Hochsommerliches Ballgeschiebe: KSC vs Hallescher FC 1:1 – 26.8.2017

Stadion

KSC vs Hallescher FC 1:1

Neue Saison, gewohntes Geschehen in Karlsruhe: Nach dem Fehlstart musste Trainer Marc-Patrick Meister gehen und es gab mal wieder einen neuen Übungsleiter an der Seitenlinie. Dauer-Co-Trainer Zlatan Bajramović sollte den Heimdreier holen. Was nicht gelang: In einem schlimmen Spiel unter der badischen Hochsommer-Sonne trennten sich der KSC und Halle 1:1…

»The same procedure as last year, Mister Wellenreuther?« »The same procedure as every year, Oliver!«

An diesen Brüller aus dem Lieblings-Jahresend-TV-Stück aller Deutschen fühlen sich Fans des Karlsruher SC einmal mehr erinnert. Denn schon wieder musste der Trainer nach ein paar Wochen gehen. Marc-Patrick Meisters »Mission Wiederaufstieg« endete nach einer 0:4 Auswärtsniederlage bei Fortuna Köln.

Letztendlich wurden Marc-Patrick Meister nicht die drei schlechten Auswärtsspiele zum Verhängnis. Ein kompletter Neuaufbau mit einer neuen Mannschaft, und nach drei schlechten Spielen muss der Trainer gehen? Eigentlich absurd.

Meisters Problem war letztendlich die Hypothek, die er als »Trümmerverwalter« der Abstiegstruppe nach Mirko Slomkas Abgang mit in die neue Saison gebracht hat. Das hatten wir nach dem desolaten Abstieg im Mai bereits befürchtet:

»Den Neuaufbau soll nun Trainer Marc-Patrick Meister in der Dritten Liga durchführen, der einen Vertrag bis 2019 unterschrieb. Was im Umfeld nun auch schon wieder mit einiger Skepsis zur Kenntnis genommen wurde, zu desolat präsentierte sich das Team unter Meisters Leitung. Null Punkte und 1:10 Tore in vier Spielen ist seine Bilanz. Man braucht kein Prophet sein: Diese Ausbeute wird eine Hypothek für den Neuaufbau sein. Wenn der Start in die Drittligasaison holprig wird, kann es gleich wieder ungemütlich werden…«

Genau so ist es gekommen.

Aber Meister muss sich nicht grämen. Wenn man sich beim SWR die Galerie der entlassenen Trainer und Sportdirektoren anschaut, so befindet er sich in guter Gesellschaft. Die Kultur des »Heuerns und Feuerns« beim Karlsruher SC unter der Präsidentschaft Ingo Wellenreuthers liegt ganz sicher nicht nur an den Trainern…

Randaspekte

Da die sportliche Lage einige Herrschaften auf der Gegengerade nicht auslastet, gab es auch wieder in Stil und Botschaft höchst zweifelhafte Karlsruher Beiträge zum aktuellen »Großen Krieg der (Selbst-)Gerechten gegen den bösen DFB« zu bewundern…

KSC vs Hallescher FC 1:1

Aber in Karlsruhe hat man andere Sorgen. Dauer-Co-Trainer Zlatan Bajramović, der mit Mirko Slomka kam und seitdem erstaunlicherweise jeden Übungsleiterwechsel überlebt hat, durfte sich gemeinsam mit ex-KSC-Spieler Christian Eichner als fünfter Trainer seit Sommer 2016 (Interimstrainer eingerechnet) an den kickenden Helden des KSC versuchen…

Etwas Positives gab es aber auch: Das erste Heimspiel der Saison ohne Regen! Der badische Hochsommer drehte auf und lieferte eine sonnenbeleuchtete Kulisse bei 30 Grad.

Stadionbier! War schon mal voller im Wildpark… Gästeblock im Sonnenschein…

Die glorreichen Spiele der letzten Wochen haben das Stadion allerdings effektiv leergespielt, gerade einmal 9.580 Zusehende (ca. 300 davon im Gästeblock) wollten die Bemühungen des »Superteams aus Baden« im Stadion verfolgen…

Das Interims-Trainer-Duo stellte das Team ordentlich um. Die bisher enttäuschenden Routiniers Hofmann, Bülow (verletzt) und Stoll mussten ebenso raus wie der erfolglose Stürmer Zawada. Dafür kehrten Wanitzek, Gordon und Bader zurück, und Fabian Schleusener gab sein Startelfdebüt als Angreifer neben Anton Fink.

