Torloser Hinrundenabschluss: KSC vs Eintracht Braunschweig 0:0 – 17.12.2016
Bei ziemlich kaltem Winterwetter ging es das letzte Mal im Jahr 2016 ins Stadion: Der KSC spielte zum Abschluss der Hinrunde das erste Heimspiel nach Tomas Oral. Und schaffte mit einer guten Leistung ein 0:0 (wie man so sagt, »der besseren Sorte«) gegen den Spitzenreiter Eintracht Braunschweig…
Lukas Kwasniok
Der neue Sportdirektor Oliver Kreuzer ist ein schlauer Bursche: Um nicht in die »Interimstrainer-Falle« (Interims-Trainer holt Siege und kann dann nicht mehr abgelöst werden, obwohl man nicht zu 100% von ihm überzeugt ist) zu treten, wählte er genau den Trainer aus dem Fundus des KSC-NLZ aus, der nicht den für die Zweite Bundesliga notwendigen Fußballlehrerschein in der Tasche hat.
Lukas Kwasniok, 35 Jahre alt, ist im Hauptberuf Trainer der KSC U19 in der A-Jugend-Bundesliga. Und schaffte in kürzester Zeit einen beeindruckenden Stimmungswandel. Schon beim ersten Spiel, dem 0:0 bei Dynamo Dresden, sah man eine vor allem defensiv verbesserte KSC-Mannschaft auf dem Rasen. Und Kwasniok ist auch, dabei das genaue Gegenstück zu Tomas Oral, ein eloquent und dabei glaubwürdig auftretender Typ, der es schafft »das Umfeld mitzunehmen«.
Und dabei aber auch Potenzial hat, damit auf die Dauer auf die Nerven zu gehen. Sein Statement mit der Warnung, man müsse auch mal zwei Jahre ohne »Zauberfußball« akzeptieren, klingt angesichts der Heimspiele der letzten anderthalb Jahre durchaus befremdlich. Von »Zauberfußball« hat man in Karlsruhe schon lange nichts mehr gesehen, und es gibt wohl auch niemanden, der solchen ernsthaft erwartet. Wir nehmen solche Statements einfach mal als Zeichen seiner Leidenschaft im Überschwang des plötzlichen Daseins als Zweitligatrainer…
KSC vs Eintracht Braunschweig 0:0
Immerhin 12.000 Zusehende fanden bei ziemlich kalten und ungemütlichem Winterwetter den Weg in den Wildpark zum Match gegen den Tabellenführer. Auch die Eintracht hatte einen leidlich gut gefüllten Gästeblock über die 550 Autobahn-Kilometer nach Karlsruhe gebracht. Offensichtlich ist Schwarz in Braunschweig die Modefarbe der Saison. Alle im Gästeblock waren in Kittel dieser Farbe gewandet, und man hatte auch ein farblich passendes Rauchtöpfchen mitgebracht…
Bei der Eintracht hat alleine Torjäger Domi Kumbela in dieser Saison genau so viele Tore geschossen wie das gesamte KSC-Team. Trotz einer leichten Braunschweiger Auswärtsschwäche war also aus KSC-Sicht nicht unbedingt Gutes zu erwarten…
Interimscoach Kwasniok setzte auf seine in Dresden defensiv erfolgreiche Formation. Eine Dreierkette, die fast immer eine Fünferkette war, sollte die gefährlichen Braunschweiger Angreifer Kumbela und Nyman vom eigenen Tor fernhalten.
In der ersten Halbzeit gab es ein in den letzten anderthalb Spielzeiten typisches KSC-Heimspiel zu sehen: Heim- und Gästeteam neutralisierten sich im Mittelfeld, Torchancen gab es praktisch keine. Beim KSC ist das diese Saison üblich, aber auch Braunschweig enttäuschte mit einem für den Tabellenführer offensiv arg zaghaften Auftritt. Deren einzige Torchance war eine unterschätzte Flanke, die auf der Latte landete. Erst gegen Ende von HZ 1 wurde der KSC mutiger und kam ein paar mal vor das Braunschweiger Tor, hatte dabei sogar – man höre und staune – einen leidlich gefährlichen Freistoß zu verbuchen!
Der Einsatz des KSC stimmte, entsprechend ging es mit Applaus in die Pause.
Nach der Pause gab es wieder eine Mittelfeldschlacht zu bewundern. Glück hatten die Blau-Weißen in der 69. Minute, als ein an die Latte platzierter Freistoß von Decarli im Nachschuss durch Reichel verwandelt wurde, das Tor wg. einer vermeintlichen Abseitsstellung aber nicht anerkannt wurde. Das war sehr knapp…
Das Beinahe-Tor war der Startschuss zur Schlussoffensive des KSC. Bis zum Ende rannten die Blau-Weißen unverdrossen auf das gegnerische Tor an, zeigten aber dabei, dass das größte Manko des KSC in der aktuellen Spielzeit von der Person des Trainers unabhängig ist: Die Qualität in der Offensive reicht einfach nicht aus, es gibt zu wenige Abschlüsse und Torschüsse, Torgefahr ist Mangelware.
Da die Eintracht nicht ihren allerbesten Tag erwischt hatte, blieb es beim verdienten 0:0.
- kicker-Spielbericht
- Spielverlagerung – Karlsruhes Kwasniok-Swag. Ein Kwasniok-Fan…
Weekly Vollath
»Die Art und Weise wie wir aufgetreten sind heute und in Dresden ist ganz stark auch für die Situation, die wir hier haben. Wenn wir den Weg konsequent weiterverfolgen, steigen wir nicht ab. Jeder muss sich zerreißen, das muss unser Weg sein.«
Sagte Vollath lt. abseits-ka
Die Lage
So endete die Interims-Phase mit Lukas Kwasniok mit zwei Nullnummern. Trotzdem zeigte sich das Team deutlich verbessert nach nur zwei Wochen Trainingsarbeit, was nach den willenlosen Auftritten unter Tomas Oral zugegebenermaßen nicht übermäßig schwer war. Schade dass die Lizenzfrage eine weitergehende Beschäftigung verhindert.
Der neue Trainer wird wohl Franco Foda heißen, der mit seiner Vergangenheit beim ungeliebten Konkurrenten 1. FC Kaiserslautern sicher nicht auf ungeteilte Begeisterung treffen wird.
Davon unabhängig ist die Lage sportlich prekär. Nach 17 Spielen hat der KSC lediglich 14 Punkte eingesammelt und nur 11 Tore geschossen. Das ist die Bilanz eines Absteigers. In der Winterpause ist deshalb auch personelle Verstärkung in Sachen Offensive unabdingbar. Der Stadionneubau wird wohl tatsächlich kommen und den KSC in Zukunft finanziell ordentlich belasten, da kann man sich ein Jahr Dritte Liga mit den dazugehörigen Einnahmeausfällen eigentlich nicht leisten…