Neues aus Schottland #19: Saisonende!

Spielbetrieb

»…cheers us up when we know the Scottish Cup, is coming home to rest at Paradise…« heißt es im altehrwürdigen »Celtic Song« von Glen Daly, der bei jedem Spiel im Celtic Park gespielt wird. Und genau so war es! Celtic krönte eine überragende Saison zum Abschluss mit dem Gewinn des Scottish Cup und holte damit das »Domestic Treble« aus Meisterschaft, Liga-Pokal und Vereinspokal…

Der letzte Titel: Scottish Cup für Celtic

Zum Saisonabschluss trafen im Pokalfinale Meister Celtic und der Zweite Aberdeen aufeinander. Bekanntlich ist Celtic ungeschlagen durch die Saison gekommen, so dass der Meister natürlich der große Favorit war. Es entwickelte sich aber ein dramatisches Finale. Schon nach 9 Minuten ging Aberdeen nach einer Ecke durch Johnny Hayes in Führung, der in dieser Saison überragende Stuart Armstrong glich zwei Minuten später aus.

Es entwickelte sich eine spannende Kampfpartie, Aberdeen unterband mit höchstem Einsatz das gefährliche Offensivspiel Celtics. Aber als sich alle schon für die Verlängerung bereit machten, erzielte Tom Rogic mit einer schönen Einzelaktion in der zweiten Minute der Nachspielzeit den umjubelten Siegtreffer für Celtic…

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Damit gewann Trainer Brandon Rodgers in seiner ersten Saison das »Domestic Treble«, und das ungeschlagen in allen drei nationalen Wettbewerben. Nur vier Teams konnten Celtic diese Saison schlagen: Die Lincoln Red Imps, Hapoel Be’er Scheva (aus Gibraltar bzw. Israel, in der Quali-Runde zur CL im letzten Sommer), der FC Barcelona und Borussia Mönchengladbach.

Die letzte Entscheidung: Dundee United bleibt zweitklassig

Stammleserinnen und -leser wissen es: Dieses kleine Fußball-Blog hat eine heimliche Leidenschaft für Dundee United. Nach einer wechselhaften Saison in der zweitklassigen Championship wühlte sich das Team von Trainer Ray McKinnon durch die etwas mühsame Aufstiegs-Play-Runde (der Tabellenerste steigt direkt auf, der Zweite, Dritte und Vierte spielen in einer Play-Off-KO-Runde das Team aus, das dann gegen der Vorletzten der ersten Liga Relegation spielen darf). Morton und Falkirk wurden bezwungen. Aber in zwei schauerlichen Spielen entschied ein feiner Fernschuss von Hamiltons Jungstar Greg Docherty die Relegation. Die Accies bleiben drin und Dundee United muss in der kommenden Saison einen neuen Anlauf zur Rückkehr in die erstklassige Premiership nehmen…

Prognose und Realität

Jetzt schauen wir doch zum Saisonabschluss einmal, wer hier die Ahnung hat. Zu Saisonbeginn wurde hier der Ausgang der Meisterschaft vorher gesagt:

 PrognoseErgebnis
1.CelticCeltic
2.AberdeenAberdeen
3.The new RangersThe new Rangers
4.HeartsSt. Johnstone
5.St. JohnstoneHearts
6.MotherwellPartick Thistle
7.Ross CountyRoss County
8.Inverness CaleyKilmarnock
9.FC DundeeMotherwell
10.Hamilton AcciesFC Dundee
11.Partick ThistleHamilton Accies
12.KilmarnockInverness Caley

Im Großen und Ganzen endete es so wie erwartet. Dass die New Rangers Celtic herausfordern könnten war von vornherein eine absurde Vorstellung. Erwartungsgemäß sind sie aktuell nicht einmal die zweite Macht. Mit Rang 3 könnten sie als Aufsteiger mehr als zufrieden sein, wäre da nicht der rund um Ibrox und bei ihren Fans in den Medien obligatorische Größenwahn, der Rangers stets als potenziellen Meister sieht. Davon waren sie weit entfernt und werden es auch in der kommenden Saison sein.

Nicht unbedingt zu erwarten war auch, dass Hearts hinter St. Johnstone auf Rang 5 endet. Der »schottische Nagelsmann« Ian Cathro hatte so seine Probleme mit der in der Wintertransferperiode neu zusammengestellten Mannschaft. Von den neun Neuzugängen werden nun deren sechs Hearts gleich wieder verlassen. Cathros Team gewann nur 6 der 26 Spiele seit seiner Amtsübernahme. Das ist natürlich viel zu wenig, Cathro genießt aber das Vertrauen von Sportdirektor Craig Levein und wird in der kommenden Saison bleiben. Aber die Edinburgh Evening News unken schon:

»If recruitment overall is poor once again and Hearts start slowly, fans will be screaming for Cathro and his assistant Austin MacPhee to be sacked. And probably Levein with them. The brutal truth is that business done over the next few weeks in Gorgie will be the most important since Budge signed that Creditors’ Voluntary Arrangement to take Hearts out of administration.«

Überraschungen gab es in der zweiten Tabellenhälfte. Partick Thistle, die »dritte Macht« in Glasgow, spielte eine für diesen kleinen Klub hervorragende Saison und schaffte erstmals in der Vereinsgeschichte den Sprung unter die ersten Sechs und damit in die »Meisterrunde«.

Ebenfalls überraschend endete Kilmarnock auf Rang 8. Nach Killies desaströser Saison 15/16 waren sie für mich der Abstiegskandidat Nummer 1, zeigten sich aber stark verbessert.

Die große Enttäuschung war Absteiger Inverness Caledonian Thistle. Die Highlander vom Loch Ness, immerhin in der Saison 15/16 noch in der Quali für die Europa League dabei, spielten eine schlimme Saison und stiegen wohlverdient in die Premiership ab. Ähnlich wie Killie und Dundee United in der letzten Saison lieferten sie sich am Tabellenende ein Schneckenrennen mit den Hamilton Accies. Beide gewannen in 38 Versuchen nur sieben Mal, letztendlich brachte ein Unentschieden mehr für die Accies (s.o., Relegation) die Entscheidung…

Und sonst?

In der abgelaufenen Saison konnte man dank DAZN und Sport1+ viele Spiele der schottischen Premiership in guter Qualität anschauen. Wir hoffen natürlich, dass das in der kommenden Saison so bleiben wird. Denn wer möchte denn z.B. HSV vs Mainz anschauen, wenn man doch Aberdeen vs Celtic sehen kann? Und das im altehrwürdigen Pittodrie-Stadion, durch das vom Nordseestrand herüberwabernde Nebelfetzen mäandern? Eben!

Nun ist aber erst einmal Sommerpause. Kicken wird nächste Woche in Schottland nur noch die Nationalmannschaft. Diese muss in der WM-Qualifikation daheim gegen England gewinnen, um noch eine einigermaßen realistische Chance auf die Teilnahme an der WM 2018 zu haben…

Und was nächste Saison wird? »Ah dinnae ken«, wie man in Schottland sagt, »ich weiß es nicht«…