Vereitelung unfassbar spontaner Weißbierduschen

Spielbetrieb

Die Arena des Bösen… Das dunkle Imperium der Bundesliga, die Bayern aus München, hatte sich das so schön vorgestellt: Zwischen den beiden CL-Kämpfen gegen Atléti mal eben die Meisterschale gegen Gladbach klar machen. Aber daraus wurde nichts, denn die Borussia legte einen guten Auswärtsauftritt auf dem Rasen des Schlauchboots von Fröttmaning hin und erkämpfte sich gegen schwache Bayern ein 1:1.


[Foto: »Allianz Arena von außen« auf Flickr, CC BY-NC 2.0 von pixEOS.de. Danke!]

FC Bayern vs Borussia 1:1

Für den 10. Versuch in Sachen »Auswärtssieg« (wir erinnern uns, den letzten Auswärtssieg gab es am 31.10.2015) setzte André Schubert auf die siegreiche Formation aus dem Hoffenheim-Spiel. Bei den Bayern rotierte Pep ordentlich durch, steht doch nach der 0:1 Niederlage bei Atléti im Hinspiel des CL-Halbfinales am Dienstag eine harte Aufgabe für das Erreichen des eigentlichen Saisonziels Champions League bevor.

Mit Spielbeginn wurde klar, was die letzten Bundesliga-Spiele und das verlorene CL-Spiel gegen die glorreichen Fighter von Atlético de Madrid schon andeuteten: Den Bayern ist zum Finale der Saison die Dominanz und Leichtigkeit, die sie insbesondere in der Hinrunde hatten, abhanden gekommen. In der Hinrunde hatten sie in 17 Spielen 46 Tore geschossen, in der Rückrunde in 15 Versuchen »nur« noch 29.

Umso ärgerlicher, dass es nach 6 Minuten per Eckball die Führung für Bayern gab, weil der »kräftige Riese« Thomas Müller Nico Elvedi im Strafraum locker überspringen konnte und per Kopf zum 1:0 verwandelte. Damit war die klassische Bei-Bayern-Auswärtstaktik »lange das 0:0 halten und bei zunehmender Nervosität zuschlagen« schon früh erledigt…

Danach ließen die Bayern die Fohlenelf im Mittelfeld spielen, riegelten aber alle Versuche der Borussen Richtung Strafraum mühelos ab. Zeitweise gab es bei Frühlingstemperaturen und Sonnenschein »Sommerfußball« zu sehen. Das Spiel kam minutenlang mehr oder weniger zum Erliegen und wurde Bälle schiebend stehend im Mittelfeld durchgeführt. Borussia fehlte Agressivität und Tempo, um das bajuwarische Abwehrbollwerk zu gefährden. Es sah nach einem typischen 0:0-Spiel aus, dummerweise stand es aber schon 1:0 für Bayern…

So ging es fast ohne Torchancen in die Pause. Kurz vor der Pause schreckte Oscar Wendt noch einmal alle auf, als er erst das eigene und dann das Bayern-Tor ins Visier nahm, aber beide Male scheiterte…

Nach der Pause ging es zunächst so weiter, bis nach einer Stunde ein strammer Schuss von Xhaka und die Einwechslungen von Stindl und Herrmann die Offensive einleiteten. Denn zeitgleich hatten die Bayern den wiedergenesenen und sogleich stark spielenden Abwehrchef Boateng ausgewechselt, was ihrer Defensive alles andere als gut tat.

Borussia wurde nun aggressiver und schaltete vom Sommerfußball-Modus auf Attacke um. Stindl und Hahn spielten groß auf und stellten die Bayern vor Probleme. Innerhalb weniger Minuten kam die Fohlenelf dem Bayerntor dreimal gefährlich nah, und beim dritten Mal klingelte es in Neuers Kasten. Stindl spielte perfekt auf Hahn, der Bayerns Benatia nass machte, die Übersicht behielt und eiskalt zum Ausgleich ins rechte Toreck traf – 1:1!

Ein weiteres Meisterstück von André Hahn, der seit seiner Rückkehr ins Team durch Tempo und Vollstreckerqualitäten glänzt.

