Ein Tag wie gemalt: Borussia Mönchengladbach vs Bayer 04 Leverkusen 2:1 – 7.5.2016

Stadion

Der Frühling ist da und die Saison ist bald vorbei. Grund genug, zum letzten Heimspiel der Borussia noch einmal einen »Zugreisetag« in den Borussia-Park einzulegen. Und das Spiel sollte alle Reisemühen wert sein, denn wie schon in der letzten Saison landete die Fohlenelf mit einem Sieg gegen Bayer Leverkusen im letzten Heimspiel den entscheidenden Sieg zum Saisonfinale.

Finale im Borussia-Park

Bei sommerlichem Wetter stand das letzte Heimspiel einer ereignisreichen Saison auf dem Programm. Eben deshalb, und weil es sportlich vorentscheidenden Charakter hatte, wollte jeder zu diesem Spiel. In Twitter und Co. häuften sich die Suchanfragen nach Karten.

Das gute Wetter lud zur frühzeitigen Ankunft am Borussia-Park ein. Überall war es voll, egal ob an der Raute oder im und vor dem Fanhaus. Wer ein kühlendes Bier wollte, musste es erst einmal mit langen Wartereihen aufnehmen.

Genau wie am Fanshop. In einer etwas seltsamen »Guerilla-Marketing«-Aktion hatte Borussia vor einer Woche das Heim-Trikot der nächsten Saison »geleakt«, entsprechend groß war die Schlange vor dem Fanshop schon über zwei Stunden vor Spielbeginn.

Rechtzeitig zum Spielbeginn waren dann aber alle auf ihren Plätzen. Vor dem Anpfiff wurden die Spieler offiziell verabschiedet, deren Abgang fest steht. Als dann dieser »offizielle« Teil vorbei war, ging es auch endlich los. Team ballreiter saß diesmal auf einem Platz fast direkt am Spielfeldrand hinter dem Tor, der interessante Einblicke in das aus der Nähe viel intensiver wirkende Strafraumgeschehen ermöglichte. Der Haken daran: Fotos waren dieses Mal nur durch das Fangnetz möglich…

Das Spiel

André Schubert »dreierkettete« wieder mit der Elf aus dem glorreichen Auftritt bei den Bayern, mit einer Ausnahme: Für Thorgan Hazard begann Lars Stindl. Bayer Leverkusen, für die es um nix mehr ging, tauchte mit Mininmalbesetzung auf und ließ jeden daheim, der irgendein Wehwehchen zu beklagen hatte. Entsprechend saßen nur vier Feldspieler auf der zusammengeschrumpften Leverkusener Ersatzbank. Auch der Gästebereich war auf einen der verfügbaren Blöcke geschrumpft, deren »Fanszene« hat derzeit wohl mehr mit sich selbst zu tun als mit Fußball…

Vom Anpfiff weg war der Willen der Fohlenelf zu spüren, am Ende einer wechselvollen Saison den vierten Platz klar zu machen. Schon nach 20 Sekunden traf Wendt den Pfosten. Borussia erspielte sich diverse Chancen innerhalb der ersten 10 Minuten, u.a. einen schönen Schuss von Traoré, der knapp über das Tor ging und ohne das Fangnetz direkt auf dem Kopf vom ballreiter gelandet wäre…

Danach änderte sich das Spiel plötzlich. Leverkusen hatte sich gesammelt, bekam die aggressiven Angriffe der Borussen in den Griff und nahm das Tor der Fohlenelf zunehmend ins Visier. Und wie das halt immer so ist, wenn man die eigenen Chancen nicht verwertet, ging die Werkself nach 20 Minuten ihrerseits in Führung. Der alte Karlsruher Hakan Calhanoglu spielte Chicharito an, der (ziemlich großartig, muss man neidlos anerkennen) in den Lauf von Charles Aranguiz durchsteckte. Der erzielte sein erstes Bundesliga-Tor aus kurzer Distanz – 0:1.

Das war ein echter Stimmungstöter, fortan bestimmte Leverkusen das Geschehen. Es wurde verdammt still im Borussia-Park, und die Angriffsversuche der Borussen blieben Stückwerk. Auf den teuren Plätzen in West und Ost waren sogar nach missglückten Kombinationsversuchen vereinzelte Pfiffe und das allseits beliebte »Raunen« zu hören. Bis in der 41. Minute Calhanoglu im eigenen Strafraum den Ball verlor und Traoré blitzschnell schaltete und auf das Tor schoss. Leno ließ diesen Schuss nach vorne abprallen, genau in die Füße von Hahn, der eiskalt vollstreckte – das war das zu dem Zeitpunkt etwas überraschende 1:1!

