464 Minuten, oder: Krisen-Herbst am Niederrhein
Ich weiß nicht ob Sie es wussten, verehrte Leserinnen und Leser, aber nach dem großen Komponisten Franz Schubert ist ein Krater auf dem Planeten Merkur benannt. Sein Namensvetter André, Fußballlehrer, wird ob der krisenhaften Erscheinungen der aktuellen Saison der Elf vom Niederrhein von so manchem dorthin gewünscht. Denn seine Mannschaft blieb an den ersten 10 Spieltagen hinter den Erwartungen der meisten Fans zurück. Dabei sind es nicht mal nur die fehlenden Punkte, die eine allenthalben zu spürende Besorgnis auslösen. Sondern ist es vor allem die teilweise chaotische Spielweise, einhergehend mit einer nun schon 464 Spielminuten (plus Nachspielzeit) andauernden Torflaute, die viele Borussen-Fans in den Weiten des Internets die Trainerfrage aufwerfen lässt. Und in dieser angespannten Gemengelage steht am Wochenende das rheinische Derby gegen den Effzeh auf dem Programm!
Da wir diese Woche sowieso keinen Fußball haben (es ist ja Länderspielpause), werfen wir einen Blick auf die aktuelle (Bundesliga-)Lage der Elf vom Niederrhein, schauen ein wenig, was der Grund für die mäßige Ausbeute sein könnte (und ob André Schubert wirklich das Problem ist) und wagen einen Ausblick auf das kommende Derby gegen den Effzeh…
Die Lage: Bundesliga-Kalamitäten
Bundesliga als Horrorshow
Eigentlich steht, Stammleserinnen und -Leser werden es mitbekommen haben, diese Hinrunde im Hause ballreiter im Zeichen der Champions League. Denn Bundesliga ist in diesen Zeiten im Grunde zu öde, um sich damit näher zu beschäftigen.
Werfen Sie nur einmal einen Blick auf die aktuelle Tabelle! Bayern und RB punktgleich an der Spitze, verfolgt von Hoffenheim und Hertha. Die Journaille feiert schon, wie »spannend« das doch sei. Dazu der Effzeh auf einem Europapokalplatz und Eintracht Frankfurt das neue Gladbach – die gute alte Bundesliga als Horrorshow. Dann schon lieber die Bayern als Meister im Januar…
Bundesliga könnte man also mangels Spaßfaktor getrost ignorieren, die große weite Fußballwelt hat schließlich Interessanteres zu bieten. Dummerweise braucht man aber als Borussia die Bundesliga, um nächste Saison wieder das Wahre, nämlich Europapokal, zu spielen. Aber diesbezüglich sieht es nach den letzten bescheidenen tor- und punktelosen Auftritten der Fohlenelf in der Bundesliga so finster aus, dass das seit der »Favrekalypse« wohlvertraute und alle paar Monate wieder anschwellende »Schubert raus« zum ersten Mal in der aktuellen Saison zu vernehmen ist.
Rekordjagd: 464 Minuten!
So lange ist die Fohlenelf mittlerweile in der Bundesliga ohne eigenes Tor. Nach dem 0:0 gegen den HSV gab es in der Liga ein 0:2 bei den Bayern, ein weiteres Heim-0:0 gegen Eintracht Frankfurt und, als vorläufigen Tiefpunkt, am letzten Freitag eine deftige 0:3-Klatsche gegen Hertha BSC. Das letzte Bundesliga-Tor erzielte die Torfabrik vom Niederrhein beim 2:0 gegen Ingolstadt Ende September, als das Wetter noch schön war (was übrigens auch der letzte Heimsieg war…). Der alte Torlos-Rekord stammt aus der Saison 96/97 und liegt bei 599 Minuten, noch ein torloses Spiel und er kommt so langsam in Reichweite…
Dazu kommt die noch stets desaströse Auswärtsbilanz. Mitterweile ist es schon mehr als ein Jahr, in dem nur der eine ömmelige Sieg am 34. Spieltag bei den (von ihrer Klassenerhaltsfeier noch betrunkenen) Recken von Darmstadt 98 gelang…
Tabellarische Tristesse
Wer keine Tore schießt, der gewinnt auch keine Spiele. Diese Weisheit der Binse findet ihren tabellarischen Niederschlag. Rang 11, 12 Punkte, mehr Niederlagen (4) als Siege (3) – trotz stets religiös-inbrünstig beschworenem »wir wissen wo wir herkommen« nicht das, was uns allen für diese Saison so vorschwebte. An Europapokal kann man sich schließlich schnell gewöhnen…
Trotz intakter Chancen für ein Überwintern im Europapokal und Einzug in das DFB-Pokal-Achtelfinale: Die Bundesliga-Saison ist bis jetzt eine große Enttäuschung. Die Auswärtsserie schlägt nun schon ein ganzes Jahr auf‘s Gemüt. Die Torlos-Serie mittlerweile auch. Zudem gleichten sich eher die Heimspiele den bescheidenen Auswärtsvorstellungen an als umgekehrt…
Krise!
