Fußballfest im Stadion: KSC vs Arminia Bielefeld 3:2 – 29.1.2017

Stadion

KSC vs Bielefeld 3:2

»Heute ist, ihr wisst es schon, ein Fußballfest im Stadion« heißt es bekanntlich in Sabine Wittwers Gassenhauer »KSC Olé Olé«, der inoffiziellen Vereinshymne des KSC. Dieser Text klang im Angesicht der Heimspiel-Leistungen des letzten Jahres mitunter wie der blanke Hohn. Es musste erst Mirko Slomka Trainer werden, damit der KSC mal wieder ein Spiel hinlegt, das zum Text passt. Denn am gestrigen Sonntag besiegte der KSC nach einer großartigen zweiten Halbzeit Arminia Bielefeld in einer packenden Partie 3:2…

Der neue Trainer: Mirko Slomka

Unsere Spekulation über den neuen Trainer nach dem letzten Heimspiel 2016 lag daneben: Nicht Franco Foda wurde Nachfolger Tomas Orals, sondern Mirko Slomka.

Was für einen Verein wie dem KSC eine erstaunlich »prominente« Verpflichtung ist, entsprechend löste die Verpflichtung geradezu eine »Fußball-Euphorie« (für Karlsruher Verhältnisse) aus. Immerhin 500 Leute wollten Slomkas erstes Training beim Auftakt nach den Feiertagen sehen!

Zusätzlich legte der eloquente Slomka eine erstaunliche Medienpräsenz hin. Von Sky über ARD bis Baden-TV: Überall war Slomka zu sehen und zu hören.

Aber: Für TV-Auftritte gibt es keine Punkte, die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Rasen, entsprechend gespannt war man in Karlsruhe auf das erste Pflichtspiel des Jahres.

KSC vs Arminia Bielefeld 3:2

So gespannt aber nun auch wieder nicht: Trotz des neuen Trainers und einer verstärkter Werbetrommel in den lokalen Medien fanden nur ca. 13.140 Zusehende den Weg raus in den Wildpark. Und das, obwohl es am Spieltag den ersten sonnigen milden Tag des Jahres nach einer wochenlangen Dauerfrostperiode gab. Der Dauerfrost im Angriffsspiel in den letzten anderthalb Jahren hat wohl Spuren hinterlassen…

Dass es im Winter kalt ist, war auch ein Problem für das Catering im Stadion. Es gab kein Bier an den meisten Bierständen, weil Bier/Leitungen/Zapfanlage/was-auch-immer eingefroren war. Das ist genau das, was man in Baden mit dem schönen Wort »Kleckerlesverroi« bezeichnet…

Die Fußballfreunde auf der Gegengerade hatten die Winterpause zum Bemalen einiger Transparente genutzt, die sie zum Anstoß stolz vorzeigten. »Auch ein perfektes Chaos ist etwas Vollkommenes« war dort zu lesen. Als hätten sie das Debakel des Caterers geahnt…

Nur mäßig besetzt war der Gästeblock. Schätzungsweise 600 Schlachtenbummler, vorzugsweise in existentialistischem Ultra-Schwarz gekleidet, hatten den weiten Weg aus Ostwestfalen ins Badische gemacht. Kein Wunder, hat die Arminia in der gesamten Saison doch gerade mal zwei Auswärtspünktchen eingefahren…

Mirko Slomka setzte in seinem ersten Spiel auf ein 4-4-2 mit einer Formation, die sich nicht groß von den Aufstellungen seines Vorgängers Tomas Orals unterschied. Wie auch, es gab noch keine einsatzbereiten Neuzugänge…

Abstiegskampfkonkurrent Arminia Bielefeld, wie sich das für diese Tabellenregionen gehört auch schon mit dem zweiten Trainer (Jürgen Kramny) unterwegs, hatte einen Neuzugang dabei: Reinhold Yabo, in der Beinahe-Aufstiegssaison 14/15 Mittelfeldmotor des KSC, stand bei seinem Comeback in der Zweiten Liga gleich in der Startelf.

Und weil es nun einmal so ist, dass höchstens das Finanzamt nachtragender ist als die enttäuschte Liebe von Fußball-Anhängern zu ihren abtrünnigen Helden, erntete Yabo, der direkt nach dem gescheiterten Aufstieg zu RB Salzburg gewechselt war, bei jedem Ballkontakt ein gellendes Pfeifkonzert. Und diverse Sprechchöre im Gossenslang von einem Teil der Gegengerade. Ein glückliches Händchen in Stilfragen ist halt nicht jedem gegeben…

Was Yabo aber nicht sonderlich beeindruckte, er lieferte von Beginn an ein starkes Comeback in der Zweiten Liga, war bester Bielefelder und deutete an, dass er nach seiner hartnäckigen Verletzungsgeschichte in Salzburg wieder auf dem Weg ist, ganz der Alte zu werden.

