Fast eine Pokal-Überraschung: KSC vs Bayer 04 Leverkusen 0:3 n.V. – 11.8.2017
Schade! In einem großartigen Pokalfight im regennassen Wildpark unterlag der KSC dem Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen mit 0:3 n.V. Und wurde damit unter Wert geschlagen…
Endlich mal wieder DFB-Pokal im Wildpark!
Dank des Abstiegs in die Dritte Liga kam der KSC nach drei Jahren endlich mal wieder in den Genuss eines Heimspiels im DFB-Pokal. Das letzte Mal war das 2014 beim Erstrunden-Aus gegen den VfL Wolfsburg (1:3) der Fall gewesen. In den Jahren dazwischen schied der KSC stets zuverlässig auswärts in Runde 1 oder 2 aus…
Immerhin 17.000 Zusehende wollten das Pokalspiel an einem regnerischen Freitagabend sehen. Das ist für aktuelle Karlsruher Fußballverhältnisse ein ordentlicher Besuch, der Verein hatte aber wohl, wenn man den nach der Auslosung entfachten Hype mit gestaffeltem Vorverkauf und Event-Trikot anschaut, mit mehr gerechnet…
Randaspekte: »Fußballmörder DFB«
Kaum hatte man den Block betreten, war man mit Blick auf die Gegengerade gleich wieder peinlich berührt. »Fußballmörder DFB« las man dort auf einer großen Tapete. Und während des Spiels gab es die neuerdings üblichen »Scheiß DFB«-Wechselgesänge…
Der »Protest« der so genannten »organisierten Fans« in Deutschland gleitet zunehmend auf ein für erwachsene Menschen erstaunlich regressiv-infantiles Niveau hinab. Angenommen, dieser »Protest« soll eine über ein kindlich-trotziges »Manno, wir finden im Fußball aber alles doof!1!!11!!!Einself!!« hinausgehende Dialogaufforderung in Richtung DFB sein, so muss man kein Einstein sein um zu erkennen, dass sich dieser Stil diesbezüglich eher als kontraproduktiv herausstellen könnte…
Ein Treppenwitz ist dabei, dass die mitgereisten Leverkusener Fans in den »Scheiß DFB«-Wechselgesang einstimmten. Genau, die Fans jenes Werksklubs Bayer 04 Leverkusen, die nur dank des ihrem Verein und seiner Werksklub-Herkunft gegenüber äußerst zuvorkommenden DFB (und die DFL wollen wir da auch nicht vergessen) überhaupt als Teil des deutschen Profifußballs in ihrem Gästeblock standen. Deutsche »Fankultur« 2017, man hat immer was zu lachen…
KSC vs Bayer 04 Leverkusen 0:3 n.V.
Zurück zum Sport. Man muss kritisch anmerken, dass es im dritten Pflicht-Heimspiel der Saison 2017/18 zum dritten Mal regnete. Und bekanntlich stehen wir Fußball-Traditionalisten stets im unüberdachten Stehplatz-Block (was auch der Qualität der Fotos bei diesem Spiel nicht zuträglich war…). Da muss sich das Wetter einfach mal hinterfragen, so kann das jetzt nicht die ganze Saison weitergehen!
Immerhin: Nach den Bierpreis-Irritationen des letzten Heimspiels wurden alle Preise wieder auf das Niveau der Vorsaison zurückgefahren. Geht doch!
Wie schon erwähnt, eine eher enttäuschende Kulisse von 17.000 Zusehenden wollte das freitägliche Pokalspiel sehen. Und trotz des nur halb gefüllten Stadions gab es lange Schlangen am Eingang, da viel zu wenige Eingangstore geöffnet waren. Da kann man fast froh sein, dass es nicht voller war…
Fußball wurde natürlich auch gespielt. KSC-Coach Mark-Patrick Meister nahm an der siegreichen Elf vom letzten Heimspiel nur eine Änderung vor. Für den (noch vom Reutlingen-Pokal-Desaster 2015 rotgesperrten Gordon rückte Martin Stoll in die Abwehr.
