Nur bedingt zweitligatauglich: KSC vs Fortuna Düsseldorf 0:3 – 19.3.2017
Hoch und runter rast das Stimmungsbarometer beim KSC in diesen Wochen des Abstiegskampfs. Nach dem 2:0 gegen Hannover 96 im letzten Heimspiel war neue Hoffnung auf bessere Fußballzeiten entstanden, die vom 0:1 in Aue beim »Spitzenspiel von unten« umgehend wieder zerstört wurde. Deshalb musste das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf unbedingt gewonnen werden. Was nicht gelang: Nach einer verdienten 0:3-Heimniederlage gegen Fortuna ist der KSC am 25. Spieltag am Ende der Tabelle angelangt…
Haue in Aue
0:1 verlor der KSC das Auswärtsspiel in Aue mit einer wenig erbaulichen Leistung (Kicker-Spielbericht/Video-Zusammenfassung auf Youtube). Wie so oft in dieser Saison zeigte das blauweiße Team eklatante Schwächen in der Offensive. Man kam praktisch nicht in den Strafraum zu Abschlüssen, so dass der recht umstrittene Foulelfmeter in der 36. Minute bereits der entscheidende Treffer war.
Trainer Slomka ärgerte sich besonders über das Offensivspiel, bei dem sich seine Spieler offensichtlich nicht so verhielten, wie er das vorher vermittelt hatte, Zitat:
»Wir spielen nicht gut. Wir bringen keinen einzigen Ball vors Tor. Wir spielen nur darum herum.«
Am Spieltag hatte sich nach den Freitag- und Samstagsspielen die tabellarische Lage noch einmal verschlechtert. Nach dem Bielefelder 2:0 über Kaiserslautern war der KSC vor dem Spiel gegen Fortuna auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht…
KSC vs Fortuna Düsseldorf 0:3
Die Fans zeigten sich, wie schon beim Spiel gegen Hannover, motiviert und dekorierten das Wildpark-Gelände mit blau-weißen »Aufgeben ist keine Option«-Bannern. Sogar der »Nackte Mann« vor dem Haupteingang war entsprechend dekoriert, denn niemand im Karlsruher Fußballumfeld hat Lust auf die Dritte Liga…
Vor dem Spiel sorgte eine Aktion aus dem weiten Feld der »unentbehrlichen authentischen deutschen Fankultur« für eine erschwerte Anreise aus Richtung Nord-West und Lücken in der selbsternannten »Stimmungszentrale« der Gegengerade.
»Unentschieden reichen nicht mehr«, hatte Torwart und Kapitän Orlishausen vor dem Spiel verkündet. 14.473 Zusehende, darunter ein gut gefüllter Gästeblock aus Düsseldorf, wollten sich die diesbezüglichen Bemühungen anschauen. Trainer Slomka stellte mal wieder die Mannschaft um. Für Bader, Gimber und Diamantakos kehrten Mavrias, Kinsombi und Kempe in die Startelf zurück.
Der Gegner aus Düsseldorf rückte auch nicht gerade in Topform an. Seit Ende November hatte die Fortuna nur einmal gewonnen (am 23. Spieltag 2:1 in Bochum) und lebte tabellarisch in erster Linie vom Punktepolster aus der Hinrunde. In der Rückrundentabelle standen sie sogar zwei Punkte hinter dem KSC. So hätte der KSC die Chance gehabt, den Abstand auf die Fortuna auf 6 Punkte zu verkürzen…
Somit machte sich vor dem Spiel im Wildpark auf den Rängen ein verhaltener Optimismus breit. Vielleicht hätte man sich beim Anpfiff nur die dunklen Wolken anschauen müssen um zu erkennen, wie unangebracht jener war…
Es begann noch ganz gut, in der 9. Minute spitzelte Stoppelkamp einen Abpraller von Fortunas Torhüter Rensing nur knapp am Tor vorbei. Und kurz drauf gelangte ein Fernschuss von Valentini immerhin in die Nähe des Tores. Damit hatte aber die Offensivabteilung des KSC bereits ihr Pulver verschossen…
Das Spiel plätscherte in einem für den deutschen Fußball heutzutage so typischen Mittelfeldgeplänkel daher. Bis KSC-Torhüter Orlishausen einen Ball von der Strafraumkante ins Mittelfeld schlug. In der Landezone des Balls waren fünf Karlsruher nicht in der Lage, den Ball zu behaupten. Stattdessen köpfte Fortunas Bodzek den Ball lang über die aufgerückten KSC-Spieler hinweg auf den Flügel zu Ayhan, der Richtung Strafraum marschieren und unbehelligt vor das Tor flanken konnte. Und wer lauerte vor dem Tor? Genau, der ehemalige Karlsruher Fast-Aufstiegsheld Rouwen Hennings. Von Karlsruher Abwehrspielern nur interessiert begleitet, konnte er in der 26. Minute mühelos zum 0:1 einschieben.
