Duell der Frustrierten: KSC vs Würzburger Kickers 2:0 – 14.10.2017

Stadion

KSC vs Würzburger Kickers 2:0 (Ein Foto mit »2:0« gibt es leider nicht…)

»Duell der Frustrierten im Wildpark« hatte der Kicker in einer wenig appetitanregenden Vorschau die Begegnung der beiden Zweitligaabsteiger KSC und Würzburger Kickers am 12. Spieltag der Dritten Liga genannt. Da konnte man es ja kaum erwarten, nach einer Pause von gut einem Monat mal wieder in den guten alten Wildpark zu gehen. Aber immerhin gab es bei großartigem Fußballwetter in einem mäßigen Spiel mit 2:0 den nächsten Heimsieg zu bewundern…

»Gefühlt haltlos«

Es sind keine einfachen Zeiten für den Karlsruher SC. Der Neustart nach dem desaströsen Abstieg aus der Zweiten Liga ging in die Hose. Es sind erst 12 Spieltage gespielt, aber es steht schon wieder der dritte Trainer an der Seitenlinie. Von einer »Aufholjagd« in Richtung Aufstiegsplätze ist nichts zu sehen. Der »FC Bayern der Dritten Liga« eroberte in 6 Versuchen auswärts genau einen Punkt. Daheim war man zumindest ungeschlagen, spielte dabei aber einen derartig langweiligen Fußball, dass sich der Wildpark von Spieltag zu Spieltag immer weiter leert. Ein Gefühl der Tristesse hat sich rund um den Wildpark fest gesetzt, oder, wie es die lokale Zeitung BNN ausdrückte:

»Gefühlt haltlos im Moment«

Immerhin, in Sachen »Steine und Gebäude« bewegt sich etwas. Als erster Schritt beim Stadionumbau wurde ein neuer Kunstrasenplatz fertig gestellt und feierlich übergeben (Bilder).

Bei der Gelegenheit gab es für den KSC ein paar mahnende Worte des Oberbürgermeisters Mentrup mit auf dem Weg, der den Stadionneubau aus Steuergeldern gegenüber der Öffentlichkeit verantworten muss (Zitat lt. BNN vom 4.10.17):

»Wenn der KSC es nicht einmal mehr schafft, in der Dritten Liga zu bleiben, dann hat nicht nur (…) der KSC ein dickes Problem mit seinen Mitgliedern, sondern auch ich habe ein dickes Problem mit der Öffentlichkeit. Und diese Diskussion möchte ich mir gar nicht erst vorstellen.«

In diese Stimmung hinein gab es zwei Tage vor dem Spiel gegen Würzburg die jährliche Mitgliederversammlung. Wer ob der sportlichen Talfahrt mit Kritik an den Verantwortlichen gerechnet hatte, sah sich getäuscht. Präsidium und Sportdirektor gaben sich ein wenig zerknirscht ob des desaströsen Abstiegs (»2016 sind viele Fehler gemacht worden, und es wurden falsche Entscheidungen getroffen – auch von uns als Präsidium.«), führten die durch den Abstieg nicht minder desaströse Finanzlage aus (Präsident Wellenreuter zu den unterschiedlichen TV-Geldern 10 Mios (2. Liga) vs 700.000 (3. Liga): »Das kommt einem Attentat gleich!«) und ließen Kuttenfan Ronny zum Abschluss ein wenig Mitgliederfolklore betreiben. Das reichte den 478 (von über 7.000) anwesenden Mitgliedern völlig aus. Kritische Nachfragen gab es keine, so dass sich Berichterstatter zu leicht sarkastischen Überschriften hinreißen ließen (Abseits-KA (»KSC-MGV: Attentat, Genickschuss, aber zufriedene Mitglieder«) oder Regio-News (»Trotz sportlicher Schieflage: Ruhige KSC-Mitgliederversammlung«)). Bei den BNN wundert man sich auch und bemerkt dazu:

»Keine Nachfrage gab es zur Talfahrt des Vereins. Das war bemerkenswert, womöglich aber das korrekteste Abbild vom Verein, in dem resignative Züge breiteren Raum einzunehmen scheinen.«

Die Finanzlage sieht durch den Abstieg nicht so toll aus, durch Besserungsscheine in einer mittlerweile angehäuften Gesamthöhe von 6,7 Mio. Euro wurde der Verlust niedrig gehalten, damit dieser keine lizenzbedrohenden Dimensionen annehmen konnte. Lt. Wellenreuter könnte sich der KSC auch noch eine weitere Saison Dritte Liga leisten, obwohl man den Aufstieg noch nicht abgeschrieben habe…

KSC vs Würzburger Kickers 2:0

Der Matchday-Samstag brachte, zumindest was die äußeren Umstände anging, das Kontrastprogramm zu den eher finsteren Zahlen. Herrlicher Sonnenschein im Oktober sorgte für blauen Himmel und allerbestes T-Shirt-Fußballwetter. Trotzdem wollten nur 9.400 Zusehende das Spiel sehen…