In der Halbzeitpause drehte die erste Frauen-Mannschaft der Borussia, die vorige Woche in die erste Bundesliga aufgestiegen war, begleitet von »nie mehr zweite Liga«-Sprechchören eine Ehrenrunde durch den Borussia-Park. Gratulation!

Nach einer Ermahnung von Stadionsprecher Knippi in Richtung der »Pfeifer« im Speziellen und des Gesamt-Publikums im Allgemeinen ob der mauen Stimmung in der ersten Hälfte (»Übrigens, das hier ist ein Heimspiel«) ging es dann in die zweite Halbzeit.

Diese startete wie die erste. Mit Angriffen der Borussia. Und dann beinahe wieder mit einem überraschenden Tor für Leverkusen. Calhanoglu schoss in der 59. Minute den im Strafraum wild mit den Händen fuchtelnden Nordtveit an, der Elfmeterpfiff blieb aus. Da hat die Fohlenelf Glück gehabt, es wurden in letzter Zeit schon ganz andere Sachen als Handspiel gepfiffen…

Danach verflachte das Spiel wieder, das 1:1 schien der Endstand zu sein und es begannen die Tabellenrechnereien. Bis in der 79. Minute Hahn einen missglückten Schuss von Stindl vor die Füße bekam und die Kunstlederkugel ins Netz hämmerte – 2:1 für Borussia! Der Borussia-Park verwandelte sich schlagartig in ein Tollhaus, »you only sing when you're winning« würden böse Zungen sagen…

Borussia verwaltete diesen Sieg nun, wechselte zum großen Jubel des Stadions noch den Stranzler ein, stellte auf eine Viererkette um und ließ nix mehr anbrennen. So war »Tormaschine« Hahns zweites Tor an diesem Tag der Siegtreffer. Unglaublich, wie André Hahn nach seiner Verletzungspause zum eiskalten Vollstrecker mutiert ist. In den 7 Spielen seit der Rückkehr hat André Hahn 5 Tore geschossen, alleine 4 in den letzten drei Spielen!

Und der eigene Sieg war nicht der einzige Grund zum Jubeln: Schalke spielte nur 1:1 gegen Augsburg. Hertha verlor erneut, daheim gegen Darmstadt. Und damit ist der wichtige Rang 4 so gut wie sicher, bei 3 Punkten und 11 Toren Vorsprung auf die Konkurrenz…

Nach dem Spiel wurden dann die fünf Abgänge (s.o.) noch einmal ausgiebig vor der Nordkurve verabschiedet, und Stadionsprecher Knippi machte einen guten Job, indem er nicht nur die alten Recken Stranzler, Roooooooel und Nordtveit bejubeln ließ, sondern auch dafür sorgte, dass die etwas abseits stehenden »Branne« Hrgota und Martin Hinteregger mit einer Humba und viel Applaus einen angemessenen Abschied bekamen. Ein wahrhaft würdiger Heim-Abschluss der Saison! Schade war nur, dass die Nordkurve sich nicht zu einem angemessenen Dank in Richtung André Schubert aufraffen konnte…

  • kicker-Spielbericht. Noten zwischen 4 für Elvedi und Nordtveit und einer wohlverdienten 1 für André Hahn, der damit wieder in der »Elf des Tages« steht und auch »Spieler des Tages« wurde.

  • Seitenwahl – Update zu den CL-Play-Offs. Gewohnt ausführlich beleuchtet Seitenwahl die denkbaren Gegner für die CL-Playoff-Runde.

  • Spielverlagerung – Doppelter Hahn schießt Fohlen auf Platz 4. Das Taktikhipster-Zentralorgan: »Im gesamtmannschaftlichen Kontext besticht Mönchengladbach dabei durch eine interessante Mischung aus sich eher in Engen wohlfühlenden und eher für eine weiträumigere Spielweise geeigneten Akteuren, was sich symbolisch auch an der Besetzung der leicht asymmetrischen Doppelsechs zeigt.« Alles klar im »gesamtmannschaftlichen Kontext«, auch wenn manche lieber »in Engen« sind…

Impressionen