Vom gewohnten Schönreden…
Man kann die Uhr danach stellen: Wenn es sportlich nicht läuft bei der Borussia, werden die »hohen Erwartungen« beklagt und es kommt eine Ansprache mit den obligatorischen Bestandteilen einer zeitgenössischen erwartungsdämpfenden Borussia-Rede vom Chef: »Belastung«, »Verletzung«, »Wissen wo man herkommt«, »Bochum« und »Borussia Mönchengladbach ist noch nicht so weit«…
So auch dieses Mal, in der PK vor dem Frankfurt-Spiel hielt Max Eberl genau diese Predigt. Wie üblich von großem Beifall in Social Media und den Foren flankiert…
… zur großen Krise in 90 Minuten!
Jene stets Bescheidenheit lebende und über-geduldige »Wissen wo man herkommt«-Ruhe am Niederrhein fand dann an jenem düsteren Freitag im Berliner Olympiastadion ein jähes Ende. Nach dem Spiel brach im Internet ein Unzufriedenheitssturm los, wie man ihn im Gladbacher Fanumfeld schon lange nicht mehr erlebt hat. Plötzlich war auch (fast) dem Allerletzten klar geworden, dass aktuell eben nicht alles im »normalen« Bereich dessen liegt, was halt immer mal passieren kann, wenn man »nur« Borussia Mönchengladbach ist. Sondern dass es offensichtlich Probleme gibt. Um mal einen phrasenschweinverdächtigen Satz loszuwerden: Nach 10 Spieltagen lügt die Tabelle nicht…
Was ist das Problem?
Da stellt sich dann zwangsläufig die Frage, was derzeit eigentlich das Problem bei der Borussia ist. Wie nicht anders zu erwarten, gehen die Meinungen darüber ziemlich auseinander…
1. Der Trainer
André Schubert hatte und hat es als Nachfolger von des Fußballgottes Schweizer Stellvertreter auf Erden nicht leicht. Bei jeder Gelegenheit bekommt er die Kritik ab, die bei allen anderen Akteuren des Vereins stets unter den »Wissen wo man herkommt«-Teppich gekehrt wird. Nach einer fantastischen (letztendlich die nach der Favrekalypse fast schon abgeschriebene Saison rettenden) Siegesserie wurde nach wenigen schwächeren Spielen gleich die »Schubikalypse« ausgerufen. Und nach erfolgreichem Saisonabschluss auf CL-Rang 4 brachen plötzlich Weinzierl-Spekulationen aus, in dessen Zuge sich teilweise erneut klar gegen Schubert positioniert wurde. Wenig verwunderlich, dass es für Halbangst und Co. auch in der aktuell sportlich wenig befriedigenden Situation nur einen Schuldigen gibt. Nämlich André Schubert, Zitat:
»Will die Borussia wieder in die Spur, sollte der Irrtum mit André Schubert beendet werden.«
Dieses Mal steht Halbangst damit nicht alleine. In den Foren und in Social Media gibt es reichlich »Schubert raus« zu lesen, selbst die mit »Raus« immer eher zurückhaltende »Seitenwahl« befindet:
»André Schubert kam mit recht bescheidenen Meriten aus seinen vergangenen Stationen Paderborn und St. Pauli in den Borussia-Park. Und auch seine bisherige Erfolgsbilanz bei Borussia trübt sich zunehmend ins Mittelmäßige. Würde der Trainer z. B. Lucien Favre oder Hans Meyer heißen, so wäre es Max Eberl anzuraten, den grundsätzlich vernünftigen Weg der Kontinuität weiter zu beschreiten und wegen des mittelmäßigen Tabellenplatzes nicht in Panik zu verfallen.«
Heißt im Umkehrschluss: Bei Schubert ist Eberl das nicht anzuraten. Aber ist André Schubert wirklich das Problem?