Die, die kamen, waren von der Aufstellung überrascht: Drittliga-Rekordtorjäger Anton Fink saß nur auf der Bank, im 4-2-3-1 stürmte Fabian Schleusener als einzige Spitze. Von den zahlreichen frisch verpflichteten »alten erfahrenen Spielern« um die 30 sah man damit nur Gordon und Pisot in der Innenverteidigung und Marc Lorenz auf dem Flügel. Der Rest ist verletzt und/oder formschwach…

Apropos formschwach, der Gegner Würzburger Kickers befindet sich in einer ähnlichen Lage wie der KSC. Nach der desaströsen Rückrunde in der Zweiten Liga, die das noch in der Hinrunde als »Überraschungs-Aufsteiger« bezeichnete Hollerbach-Team ohne einen einzigen Sieg von Rang 6 auf Rang 17 beförderte, tut sich Würzburg in der Dritten Liga ähnlich schwer wie der KSC und hat nun auch vor der Länderspielpause den Trainer gewechselt. Trainer Stephan Schmidt musste gehen, Interimscoach Michael Schiele betreute die Kickers im Wildpark.

KSC vs Würzburger Kickers – los geht‘s!

KSC-Trainer Alois Schwartz pflegt die Beurteilung der Aktivitäten seines kickenden Personals stets in »A-Note« und »B-Note« zu unterteilen. Die »A-Note« steht für das Einfahren der notwendigen Ergebnisse. Die »B-Note« für die dabei an den Tag gelegte Spielweise und den Unterhaltungswert für das Publikum.

Nach dem Anpfiff wurde schnell klar, dass das »Duell der Frustrierten« wieder eher ein »A-Note-Spiel« werden würde. Würzburg zog sich extrem zurück, ließ den KSC ein wenig über die Flügel spielen, machte den Raum vor dem Tor aber mit Mann und Maus dicht. Überraschenderweise kamen trotzdem die Kickers zur ersten (und einzigen wirklich guten) Torchance, als in er 19. Minute Ademi Müller anspielte und dessen Schuss von dem wie immer guten Uphoff im Karlsruher Kasten vereitelt wurde.

Der KSC rannte auf das Würzburger Tor relativ erfolglos an, in Sachen Torchancen aus dem Spiel ging nicht viel. Also musste ein Standard her: Eine Ecke von Wanitzek segelte über alle hinweg ins Mittelfeld. Der zurückgelaufene Mehlem pöhlte den Ball in hohen Bogen Richtung Tor, wo sich Schleusener löste und den Moment der Verwirrung in Würzburgs Abwehr ausnutzte und in der 34. Minute das 1:0 erzielte. Das war zwar eigentlich ein mieser Eckball, aber trotzdem irgendwie ein schönes Tor…

Nach der Pause dachte man, dass Würzburg offensiv etwas mehr tun würde, sofern sie nicht schon wieder ohne Punkte heimfahren wollten. Aber es kam nicht viel, sie drückten ein paar Mal Richtung KSC-Tor, ohne dabei wirklich zwingende Chancen herauszuspielen. Der KSC ließ nicht viel zu, ein offensives Feuerwerk brachten die Blau-Weißen aber auch nicht auf den Rasen. So plätscherte das Spiel wie so oft vor sich hin. Bis zur 88. Minute. Wanitzek pöhlte den Ball lang aus der eigenen Abwehr heraus, der im Mittelfeld herumlungernde Schleusener ließ seinen Gegenspieler Uzelac alt aussehen, eroberte den vom Himmel fallenden Ball und vollendete mit einem sehenswerten Treffer zum 2:0-Endstand. Was dann auch Ihren anwesenden Fußballblogger etwas überraschte und dazu führte, dass selbiger kein Endstandfoto mit einem »2:0« auf der Anzeigetafel machte…

Fazit: Die A-Note stimmte wieder, der KSC ist hinter den beiden Top-Teams Magdeburg und Paderborn die drittbeste Heimmannschaft der Zweiten Liga. An der B-Note müssen sie allerdings noch arbeiten, wenn diese Aktivitäten auch mal wieder von mehr als den ca. 9.000 Zusehenden die immer kommen angeschaut werden soll. »Es war halt wieder dritte Liga« sagte Keeper Uphoff nach dem Spiel. So ist es. Aber andere Teams dieser Liga zeigen, dass man auch in dieser durchaus ansehnlichen Fußball spielen kann…

Die Lage

Hinter den beiden Topteams ist die Dritte Liga eng. Ein Dreier am Wochenende und man katapultiert sich aus dem Dunstkreis der Abstiegsplätze hinauf ins Mittelfeld. Schafft es der KSC, auch einmal auswärts etwas zu holen, könnte man sich von den Abstiegsplätzen deutlicher absetzen. Denn auswärts stimmt auch die A-Note nicht, ein einziger Punkt wurde in sechs Versuchen eingefahren. Nächste Woche gibt es bei Preußen Münster die nächste Gelegenheit. Und da sollte man besser was mitnehmen, denn im nächsten Heimspiel gibt es mit dem Topteam 1.FC Magdeburg eine schwere Aufgabe zu lösen, bei der man den Dreier nicht unbedingt von vornherein einkalkulieren kann…

Impressionen