Nur drei Minuten später. Hennings schlug eine Ecke für Fortuna, Orlishausen kam heraus und verpasste den Ball, der dann erst gegen Figueras Knie und von dort ins eigene Tor prallte. Typischer Fall von »Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!«…
Mit dem 0:2 ging es in die Halbzeitpause. Ein wenig Hoffnung war noch da, war dem KSC doch vor einigen Wochen gegen Bielefeld ein Comeback nach Rückstand gelungen…
Doch diese Resthoffnung sollte in der zweiten Halbzeit enttäuscht werden. Ein Aufbäumen gegen die nächste Heimniederlage, ein leidenschaftliches Anrennen um mit einem Anschlusstor vielleicht doch noch etwas im Wildpark behalten zu können – wenig davon war zu sehen. Bei allen Bemühungen wurden wieder die offensichtlichen Qualitätsprobleme des Karlsruher Offensivspiels deutlich. Ein typischer KSC-Angriff sieht in diesen Zeiten meistens so aus: Man erobert den Ball und spielt ihn auf den Flügel. Dort wird losgerannt, ein guter Zeitpunkt zum Abspiel in die Mitte verpasst und der Angriff versandet in einer mehr verzweifelten als aussichtsreichen Einzelaktion oder der Ball wird im Dribbling gegen eine längst wieder formierte Defensive des Gegners verloren…
Und wenn es dann mal energischer Richtung Tor ging, dann kam auch noch Pech dazu. Wie in der 65. Minute, als es statt eines durchaus angemessenen Elfmeters für den KSC Freistoß für Düsseldorf gab…
Den Schlusspunkt setzte dann wieder Hennings in der vorletzten Minute, dem es fast schon peinlich zu sein schien, bei seinem alten Klub so einfach zu Toren zu kommen…
Fazit: Eine weitere verdiente Heimniederlage, bereits die sechste in 13 Versuchen. So wird es schwer mit dem Unternehmen »Klassenerhalt«…
- kicker-Spielbericht. Noten für den KSC leistungsgerecht zwischen 4 und 5. Etwas übertrieben ist es allerdings, gleich 5 Fortuna-Spieler in die (vor dem Montagsspiel vorläufige) »Elf des Tages« zu stellen…
- abseits-ka – KSC-Coach: »Ängstliches Team, das völlig zusammengebrochen ist«
Die Lage
Der KSC ist nun am Tabellenende angekommen, und es sind nur noch 9 Spiele. Der Abstand zur »Rettung« (St. Pauli auf Rang 15) ist auf 4 Punkte angewachsen. Und man muss Bochum noch dankbar sein, dass der VfL im Spiel gegen Abstiegskonkurrent Aue mit einem 1:1 (nach 0:1-Rückstand) noch einen Punkt holte, so dass der Abstand zum Relegationsrang 16 nur 2 Punkte beträgt…
Der Trainerwechsel zu Mirko Slomka hat nicht den Erfolg gebracht, den man sich damit erhofft hatte. Slomka macht vielmehr schon nach wenigen Monaten einen etwas ratlosen Eindruck, so dass dem interessierten Beobachter die Möglichkeit eines weiteren Trainerwechsels nicht so ganz absurd vorkommen mag.
Es erinnert alles ein wenig an den letzten Abstieg 2012 in den Relegationsspielen gegen Regensburg. Damals hatte der KSC drei Trainer und, wie heute, einen aufgeblähten Kader von zweifelhafter Qualität. Vielleicht ist es aber auch so, dass man, wenn man sich den Kader von Saisonbeginn und die Neuzugänge anschaut und davon ausgeht, dass das alles an Qualität ist, was sich der KSC leisten kann, einfach akzeptieren muss, dass es diese Saison einfach nicht reichen könnte…
Nach der Länderspielpause geht es mit dem Spiel beim 1. FC Nürnberg weiter. Auswärts spielt der KSC noch schlechter als daheim, so dass der Glaube an einen Dreier in der Fremde fast einem »Wunderglauben« gleich kommt…