Hier im ballreiter ist man André Schubert durchaus wohl gesonnen, er wurde nicht grundlos zum »Borussen der Saison« erkoren. Nur scheint die sommerliche Luft am Niederrhein den Ideen der Übungsleiter eher abträglich zu sein. Selbige verleitete Favre letzten Sommer zu der seltsamen Idee von der »juvenilen Debütantenabwehr« auswärts beim BVB, welche die »Favrekalypse« einleitete. Bei Schubert hingegen reifte in der lauen Flachlandluft des rheinischen Sommers die Erkenntnis, dass er ab sofort wie Pep Guardiola agieren müsse. Fortan rotierte Schubert nicht einfach positionsgetreu »müde« Spieler rein und raus. Nein, seit Saisonbeginn ist er davon überzeugt, dass in jedem Spiel seine Mannschaft personell und taktisch auf den Gegner ausgerichtet und neu zusammengestellt werden müsse. Davon war ich schon nicht begeistert, als die Kunde von dieser Idee erstmals im Sommer zu lesen war. Und den Verlauf der Hinrunde kann man als Bestätigung dieser Bedenken sehen. Halbangst hat da durchaus Recht:
»Mag ja sein, dass Schubert ein fußballerischer Kenner und Taktiker ist. Aber seine schnellen gedanklichen Optionswechsel überfordern die Mannschaft, im Grunde auch ihn. Unter ihm hat die Borussia, nachdem er nicht den Mut aufbrachte, sein 3-5-2 gegen Kritik zu halten, keinerlei Spielidentität mehr.«
Es mag sein, dass diese Dauertaktikanpassung bei Peps Mannschaften funktioniert. Aber aktuell bei Borussia tut es das nicht. Die Fohlenelf war stark in der Rückrunde (zumindest daheim und in einigen ausgewählten Auswärtspartien), als Schubert auf eine eingespielte Mannschaft gesetzt hat. Nun hat man die laustark beklagte »Dreifachbelastung«. Aber Rotieren kann man durchaus, fast alle »großen« europäischen Teams machen das. Aber positionsgetreu in einem festen System. Bei Schubert spielen aber diverse Spieler in zwei Wochen auf drei verschiedenen Positionen, teilweise wechseln die Positionen und das System während des Spiels. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist?
Fazit: Es ist noch zu früh, um den Trainer ablösereif zu erklären. Zumal da auch noch andere Dinge eine Rolle spielen, dazu gleich mehr. Unser Trainer sollte aber die gelebte Taktikmodernität wieder auf ein gesünderes Maß zurück führen und wieder, wie in der erfolgreichen Vorsaison, zu einem stabilen Gerüst zurück finden. André Schubert hat entgegen landläufiger Meinung bereits sehr wohl bewiesen, dass er Probleme erkennen und abstellen kann. Auch in der aktuellen Saison hatte er (bis zum Hertha-Debakel) die Defensivprobleme vom Saisonbeginn wieder in den Griff bekommen. In den sechs Pflichtspielen vor dem Hertha-Spiel hatte Borussia nur 3 Gegentore bekommen und viermal zu Null gespielt.
2. Der Kader
Seit dem Sommer hält sich der Mythos, Borussia habe in dieser Saison den »stärksten Kader aller Zeiten«. Das offensichtliche Nicht-Funktionieren dieses »stärksten« Kaders wird Schubert in die Schuhe geschoben. Aber ist das tatsächlich so?
Schon die Auswärtsbilanz der Rückrunde zeigte: Das Team hat einen gewissen Hang zur »Schönspielerei«. Im Grunde braucht man der Auswärts-Borussia nur durch hartes Attackieren im Mittelfeld den Spaß am Spiel nehmen und irgendwie selbst ein Tor erzielen. Dann hat man den einen Punkt praktisch schon sicher. Seit dem 27. Spieltag der Saison 14/15 beim 4:1 in Hoffenheim im April 2015 hat die Fohlenelf auswärts nach Rückstand kein Spiel mehr gedreht…
Mit dem freiwilligen Verkauf von Granit Xhaka wurde nun auch noch das kämpferische »Herz« der erfolgreichen Mannschaft der Vorsaison entfernt. Auch in spielerischer Hinsicht war sein Abgang ein großer Verlust.
Mit dem dabei eingenommenen Geld wurde der Kader aber nur punktuell verstärkt. Kramer, Vestergaard und Strobl waren die einzigen »fertigen« Spieler, die kamen. Dazu einige Talente, die gerade an der Grenze zur Volljährigkeit sind und realistischerweise nicht sofort voll eingeplant werden können.