Den Bayern fehlten die Mittel um noch einmal zuzuschlagen, Borussia war mit dem Punkt zufrieden, und so endete das Spiel erfreulicherweise ohne die total spontane aufgesetzt fröhliche obligatorische Weißbierdusche und Meisterfeier 1:1.

Borussia hat auch im 10. Versuch hintereinander keinen Auswärtssieg zu Stande gebracht, der eine Punkt kann aber im Kampf um Rang 4 noch ein güldener sein. Im Grunde wäre mit ein bisschen weniger Sommerfußball und mehr Tempo und Druck auf Gladbacher Seite gegen diese an diesem Samstag schwachen Bayern mehr drin gewesen. Aber wir wollen ja nicht unverschämt werden…

Mit diesem Remis ist die Borussia nun zwei Jahre gegen Bayern ungeschlagen, wir erinnern uns ja noch sehr gerne an den glorreichen Sieg im Hinspiel. Und in der letzten Saison (0:0 bei Borussia, 2:0-Auswärtssieg im Schlauchboot) gelang den Bayern nicht einmal ein Tor gegen die Fohlenelf. Angstgegner Borussia! Zieht den Tauben die Lederhosen aus!

  • kicker-Spielbericht. Noten von einer verdienten 2 für Hahn bis zur 4,5 für den etwas arg unauffälligen Raffael. Hahn steht auch in der (wg. des Montag-Spiels vorläufigen) Elf des Tages. Spielnote 3,5 deckt sich mit meinen Eindrücken, das Spiel hatte in der Tat »viele Fehler, kaum Tempo und nur wenige Torraumszenen« zu bieten.

  • SpOn – Bayern-Remis gegen Gladbach: Die Party-Crasher. Nur 1:1 gegen Gladbach! Ein exemplarischer Text für die nun unabwendbar allenthalben einsetzende »Krisen-Berichterstattung« in Sachen Bayern. Die nach dem Ausscheiden gegen Atléti einen Höhepunkt erreichen wird…

  • Torfabrik – In der eigenen Hand. Noch so ein Dauerskeptiker mit leichtem Optimismusanflug, aber ohne Mahnung geht es natürlich nicht: »Einfach wird das freilich nicht: Leverkusen kann als feststehender Dritter befreit aufspielen und Darmstadt wird am letzten Spieltag ums Überleben fighten.«

  • Mia san rot – FC BAYERN MÜNCHEN – BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH 1:1 (1:0). Aus Bayern-Sicht. »Die Quote von Pep Guardiola gegen seinen Angstgegner in der Bundesliga verschlechtert sich weiter.« So sieht es aus!

Die Lage

Dieser Punktgewinn, einhergehend mit der Niederlage der Hertha in Leverkusen, kann, wie erwähnt, ein wahrhaft güldener werden. Denn nun hat die Borussia den Rang 4 zur CL-Qualifikation (den hätte wir gerne, wir lieben Champions League!) in den eigenen Füßen.

Nächste Woche geht es zum Heimspiel gegen Leverkusen. Die Kicker aus der Chemiewerkstadt haben gestern mit dem Sieg über Hertha Rang 3 klar gemacht und sollten daher in Anbetracht Gladbacher Heimstärke schlagbar sein. Sorgen muss man sich eher um das letzte Spiel in Darmstadt machen, das dann der 11. Versuch in Sachen »Auswärtssieg« sein würde…

Der punktgleiche Konkurrent Hertha schwächelt zum Saisonende, die 1:2-Niederlage in Leverkusen war die vierte Niederlage hintereinander, in denen die Hertha nur 2 Tore schoß. Aus den letzten sechs Spielen holte die Hertha nur einen Punkt. Schon ein Armutszeugnis für die Bundesliga, dass sie trotzdem noch im Kampf um Rang 4 mitmischen…

Einen Punkt hinter Borussia und Hertha liegt Schalke, das nach seiner Breiti-Krise von 4 sieglosen Spielen im Gegensatz zur Borussia auswärts in Hannover siegte. Schalke ist schwer einzuschätzen, ihnen ist in jedem Spiel jedes Ergebnis zuzutrauen.

Es kann also noch ein heißer Tanz werden. Am einfachsten wäre es, wenn Borussia einfach beide Spiele gewinnen würde…