Verbandsliga-Spitzenspiel: FC Germania Friedrichstal vs VfR Mannheim 3:1 – 1.10.2017
In der Verbandsliga Nordbaden ging es nach dem 7. Spieltag es an der Spitze spannend zu: Vier Teams drängelten sich mit 16 bzw. 15 Punkten auf den ersten vier Plätzen. Grund genug, auf der nächsten Station der großen ballreiter-Verbandsligarunde über die vier Spielstätten des Karlsruher Fußballkreis in eben jener Liga mal wieder an einem herrlichen sonnigen Herbstsonntag in Friedrichstal Station zu machen. Dort stand mit dem Duell Tabellenführer vs -zweiter das absolute Spitzenspiel des 7. Spieltags zwischen dem heimischen FC Germania und dem Traditionsverein VfR Mannheim auf dem Programm. In einem (wie man immer so sagt wenn es ordentlich zur Sache geht) »intensiven« Spiel setzten sich die heimischen Germanen mit 3:1 durch und führen nun nach dem 7. Spieltag mit 3 Punkten Vorsprung die Tabelle an…
Germania Friedrichstal
Über den Verein aus der kleinen Stadt Stutensee vor den Toren Karlsruhes gab es anlässlich des ersten Besuchs schon einmal Grundsätzliches zu lesen. Nach einer Saison in der Oberliga Baden-Württemberg 2014/15 ging es wieder hinunter in die Verbandsliga. Dort spielten sie eine »ruhige« Saison im vorderen Tabellenmittelfeld. In die aktuelle Saison starteten sie mit einem Siegeslauf von 3 Siegen, der erst am 4. Spieltag beim ASV Durlach mit einem Remis gestoppt wurde. Es folgten zwei weitere Siege, so dass der FC Germania vor dem Spitzenspiel (aufgrund der samstäglichen Niederlage des 1.FC Bruchsal in Heddesheim) von der Tabellenspitze grüßte.
VfR Mannheim
Mit dem VfR Mannheim gastierte ein alter Traditionsverein in Friedrichstal. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der VfR eine große Nummer. In der Nazi-Zeit gewannen sie fünfmal die Gauliga Baden. Der legendäre Bundestrainer Sepp Herberger spielte in den 20er-Jahren für den VfR, nachdem er wg. der »Berufsspieleraffäre« (Ärger um Geld für Fußballer ist nichts Neues…) ein Jahr gesperrt war…
Höhepunkt der Vereinsgeschichte war die Deutsche Meisterschaft im Jahre 1949. Damit war der VfR der erste Meister der neugegründeten Bundesrepublik und auch der erste Deutsche Meister, der die neugeschaffene Meisterschale (vorher bekam der Deutsche Meister bekanntlich die Victoria) überreicht bekam. Es folgten erfolgreiche Jahre in der Oberliga Süd, die vor der Gründung der Bundesliga die höchste Spielklasse war.
Aber 1963 schaffte der VfR nicht die Qualifikation für die Bundesliga und nahm damit den Weg in die dauerhafte Zweit- und Drittklassigkeit, den so viele erfolgreiche Klubs aus den Oberligen der 50er- und 60er-Jahre genommen haben, die den Sprung in die neue höchste Liga nicht schafften. Als 1973/74 die Zweite Bundesliga eingeführt wurde, stiegen die Quadratestädter gleich nach der ersten Saison ab und blieben drittklassig. Bis zum Lizenzentzug 2002. Danach ging es runter in die Fünftklassigkeit, seitdem dümpelt der stolze Traditionsverein zwischen Fünft- und Sechsklassigkeit herum…
Immerhin, in der aktuellen Verbandsligasaison präsentiert sich das Team von Trainer Hakan Atik bärenstark und stand vor dem Spiel punktgleich und ungeschlagen auf Rang 2 der Tabelle.
Germania Friedrichstal vs VfR Mannheim 3:1
Allerbestes sonniges Herbstwetter lud zum Fußball auf den Sportplatz ein, etwa 250 bis 300 Zusehende ließen sich den sonntäglichen Verbandsligaknaller nicht entgehen. Darunter natürlich auch einige »Schlachtenbummler« aus Mannheim.