Dem stehen mit Xhaka, Nordtveit, Brouwers, Hrgota, Stranzl und Hinteregger eine große Zahl von Abgängen »fertiger« Spieler entgegen. Teilweise wurden die Kaderplätze einfach gar nicht mehr besetzt (Hrgota im Sturm, und die Abgänge in der Defensive), und dann wurden mit Dominguez und Drmic auch noch zwei Langzeitverletzte im Kader voll eingeplant.
Insbesondere im Mittelfeld hat der Kader eher an Qualität verloren als gewonnen (wir vermuteten das schon im Sommer). Auch in Abwehr und Sturm hätte das Team frisches Blut vertragen können. Und insgesamt wäre, gerade nach den Erfahrungen mit den Auswärtsspielen in der Rückrunde, eine Stärkung der kämpferischen Komponente wünschenswert gewesen. Das defensive Mittelfeld, meistens mit Strobl/Kramer oder gar Jantschke und Christensen unterwegs, ist weit entfernt von der Präsenz und offensiven Brillanz des letztjährigen Stamm-Duos Xhaka/Dahoud. Aus dem Mittelfeld werden kaum offensive Impulse gesetzt, mit der Folge, dass die Offensivspieler keine Bälle bekommen.
Konsequenz: Nur Darmstadt und der HSV haben sich weniger Torchancen erarbeitet. Fällt dann noch Raffael aus (der sich dann einfach selbst Bälle holt und vorne im Spiel hält), läuft praktisch nichts mehr, die 464-minütige Torflaute spricht in der Hinsicht für sich…
Fazit: »Bester Kader aller Zeiten«? Eher nicht. Es könnte gut sein, dass die »Krise« nicht nur durch »Schuberts Unfähigkeit« verursacht wurde. Sondern dass Borussia »ein Stück weit« vom Personal her einfach nicht mehr so gut ist, wie sie das in den beiden letzten Saisons gewesen ist…
3. Der Sportdirektor
Apropos »ein Stück weit«: Für die Zusammenstellung dieses Kaders ist natürlich Max Eberl der Hauptverantwortliche. Und es sieht so aus, s.o., als wäre das nicht sein bestes Jahr als Kaderplaner gewesen. Es fällt sowieso auf, dass es in den letzten Jahren an Neuzugängen fast nur noch »übliche Verdächtige« aus der Bundesliga oder junge Talente gibt. Einen überraschenden Neuzugang aus dem Ausland, jemanden wie Dominguez oder Wendt, haben wir schon lange nicht mehr gesehen.
Trotz Dreifachbelastung besteht der Kader im Grunde aus 18 Spielern (plus den beiden Torhütern). Wenn sich dann jemand verletzt und ein paar Wochen ausfällt, macht sich das sofort bemerkbar und es wird lautstark bejammert…
Fazit: Mit der Kaderzusammenstellung kann man diese Saison nicht zufrieden sein. Max Eberl hat ein wenig die erfolgreiche Linie vergangener Jahre verloren. Vielleicht verleiten Erfolg und Lob der Vorjahre zu einer gewissen Hybris, nicht nur auf dem Rasen…
4. Die »Dreifachbelastung«
Alle Jahre wieder, wenn Borussia die ominöse »Dreifachbelastung« hat, wird das lautstark beklagt und als entschuldigende Erklärung für nicht so gute Leistungen verwendet. Und das schon wenige Wochen nach Saisonbeginn.
Man weiß, dass man CL spielt und kann sich darauf entsprechend einstellen. Wenn dann schon im September darüber geklagt wird, erscheint das wenig plausibel. Zumal auch die wenigsten Spieler tatsächlich wirklich alle Spiele mitmachen. Neben Torwart Sommer waren das genau 4, die von den 18 Pflichtspielen 18 oder 17 mitgemacht haben. Dazu kommen die regelmäßigen zweiwöchigen Erholungspausen in Form der »Länderspielpausen«, die für die meisten Spieler (außer für Fabian Johnson) mangels Spielgelegenheit nicht übermäßig anstrengend sind und zur Erholung genutzt werden können.
