Das große Derby: KSC vs VfB Stuttgart 1:3 – 30.10.2016

Stadion

KSC vs VfB Stuttgart 1:3

Ein schöner sonniger Herbsttag, ein ausverkauftes Stadion und nach vielen Jahren mal wieder eine Neuauflage des allseits beliebten Derbys zwischen dem KSC und dem VfB Stuttgart. Da musste man natürlich raus in den Wildpark und sich das Treiben anschauen. Es wurde auf und neben dem Platz ein eher routiniert durchgeführtes Derby, das der VfB verdient mit 3:1 gewann…

Vorfeld 1: Sport

Nach dem grausigen Heimspiel gegen Nürnberg überraschte der KSC mit einem völlig unerwarteten Auswärtssieg in Würzburg (Video). Und holte damit aus den letzten vier Spielen sieben Punkte bei nur einer Niederlage. Was durchaus Anlass zum Optimismus für das langerwartete Derby gegen den Lieblingsgegner aus »dem Talkessel im Osten« gab.

Selbiger präsentierte sich nach dem verdienten Abstieg aus der Bundesliga und einem unruhigen Saison-Beginn (mit der Luhukay-Farce als Höhepunkt) durchaus wechselhaft. Von einem 4:0-Heimsieg gegen Fürth bis zu einer 0:5-Packung in Dresden war alles dabei. Vorige Woche spielten sie im Pokal bei der Fohlenelf ganz ordentlich mit, ohne dabei aber eine wirklich Chance auf‘s Weiterkommen gehabt zu haben. So galt der VfB zwar als klarer Favorit, aber in einem Derby ist bekanntlich immer alles möglich…

Vorfeld 2: »Kriegsberichterstattung«

Böse Kleber aus dem Vorfeld… »Alles möglich« ist ein gutes Stichwort für die Randaspekte. Nach den Scharmützeln beim letzten Heimspiel gegen Nürnberg und den so genannten »Hass-Flyern« fuhr die Journaille eine Art »Kriegsberichterstattung« auf und bemühte sich nach Kräften, einer potenziellen »Derby-Randale« erst die richtige Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Um jedes Flugblatt und jeden Aufkleber wurde ein bedenkengeschwängertes Theater aufgeführt. Und die örtliche Totes-Holz-Monopolzeitung entblödete sich nicht, einen Brand in einem Reifenlager neben dem KSC-Fanprojekt in einen Derby-Zusammenhang zu setzen

Der lokale Gebührensender SWR stellte sogar eine Mitarbeiterin ab, die die ganze Woche eine Art »Kriegsberichterstattung« im Derby-Vorfeld betrieb. Alles in allem kein Ruhmesblatt für die überkommenen Medien, dagegen waren die üblichen Verdächtigen in Social Media geradezu zurückhaltend. Eine verkehrte (Medien-)Welt…

Es passierte natürlich fast gar nichts. Enttäuscht musste sich die SWR-»Derby-Kriegsberichterstatterin« in ihrem Bericht auf ein brennendes Stoffkrokodil (sollte Fritzle, das VfB-Maskottchen, darstellen) stürzen, um noch irgendetwas »Schlimmes« zu finden…

KSC vs VfB Stuttgart 1:3

Trotz der altmedialen Panikmache war das Derby natürlich ausverkauft. An einem sonnigen Herbsttag zogen 27.930 Fans in das altehrwürdige Rund des Wildparks. Was die Infrastruktur des KSC, die in letzter Zeit nur die 10- bis 12.000 Unentwegten gewohnt ist, überforderte. An den zu wenigen Eingängen gab es lange Schlangen. Wohl dem, der den zu erwartenden Orga-Fail durch frühzeitiges Erscheinen begegnete. Um dann drinnen in langen Schlangen auf alkoholfreies Bier zu warten. Der allgegenwärtige Paternalismus unserer Zeit verbot uns natürlich das Stadionbier…

Im Stadion gab es trotzdem eine gute Derby-Stimmung auf den Rängen. Im KSC-Supporters-Block hatte man die spielfreien Tage zu Bastelstündchen genutzt. Eine üppige Choreo mit großflächig dekorierten Schlachtenmotiven sollte das kickende Personal beim Erscheinen auf dem Rasen in die richtige Derby-Stimmung versetzen (siehe Fotos). Und im prall gefüllten Gästeblock hatte man auch etwas dabei: Ein farbenfrohes Rauchtöpfchen…

Im Motorsport kennt man ein schönes Bonmot: »When the flag drops, the bullshit stops…« Deshalb wurde es höchste Zeit für den Anpfiff, damit das ganze überflüssige Vorfeldgedöns endlich ein Ende fand.

