvereinen überaus beliebten) »Entschuldung durch Insolvenz« sollte es diese Saison wieder nach oben gehen. Aktuell hält man sich aber im Mittelfeld der Tabelle auf, insbesondere auswärts läuft gar nix. Ein einziges Mal holten die Schwarz-Weißen von der Ostalb auswärts einen Dreier, und das war Anfang August in Chemnitz. Die letzten drei Auswärtsauftritte gingen mit 8 Gegentoren allesamt verloren.
Dazu kam, dass Aalen in der gesamten Historie erst einmal im Wildpark gewinnen konnte, und das war ein 0:1 in der finsteren Zeit der Regionalligasaison 2000/01. Andererseits gab es in den (nur drei) Duellen zwischen KSC und Aalen im Wildpark noch nie einen Heimsieg, neben dem erwähnten 0:1 ein 1:1 in 13/14 und ein 0:0 in 14/15.
Trotzdem: Der daheim noch ungeschlagene KSC ging als klarer Favorit in diese Begegnung.
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wollten 10.000 das Spiel sehen. Alois Schwartz schickte seine unveränderte Standardelf der letzten Wochen auf den Platz. Aalens Coach Peter Vollmann musste hingegen verletzungsbedingt auf seinen Topscorer Matthias Morys (5 Tore, 4 Vorlagen) verzichten.
Nach dem Anpfiff und einer Ultra-Selbstfeier-Gedöns-Choreo der Gegengerade ging das Spiel lebhaft los. Der KSC drückte Aalen in die eigene Hälfte und kam zu guten Chancen. Nach einer Ecke in der 9. Minute scheiterten gleich drei sehr gute Karlsruher Abschlüsse an Gegner und Torgebälk. Sicherlich Pech, aber dann in dieser Häufung auch eine Frage der Qualität vor dem Tor. Wenige Minuten später das gleiche Bild: Föhrenbach schoss nach der nächsten Ecke aus vier Metern den Gegner an…
Ein vielversprechender Auftakt. Das Problem dabei: Das war es eigentlich auch schon, man hätte sich im Grunde nach 10 Minuten ins Warme verabschieden können. Aalen sammelte sich und brachte, wie man auf Kicker-Deutsch immer so schön sagt, »Ruhe ins Spiel«. Auf deutsch: Es passierte nichts mehr. Aalen riegelte mit 9 Mann das Spielfeld ab und dem KSC fehlten, wie so oft in Heimspielen, die Mittel, um das Defensivbollwerk zu knacken.
Kurz vor der Halbzeit gab es noch einen (den einzigen) Torabschluss für Aalen. Einen weiteren Aalener Torschussversuch in der zweiten Hälfte, der locker 6 Meter am Tor vorbei ging, möchte ich nur ungern als »Torabschluss« bezeichnen…
Aber auch der KSC bekleckerte sich offensiv nicht mit Ruhm. Defensiv brannte wie immer nichts an, man muss aber auch ehrlicherweise dazu sagen, dass es nicht viel zu verteidigen gab. Das Spiel plätscherte tempoarm vor sich hin. Zahllose Fehlpässe garnierten das Treiben auf dem Rasen. Harte Fußball-Kost…
Erst ganz am Ende gab es noch einmal eine gute Chance für die Blau-Weißen. Ein Schuss von Bader prallte von der Aalener Abwehr ab und flog zu Gordon, der aber frei vor dem Tor vergab…
Fazit: Bis auf die ersten 10 bis 15 Minuten ein langweiliges Spiel. Ein typisches Spiel der Dritten Liga. Verteidigen kann man in dieser ziemlich gut, ein Spiel zu zerstören ist im Fußball auch einfacher als eines aufzuziehen. Die Qualität des Offensivpersonals ist aber bei den meisten Teams nicht gut genug, um die Abwehrbollwerke zu knacken. Das Ergebnis sind viele Spiele, die unansehnliche Mittelfeldschlachten sind. Andererseits fallen aber in anderen Stadien der Dritten Liga durchaus viele Tore. Nur eben bei uns in Karlsruhe nicht…
Die Lage
Torarmut als Problem
Der vergebene Heimsieg war auch eine vergebene Chance, der Tabellenspitze näher zu kommen. Spitzenreiter Paderborn ging im Wiesbadener Stahlrohr- und Wellblechpalast mit 1:4 unter und kassierte damit in einer Woche 6 Gegentore und zwei Niederlagen. Bei einem eigenen Sieg hätte man auf neun Punkte an die Spitze heranrücken können. Hat man aber nicht, »wäre wäre Fahrradkette« würde ein berühmter Ex-Nationalspieler sagen…
Soll der Marsch zurück in die 2. Liga wirklich noch gelingen, wird man wohl im Winter offensiv nachrüsten müssen. Torgefährlich ist nur Schleusener. Fink strahlt auf seiner neuen Position hinter Schleusener keinerlei Torgefahr mehr aus. Die eingewechselten Alternativen Stroh-Engel und Lorenz blieben komplett wirkungslos. Und die, deren Aufgaben andere sind, aber durch den Spielverlauf zu Chancen kommen (Gordon, Mehlem) vollstrecken auch nicht.
Eine kleine Jahres-Heimbilanz…
Der Fußball lebt natürlich im Rhythmus der Saisons, nicht in Kalenderjahren. Zum letzten Heimspiel des Jahres können wir aber trotzdem eine kleine Bilanz der Heimspiele des Jahres 2017 aufstellen.
Es gab insgesamt 19 Heimspiele: 9 in der 2. Liga, 1 im DFB-Pokal und 9 in der Dritten Liga. Davon wurden 8 gewonnen, 2 in der 2. Liga und 6 in der Dritten Liga. In diesen 19 Spielen fielen im Schnitt 1,26 Tore. In lediglich zwei Spielen schoss der KSC mehr als 2 Tore, lustigerweise in zwei Spielen der desaströsen Rückrunde der Abstiegssaison in der 2. Liga: Ein 3:2 gegen Bielefeld im Januar und ein 3:4 im Geisterspiel gegen Dresden im Mai. Womit dann in allen anderen Spielen statistisch genau 1 Tor geschossen wurde…
Man kann mit Fug und Recht sagen: Es gab schon bessere Jahre für die Karlsruher Fußballfreundinnen und -freunde im Wildpark. Da braucht man sich über den bescheidenen Zuschauerzuspruch nicht zu wundern. Das kann 2018 nur besser werden…
Jahresendspurt
Bevor es 2018 wird, muss der KSC aber noch zweimal auswärts antreten. Nächste Woche geht es zum letzten Spieltag der Hinrunde in den Osten zu Carl Zeiss Jena. Und eine Woche später zum Rückrundenauftakt an die Bremer Brücke nach Osnabrück. Danach wird man wissen, ob die frische Karlsruher Auswärtsstärke zur festen Einrichtung der Dritten Liga geworden ist…