Immer wieder der HSV…

Spielbetrieb

Dieses Foto vom 0:3-Desaster im September 2015 wird so lange als Artikelbild verwendet bis endlich mal wieder ein Sieg gegen den HSV gelingt! Seit dem großen Desaster vor einem Jahr hat sich der HSV zu einem neuen Angstgegner der Borussia entwickelt. Denn auch das Rückspiel ging bekanntlich verloren, und heute gab es im Heimspiel ein groteskes 0:0 zu sehen. Selbst ein wohlgesonnener Schiedsrichter und zwei Elfmeter reichten nicht, um ein Tor zu erzielen. So riss mit einem 0:0 die glorreiche Heimserie im vorletzten Spiel vor dem neuen Rekord…

Borussia Mönchengladbach vs Hamburger SV 0:0

Da auch ein passionierter Fußballblogger die Ressourcen einteilen muss und in dieser Hinrunde der Schwerpunkt auf der Champions League liegt, wurde trotz günstigem 15:30-Anstoß auf eine Reise in den Borussia-Park verzichtet. Das war eine sehr weise Entscheidung, denn, wie sagt man so schön schlecht: Dieser Nachmittag im Borussia-Park war schon vor dem Fernseher nicht vergnügungssteuerpflichtig.

André Schubert brachte Patrick Herrmann in die Startelf und stellte zum x-ten Mal in dieser Saison seine Abwehrformation um. Dieses Mal durften Korb, Christensen und Elvedi die Dreierkette bilden (plus Wendt, der mal Mittelfeld und mal der Vierte der Dreierkette war). Das war aber heute egal, denn der HSV brachte praktisch kein Offensivspiel zu Stande. Aber man darf durchaus Zweifel haben, ob es der richtige Weg ist, ständig die Abwehr umzustellen…

In der Offensive fehlten mit Raffael und Hazard die beiden Spieler, die für 50% der bisher erzielten 10 Bundesliga-Tore verantwortlich waren. Deshalb bildeten Herrmann, Stindl, Hahn und Johnson wohl die Offensive. Wobei vor dem Fernseher völlig unklar blieb, welche Position Johnson eigentlich genau spielen sollte…

Die Abteilung Offensive lieferte ein schwaches Spiel ab. Herrmann nutzte seine Startelf-Chance überhaupt nicht, zur Halbzeit kam deshalb der in letzter Zeit auch etwas schwächelnde Traoré zurück auf den Platz. Der Versuch mit Johnson als Stürmer (das sollte er wohl spielen?) ist leider auch misslungen.

Im Interview mit Sky vor dem Spiel sagte der derzeitige HSV-Trainer Gisdol etwas von »nicht ins offene Messer laufen«, was die Untertreibung des Tages war. Der HSV stellte von Beginn an den berühmten Bus vor das Tor und überließ der Fohlenelf den Ball. Die damit, wie leider viel zu oft in letzter Zeit, nichts weiter anzufangen wusste als ein tempoarmes Hin-und-Her-Gepasse im Mittelfeld zu veranstalten.

Bei einem der wenigen guten Angriffe brachte in der 25. Minute der hölzerne HSV-Verteidiger Cleber Hahn im Strafraum zu Fall – Elfmeter und Rot für Cleber waren die Folge. Sagen wir es so: In Deutschland, wo ja sehr kleinlich gepfiffen wird, kann man ihn geben. In England, Frankreich oder Spanien hätte es nichts gegeben. Hahn wollte sich aber sowieso nichts »schenken« lassen und vergab den Elfer. Adler konnte den etwas zu lasch geschossenen Elfer halten…

Mit 10 Mann bekam der Bus vor dem HSV-Tor noch einen Anhänger spendiert. Die Fohlenelf fand kein Rezept gegen die massierte Defensive und kickte sich weiter gemächlich im Mittelfeld den Ball zu, folgerichtig ging es 0:0 in die Pause.