Der Gegner aus Halle erschien noch gebeutelter im Wildpark: Rico Schmitts Team ist noch sieglos und dazu noch von einer Verletztenserie gebeutelt. Auf der Ersatzbank nahmen nur vier Feldspieler Platz…

KSC vs Hallescher – Anstoß!

Nach dem Anpfiff von Schiri Willenborg war schnell klar, was der Hallesche FC wollte: Mit einer massiven Defensive einen Punkt holen. Wie üblich fand der KSC keine Mittel dagegen, es entwickelte sich ein furchtbares Mittelfeldgerumpel und uninspiriertes Ballgeschiebe. Der KSC war zwar durchaus bemüht, fand aber gegen die zwei üppig bestückten Ketten vor dem Hallenser Tor kein Mittel.

Schlimmer noch: Wenn Halle einmal Richtung KSC-Tor kam, wackelte die blau-weiße Defensive sofort bedenklich. Folgerichtig landete der erste (und einzige) zu Ende gespielte Angriff der Hallenser in der 13. Minute gleich zum 0:1 im Tor…

In der Folge ordnete Rico Schmitts Team alle 10 Feldspieler in zwei Ketten vor dem Tor an und ließ den KSC seine harmlosen Angriffsversuche ausüben. Mehr als ein guter Schuss in der 38. Minute nach einer schönen Aktion von Muslija war nicht drin.

Mit einem gellenden Pfeifkonzert wurde das »Superteam aus Baden« in die Pause verabschiedet…

Nach der Pause kam Dominik Stroh-Engel für den blassen Siebeck ins Spiel. Das brachte ein wenig Belebung und die zweite (und letzte) richtige Torchance für den KSC: In der 48. Minute traf Schleusener nach einer schönen Einzelaktion von Schleusener nur den Pfosten.

Der Ausgleich war gar keine Torchance. Ein harmloser Freistoß von Fink landete in der Mauer und prallte unkontrolliert herum, Schleusener bekam den Ball und sorgte in der 66. Minute für den 1:1-Endstand.

Fazit: Wenn man durch den Trainerwechsel einen »Ruck« durch die Mannschaft gehen lassen wollte, so scheiterte das grandios. Eine wackelige Defensive und ein Angriffsspiel, das gegen eine harmlose Mannschaft aus Halle lediglich zwei richtige Torchancen zu Stande brachte. So spielt kein Aufsteiger…

Endstand: KSC vs Hallescher FC 1:1

Die Lage

Nun steht der KSC, als Top-Aufstiegsfavorit in die Saison gegangen, nach dem 6. Spieltag auf Rang 16 mit 5 Punkten. Und hat nach Halle die meisten Gegentore kassiert. Wer das Team demnächst trainieren wird, ist unklar (Leiten Sie das KSC-Training am Dienstag? – »Ich weiß es nicht«). Der Rückstand auf das Saisonziel Aufstieg beträgt schon 10 Punkte…

Der Strohhalm ist die Aufstiegssaison 2012/13, als der KSC unter Markus Kauczinski nach 6 Spieltagen sogar nur 4 Punkte hatte und am Ende trotzdem mit 79 Punkten als Drittligameister aufstieg. Nur war die Situation damals ganz anders, bis auf zwei schwache Auswärtsspiele spielte der KSC von Beginn an gut und hatte ziemliches Pech im Torabschluss. Die Mannschaft Anno 2017 erspielt sich aber kaum Torchancen, die sie vergeigen könnte…

Um aufzusteigen, brauchte man in der Dritten Liga meistens mindestens 70 Punkte. D.h., der KSC müsste jetzt ab sofort mit einem Schnitt von 2 Punkten pro Spiel unterwegs sein. Der KSC 2012/13 verlor in den 35 Spielen nach dem 6. Spieltag nur noch dreimal und holte 23 Siege. Wer den KSC Anno 2017 auf dem Rasen sieht, kann sich eine Wiederholung dieses Durchmarschs nur schwer vorstellen…

Mit dieser Abwehr sowieso nicht, wenn der KSC wirklich aufsteigen möchte sollte Oliver Kreuzer noch einen Innenverteidiger und einen Außenverteidiger verpflichten. Ein Angreifer mit Drang zum Tor würde auch nicht schaden…

Impressionen

Vor dem Spiel

KSC vs Hallescher FC 1:1