Ansonsten breiten wir über die erste Halbzeit den gnädigen Mantel des Schweigens. Außer einem Pfostentreffer von Klos nach einem Zuspiel von Yabo in der 2. Minute ereignete sich nichts. Ein Auftritt des KSC, der sich durch nichts von den Vorstellungen unter Tomas Oral unterschied und wieder zu den altbekannten Bruddeleien auf den Rängen animierte. Erwähnenswerte Dinge ereigneten sich nur neben dem Platz:

In der zweiten Halbzeit sollte sich der Unterhaltungswert des Spiels gründlich ändern. Die Arminia eröffnete das Scoring. Nach einer Flanke des starken Yabo vollendete Torjäger Klos zum 0:1

Nun war der KSC gefragt. Und zeigte eine neue, in dieser Saison noch nicht gesehene Qualität: Die Blauweißen zogen ein organisiertes Angriffsspiel auf und erarbeiteten sich folgerichtig ihre Chancen.

In der 63. Minute gab es einen Eckball für den KSC. Stoppelkamp schlug den Ball herein, Arminia-Keeper Hesl klebte auf der Linie und der spanische »Problembär«-Innenverteidiger Jordi Figueras verwandelte per Kopf zum 1:1-Ausgleich. Unglaublich, ein Tor nach einer Ecke! Und nach dem Muster, nach dem normalerweise der KSC die Gegentore bekommt…

Aber der KSC hatte noch nicht genug, es folgte der Höhepunkt des Tages. Drei Minuten später fing Außenverteidiger Dennis Kempe volley einen geklärten Ball ab, tanzte per Zidane-Trick durch die Bielefelder Abwehr und hämmerte den Ball mit links mit 93 km/h ins Netz, als wäre er Neymar – 2:1 für den KSC! Ein unglaubliches Tor, das Spiel wurde in drei Minuten gedreht, der Wildpark tobte!

Natürlich folgte die kalte Dusche auf dem Fuß, denn wir sind in Karlsruhe. Weitere zwei Minuten später gab es einen Freistoß für Bielefeld, den Schütz aus spitzem Winkel direkt verwandelte. Sah nicht ganz unhaltbar aus…

Aber so wollte sich das »Superteam aus Baden« an diesem Sonntag nicht die Punkte nehmen lassen. Der KSC zeigte nun auch spielerische Elemente, der eingewechselte Barry hätte schon alles klar machen können.

So blieb diese Ehre Jimmy Hoffer vorbehalten. In der 82. Minute nutzte er, an der Strafraumgrenze im Rückraum sträflich allein gelassen, einen weiteren Eckball zum 3:2-Siegtreffer, bei dem Arminias Torwart Hesl nicht allzu gut aussah. Zwei Eckballtore! Für den KSC! Unglaublich!

Das war der Sieg für den KSC, und die blauweißen Helden holten sich nach dem Spiel den für die beste Halbzeit der Saison völlig angemessenen Applaus ab.

Weekly Vollath

»Erster Heimsieg im ersten Spiel der Rückrunde. An Spannung wars ab der zweiten Halbzeit wohl kaum zu überbieten, nicht immer schön dafür torreich und sehr unterhaltsam.«

Da hat René Vollath völlig Recht.

Die Lage

Dieser Dreier war ein ganz wichtiger Sieg im Abstiegsstrudel der Zweiten Liga gegen einen direkten Konkurrenten, zumal Aue am Tag vorher gegen Heidenheim gewonnen hatte. Der KSC konnte drei Punkte Abstand auf den Vorletzten Bielefeld und sogar 6 Punkte auf den Letzten St. Pauli legen. Für Letztere sieht es nach der 0:1-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart besonders finster aus.

Der KSC spielt nun zweimal hintereinander auswärts. Mit einer Leistung wie in der zweiten Halbzeit kann auch in Bochum und bei den Sechzgern etwas mitgenommen werden. Zumal die Mannschaft auch verstärkt wurde. Mit Oscar Zawada vom VfL Wolfsburg und Fabian Reese von Schalke 04 kommen zwei junge Stürmer. Außerdem halten sich Gerüchte um eine Rückkehr von Mittelfeldspieler Jonas Meffert, der beim SC Freiburg in der Bundesliga nicht so Recht zum Zuge kommt. In Karlsruhe wird der Deadline-Day noch spannend…

Impressionen