Bei den Gästen aus Leverkusen gab neu-Bender Sven sein Debut, während Bruder Lars verletzt fehlte. Ansonsten waren alle unter der Woche angeschlagen gemeldeten Akteure dann doch fit geworden…
Flutlicht und strömender Regen – das waren doch beste Voraussetzungen für einen großen Pokalfight!
Und nachdem Karim Bellarabi mit einer vergebenen Großchance in der 3. Minute bei der noch etwas »kalten« KSC-Abwehr für die notwendige Aufmerksamkeit sorgte, wurde es genau das. Die in den ersten Drittligapartien wackelige KSC-Defensive präsentierte sich gut, alle Akteure fighteten aufopferungsvoll gegen die immer wieder gefährlich vor das Tor kommenden Leverkusener Angriffe. Auch der von Spiel zu Spiel immer besser werdende neue Stammkeeper Benjamin Uphoff hielt stark.
Das große Manko des Karlsruher Spiels: Die Offensive. Zawada hatte schon in der 13. Minute eine große Chance, vergab diese aber. Wenn da der verletzt ausgefallene Stroh-Engel an seiner Stelle gewesen wäre…
Das war auch der einzige Torschuss von Zawada, Anton Fink wurde von der Leverkusener Abwehr offensiv völlig abgemeldet und hatte gar keinen Abschluss. Die Blau-Weißen starteten zwar ein ums andere Mal vielversprechende Angriffe über Lorenz und Muslija, deren Flanken fanden aber nie einen Abnehmer.
So war die Marschrichtung für den KSC schnell klar: Verteidigen was das Zeug hält, und offensiv auf einen Glücksschuss oder das Elfmeterschießen hoffen. Das klappte auch 90 Minuten lang recht gut, zumal die Wucht der Leverkusener Angriffe in der zweiten Hälfte deutlich abnahm und erst in der Schlussphase wieder gefährlich wurde. Mit etwas Glück brachten die Blau-Weißen das 0:0 über die 90 Minuten – Verlängerung!
Verlängerungen sind aber nichts für uns in Karlsruhe. Das zeigte sich 2015 beim berüchtigten Relegationsspiel, es zeigte sich wieder. Das Heimpublikum hatte den Gedanken »jetzt noch 30 Minuten verteidigen dann hauen wir sie im Elferkicken raus« noch gar nicht zu Ende gedacht, da stand es schon 0:1. Einen Freistoß von Julian Brandt vollstreckte Kohr per Kopf in der 93. Minute. Nur 6 Minuten später traf der eingewechselte Pohjanpalo zum 0:2, ehe Baily in der 105. Minute mit dem 0:3 die Pokalschlacht für beendet erklärte. Aus Protest ließ es der Karlsruher Himmel für den Rest der Verlängerung mit an diesem Abend noch nicht erlebter Intensität auf den Wildpark hinab regnen…
Fazit: 90 Minuten eine große Pokalschlacht, als sich der Bundesligist in der Verlängerung zusammenriss, war sie aber schnell beendet. Wie das dann immer so ist, außer Komplimenten (Rudi Völler: »Das war ein hartes Stück Arbeit gegen einen unbequemen Gegner…«) nimmt man nix mit.
Trotzdem war es eine große kämpferische Leistung der Blau-Weißen. Mit der Einstellung braucht den Karlsruher Fußball-Freundinnen und -Freunden vor den nächsten Aufgaben in der Dritten Liga nicht bange sein…
KSC-Trainer Meister meinte in seiner blumigen Art (lt. abseits-ka):
»Das Spiel birgt heute für uns zwei große Schätze, zwei Erfolgsmomente, woran ich es messen will. Das erste ist das 0:0 nach 90 Minuten nicht ohne eine Chance zuzulassen sondern einfach, dass wir mit viel Leidenschaft und einem riesigen Engagement verteidigt haben. Und das zweite ist für mich, dass mit Ende des Spiels die Fans, die unüberdacht da standen nicht heim sind und der Mannschaft Respekt zollten und sie verabschiedet hat.«