KSC vs VfB Stuttgart – Anstoß

Die Aufstellung des KSC ließ nichts Gutes erahnen. Weil Bjarne Thoelke erkrankt war, musste der bei seinen ersten Startelfauftritten schwache Jordi Figueras wieder in der IV ran. Ansonsten blieb das in Würzburg siegreiche Team unverändert. D.h., Top-Stürmer (beim KSC reichen dafür 2 Treffer…) Diamantakos musste wieder auf der Ersatzbank Platz nehmen…

Es entwickelte sich ein durchaus lebhaftes und offenes Derby. Der VfB hatte spielerische Vorteile, der KSC hielt kämpferisch gut dagegen. Aber geriet schnell in Rückstand. Ein vom VfB behäbig herumgepasster Freistoß reichte zur 1:0-Führung durch Asano in der 10. Minute. Ein langer Ball über die Abwehr hinweg, ein Pass in die von Karlsruher Defensivbemühungen fast gänzlich befreite »zweite Reihe« – so leicht ging die Führung des VfB…

Der KSC hielt trotzdem gut dagegen, offenbarte aber wieder sein größtes Problem: Wenn es in den Strafraum geht, sind Torchancen mehr oder weniger Zufallsprodukte. Ein organisiertes Angriffsspiel ist nur schwer auszumachen. Angriffszüge werden nur gefährlich, wenn eine Zufallskomponente KSC-Spieler in Schussposition bringt. Wie bei der besten Chance in HZ 1 für Yamada in der 18. Minute, der durch eine unkontrollierte Faustabwehr von VfB-Schlussmann Langerak nach einem Eckball in Position gebracht wurde und nur knapp verfehlte.

Was verdient gewesen wäre, der VfB erspielte sich auch nur wenige Chancen, verhielt sich passiv und ließ den KSC im Mittelfeld herumspielen.

Dagegen wollte VfB-Trainer Wolf wohl etwas tun und brachte nach der Pause Zweitliga-Torjäger Simon Terodde. Nachdem der Gästeblock mit ein paar »Zweite-Halbzeit-Begrüßungs-Pyros« das Tor etwas eingenebelt hatte, verarbeitete Terodde gleich in der 46. Minute eine Flanke von Insua per Kopf zum 2:0. Außenverteidiger Kempe sah im Kopfballduell gegen Terodde nicht so glorreich aus…

Der KSC gab auch nach dem erneuten frühen Gegentreffer nicht auf und kam schnell zurück. Insua bekam eine Valentini-Flanke im Strafraum an den ausgetreckten Arm – Elfmeter. Der dieses Mal auch verwandelt wurde – Stoppelkamp traf zum 1:2 in der 51. Minute.

Der VfB beschränkte sich nun darauf, kompakt zu stehen und hatte wenig Mühe, die Karlsruher vom eigenen Strafraum fern zu halten. Wie oben schon erwähnt, bei allem Engagement der Blau-Weißen, es fehlen einfach die spielerischen Mittel für ein systematisches Angriffsspiel. Ein Ballverlust vor dem eigenen Strafraum in der 86. Minute vollendete dann Maxim zum 1:3-Endstand.

KSC vs VfB Stuttgart – Der unschöne Endstand…

Fazit: Ein verdienter Sieg des VfB. Der KSC ließ sich zwar nicht hängen und lieferte in einem über lange Zeit durchaus spannenden Spiel eines der besseren Heimspiele. Aber es ist halt kein Zufall, dass nur der FC St. Pauli weniger Tore in der aktuellen Saison erzielt hat…

Die Lage

Der KSC rutscht immer weiter in die Abstiegszone. Nach einem Drittel der Saison gibt es Rang 14, 11 Punkte, einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz und derer 3 auf den direkten Abstieg. Und, s.o., die zweitwenigstens Tore geschossen…

Was aber kein Grund zur Sorge ist, schaut man sich den erstaunlich schönrednerisch-relaxten Auftritt von Sportdirektor Jens Todt gestern bei »Sport im Dritten« an. Abstiegskampf, das sind immer die anderen. Harte Landung in der Dritten Liga nicht ausgeschlossen…

Impressionen