Einen Aufreger gab es noch: Torwart Adler sprang in einer rotwürdigen Aktion in Hahn hinein, der deshalb in der Pause genäht werden musste. Der HSV tat auch heute alles, um in Gladbach weitere Sympathien zu sammeln…

Nach der Pause ging es gerade so weiter. Langsame Borussen passten Bälle um den Bus herum. Bis in der 61. Minute Traoré nach einer Attacke von Douglas Santos ziemlich leicht fiel und einen zweiten Elfmeter bekam. Doch auch diesen mochte die Borussia nicht annehmen, Stindl hämmerte das Spielgerät aus Weltraumplastik an die Latte…

Etwas zielstrebiger wurde die Fohlenelf erst am Ende, als Elvedi die beste Chance des Spiels hatte (neben einem Pfostentreffer von Wendt). Aber auch die wurde aus kürzester Distanz vergeben…

Fazit: Eine schwache Vorstellung der Borussia, die nicht einmal zwei Elfmeter zu einem Treffer nutzen konnte. Etwas besorgniserregend ist, dass sich dieses Spiel nahtlos in die zumeist bescheidenen letzten Spiele einreiht und es eher scheint, dass sich die Heimvorstellungen den Auswärtsspielen anpassen als umgekehrt. Der von Halbangst entdeckte »erfrischend komplementäre Spaßfußball« ist jedenfalls gerade nicht zu entdecken. Im Gegenteil, die Mannschaft tut sich derzeit unfassbar schwer, ein vernünftiges Offensivspiel aufzuziehen und systematisch Chancen zu kreieren. Die guten Chancen heute waren eher Zufallsprodukte wie Abpraller aus der HSV-Abwehr.

  • kicker-Spielbericht
  • Seitenwahl – Statisch, behäbig, zwei Elfmeter verschossen – Unverdienter Heimsieg wird leichtfertig verschenkt. Der Seitenwahl-Autor war auch nur mäßig begeistert: »Das Spiel hätte keinen Sieger verdient gehabt. Es zeigt deutlich, wie wenig ersetzbar Raffael und auch Hazard sind und wie sehr es Borussia derzeit an einem funktionierenden Spielaufbau aus dem Mittelfeld heraus mangelt. Keine guten Perspektiven für die nächsten Spiele, in denen sich das Auftreten der Mannschaft dringend ändern muss. So jedenfalls wird in Glasgow nichts, aber auch gar nichts zu holen sein.«
  • HSV-Arena – Keine Leistung, aber ein Punkt. Auch aus HSV-Sicht. Aber deutlich kritischer: »Trainer Gisdol zelebrierte eine katastrophale Leistung seiner Mannschaft mit zur Schau getragener Selbstgefälligkeit und wiederholten Jubel-Gesten, die Resonanz der üblichen Verstrahlten in Blogs, Foren und auf Facebook ist einfach nur ein Zeichen von kompletter Verzweiflung und gleichzeitiger Realitäts-Verweigerung.«

Die Lage

Nach dem Spiel, dem dritten sieglosen Pflichtspiel hintereinander, in denen auch nur ein Tor gelang, gab es bei Borussia das obligatorische Schönreden zu bewundern. André Schubert sah (lt. RP-Online) ein »Spiel, das man vielleicht einmal in zehn Jahren hat«. Max Eberl sah gar (ebd.) »eine mühsame Aufgabe, die wir mit Bravour gelöst haben…«

Als nächstes steht am Mittwoch in der CL das für das Überwintern im Europapokal wahrscheinlich entscheidende Auswärtsspiel bei Celtic an. Celtic spielt daheim genau so, wie Borussia das überhaupt nicht mag. Das wird in der aktuellen bescheidenen Auswärtsform der Fohlenelf eine echte Herausforderung…

Ein wenig beruhigend ist der Fakt, dass Borussia nicht das einzige der Bundesliga-Favoritenteams für die ersten Sechs ist, das in dieser Saison noch Probleme hat. Selbst der angebliche Bayern-Jäger BVB holte aus den letzten zwei Partien nur einen Punkt. Leverkusen verlor auswärts in Bremen und steht noch hinter der Fohlenelf. Selbst Bayern spielte zweimal hintereinander Unentschieden und wird nun von den überraschend starken Teams 1. FC Köln und Hertha BSC »gejagt«. Wolfsburg und Schalke haben in 7 Versuchen nur einmal gewonnen und finden sich unter »ferner liefen«.

Noch ist also nix verloren, der Trend der letzten Spiele bei der Fohlenelf sollte aber gestoppt werden. Die ersten Pfiffe der Saison im Borussia-Park gaben heute einen Vorgeschmack darauf was kommen könnte, wenn das Spiel auf dem Rasen nicht besser wird. Da kann man noch so oft das Lied vom »Wissen wo man herkommt« singen: Die Borussia 2016 ist nicht mehr das Team von 2011 und vorher. Mit den Erfolgen, dem Budget und dem Kader wachsen selbstverständlich auch die Ansprüche und Erwartungen an das Team. Und das zu Recht…