Fazit: Die vielbeschworene »Dreifachbelastung« scheint nicht das primäre Problem der »Krise« zu sein. Das ständige öffentliche Gerede von jener Belastung bietet wohl eher den Spielern ein Alibi und ist daher eher kontraproduktiv als hilfreich…
5. Die Erwartungen
Was auch immer gerne beklagt wird, sind die angeblich zu hohen Erwartungen. Nicht nur von offizieller Seite in Reden von Eberl, Meyer oder Bohnhof. Auch im Umfeld ist man damit immer schnell zur Hand, wie beim MitGedacht-Blog, Zitat:
»Auf den Tribünen hat sich eine Erwartungshaltung entwickelt, die unmenschlich ist und in unseren Augen nicht zu Borussia passt.«
Klar ist das nicht schön, wenn es auf den Rängen (und in Social Media) mal Pfiffe und »Gemotze« gibt. Aber von einer »unmenschlichen Erwartungshaltung« zu sprechen ist absurd. Mal wieder einen Auswärtssieg fordern, oder es für normal halten, dass bei zwei Elfern in einem Spiel einer davon auch mal rein gemacht wird? Mal ein Heimspiel gewinnen? Das soll eine »unmenschliche Erwartungshaltung« sein?
Und dann wird immer »Bochum« beschwört. Aber Bochum ist 5,5 Jahre, mehr als 180 Bundesligaspiele und Kaderverstärkungen für mehrere Millionen Euro her. Es spielt zur Beurteilung der Leistungen von heute überhaupt keine Rolle mehr. Es ist am Ende des Jahres 2016 nur noch ein historisches Datum wie z.B. die Pokalfinals 1973 und 1984.
Wo wir heute herkommen kann ich Ihnen sagen: Von vier Europapokalteilnahmen in fünf Jahren. Führung und Umfeld müssen langsam akzeptieren, dass die Zeiten als niedlicher kleiner Underdog-Mittelfeldklub mit Ausreißer nach oben vorbei sind.
Fazit: Eine überzogene Erwartungshaltung als Problem ist nicht auszumachen. Das klingt nach Ausrede, und ist wahrscheinlich auch eine.
Krisen-Fazit: Was ist das Problem?
Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Den einen Grund für die »Krise« gibt es nicht. Da kommt, s.o., einiges zusammen in Sachen Trainer, Kader und allgemeiner Stimmung rund um den Verein. Weshalb »alles super bei Borussia, wir müssen nur Schubert rauswerfen dann wird wieder alles gut« als Lösung auch nicht plausibel erscheint.
Einfach »weiter so« aber auch nicht. Schubert muss zurück auf seinen erfolgreichen Weg finden, Eberl sollte im Winter den Kader an den defizitären Punkten verstärken, und der gesamte Verein samt Umfeld sollte langsam mal das Schönreden und Jammern einstellen und die Rolle als mehrjähriger Europapokalteilnehmer und Bundesliga-Europapokalaspirant mit der entsprechenden Erwartungshaltung annehmen.
Sonst landet unsere Fohlenelf irgendwo in Regionen der Tabelle, die wir längst für überwunden gehalten haben. Die Bundesliga ist hart und eng, wenn man selbst nicht mehr gut genug arbeitet wird man von den anderen, die besser arbeiten, ein- und überholt…
Und nun: Derby!
Der Spielplan hat aber in all der Bundesliga-Tristesse eine gute Gelegenheit spendiert. Denn mit einem Schlag kann die Fohlenelf die »Krise« (zumindest bis zum nächsten Auswärtsspiel…) vergessen machen. Sie muss nur am Wochenende im allseits beliebten rheinischen Derby gegen den Lieblingsgegner 1. FC Köln gewinnen. Und für diese krisenbesänftigende Aufgabe sollten dann auch alle, die es mit der Fohlenelf halten, für die 90 Minuten das Pfeifen und Raunen einstellen und die 11 Helden in kurzen Hosen unterstützen…
Und die Chancen dafür stehen so schlecht nicht. Der Effzeh hat seit 2008 nicht mehr in Gladbach gewonnen. Jene 1:2-Niederlage ist aber ein schlechtes Omen, denn danach musste Aufstiegs-Trainer Luhukay gehen…
Überhaupt hat der Effzeh seit 1990 nur zweimal in Gladbach gewinnen können, das andere Mal war 1992, ebenfalls ein 1:2. Für den Effzeh gibt es also bei der Fohlenelf normalerweise nichts zu holen, und das sollte auch so bleiben.
Und wenn nicht? Wäre eine Wiederholung der Luhukay-Geschichte denkbar? Eher nicht, Eberl hat erst kürzlich Schuberts Vertrag verlängert und stände nicht übermäßig gut da, wenn er ihn ein paar Wochen später nach dem ersten Spiel nach einer Länderspielpause entlässt…