Die bekamen ein »intensives« Spiel zu sehen. Die »Germanen« liefen mit der berühmten breiten Brust auf und berannten vom Anpfiff weg das Mannheimer Tor. Der sehr spielfreudige Futsal-Nationalspieler in Friedrichstaler Diensten, Timo di Giorgio, hatte schon in der 16. Minute die Riesenchance zur Führung für das Team von Trainer Andreas Augenstein. Mit einem Schuss von der Seite traf er aber nur den Innenpfosten. Drei Minuten später setzte sich Torjäger Patrick Roedling schön durch, sein etwas zu zaghafter Abschluss konnte aber noch von einem aufmerksamen VfR-Verteidiger vor der Linie abgefangen werden.
Die Mannheimer wehrten sich nach Kräften und begannen schon früh, Gelbe Karten zu sammeln. Nach robusten Attacken lag der eine oder andere Friedrichstaler Spieler auf dem Rasen. Daneben entwickelten der VfR aber auch einen ordentlichen Druck auf das Friedrichstaler Tor, teilweise nisteten sie sich minutenlang in der Hälfte der Germanen ein.
Die entscheidene Wendung nahm das Spiel schon unmittelbar vor der Pause. Der bereits gelbverwarnte Ajdin Zeric leistete sich ein eher überflüssiges taktisches Foul an der Mittellinie und sah Gelb-Rot. Mit 11 vs 10 und 0:0 ging es in die Halbzeit.
Der Friedrichstaler Druck wurde nach der Pause mit nummerischer Überlegenheit noch größer. Aber es dauerte immerhin 20 Minuten bis dabei etwas Zählbares heraussprang. Patrick Roedling köpfte nach einem Freistoß zum 1:0 ins Tor, Saisontor Nummer 6 des Goalgetters (65.).
Die Freude darüber währte nur 6 Minuten, der ebenfalls recht treffsichere Marc Haffa köpfte eine scharfe Hereingabe vom linken Flügel mit Saisontor Nr. 5 zum Ausgleich ein. Der Mannheimer Edel-Fan »VfR-Lupo« hat davon ein höchst authentisches hübsches Wackelvideo gemacht und bei Youtube eingestellt….
Danach nahm das Mannheimer Verhängnis in Form von weiteren Gelben Karten seinen Lauf. Christopher Hiller riss 15 Minuten nach seiner ersten Gelben seinen Gegenspieler um und sah ebenfalls Gelb-Rot, damit stand es nach Spielern 11 gegen 9.
Trotzdem griffen die Mannheimer unverdrossen an, was ihnen dann auch die Niederlage einbrachte. Bei einem eigenen Freistoß war das Häuflein der acht VfR-Feldspieler viel zu weit aufgerückt, Friedrichstal eroberte den Ball und erzielte mit einem sauber ausgespielten Konter in den von Gegenspielern verwaisten Raum das 2:1 durch den schnellen Claudio Ritter (85. Minute). Fünf Minuten später sorgte ein von Patrick Roedling verwandelter Foulelfmeter für den 3:1-Endstand.
Der mitgereiste Mannheimer Anhang hatte Schiedsrichter Mika Forster als primär Schuldigen ausgemacht (wie auch hier im Spielbericht auf der Website des VfR Mannheim) und bepöbelte selbigen nach dem Schlusspfiff ein wenig. Was ein bisschen zu einfach ist. Beide Gelb-Rote Karten waren vertretbar und, da in der Mitte des Spielfelds passiert, ziemlich unnötig. Und wenn man mit zwei Mann Unterzahl spielt und es steht kurz vor Schluss trotzdem noch Unentschieden, dann rennt man nicht mit allen acht Männern nach vorne. Der Elfmeter am Ende erschien etwas hart, aber nach dem 2:1 war das Spiel sowieso entschieden.
Fazit: Ein spannendes, intensives und ereignisreiches Spiel zweier guter Mannschaften, beste Fußballunterhaltung auf dem Sportplatz. Was kann man von einem sonnigen Sonntag-Nachmittag mehr verlangen? Als Karlsruher würde man ein mit ähnlicher Leidenschaft und Drang zum Tor geführtes Spiel gerne mal wieder ein paar Kilometer südwestlich im Wildparkstadion sehen…