Neues aus Schottland #9: (Not) welcome back, Rangers!

Spielbetrieb

»Ibrox Stadium« (Tom Brogan auf flickr, CC BY-ND 2.0), Heimat der Rangers Die erste Entscheidung im schottischen Fußball ist gefallen: Der Rangers FC aus Glasgow steigt nach einer wg. finanzieller Verfehlungen zwangsverordneten vierjährigen Tour durch die unteren Ligen wieder in die erste Liga, die Premiership, auf. Auch wenn alle nun »endlich wieder Celtic vs Rangers« schreien: Ungeteilte Begeisterung löst das nicht aus, zu viel haben die Rangers auf dem Kerbholz und zu offensichtlich war die Vorzugsbehandlung als »Lieblingskind« von Behörden und Verbänden…

[Foto: »Ibrox Stadium« auf flickr CC BY-ND 2.0 von Tom Brogan, thanks!]

Rangers FC steigen auf

Durch einen 1:0-Sieg im Nachholspiel gegen Dumbarton machten die Rangers als uneinholbarer Tabellenführer der zweiten Liga (der »Championship«) die Rückkehr in die Premiership perfekt. Nachdem sie im Vorjahr noch in der Relegation krachend mit insgesamt 1:6 am Motherwall FC gescheitert waren, spielten sie unter dem neuen Trainer Mark Warburton eine stabile und dominante Runde und deklassierten ihre Konkurrenten, den Traditionsverein Falkirk FC und die Hibernians aus Edinburgh.

Damit bekommt die grüne Seite Glasgows nach vier Jahren den verhassten »Lieblingsgegner« zurück. Der kicker führt aus, warum die Begeisterung darüber nicht überall geteilt wird. Als vor vier Jahren die Muttergesellschaft (»The Rangers Football Club plc«) nach jahrelangem Steuerbetrug und Misswirtschaft in Insolvenz ging und liquidiert wurde, kaufte eine Gesellschaft namens »Sevco« die insolventen Reste auf und benannte sich danach in »The Rangers Football Club Limited« um. Deshalb nennt man auf der Celtic-Seite die Rangers heute auch stets »Sevco« und sieht den Klub, der heute als Rangers unterwegs ist, als Neugründung des Jahres 2012. Dieser hübsche Tweet zeigt das exemplarisch:

Die Eigentumsverhältnisse und die Insolvenz-Geschichte sind so verworren und komplex, dass sie eigene umfangreiche Wikipedia-Artikel (»Ownership of Rangers F.C.«, »Administration and liquidation of The Rangers Football Club Plc«) füllen. Und noch stets läuft die juristische Nachbearbeitung mit immer neuen Details. Im Herbst letzten Jahres rückten in diesem Zusammenhang die Steuertricks der Jahre zwischen 2001 und 2011 wieder in den Fokus. Rangers finanzierten teure Spieler über externe Steuerspargesellschaften (»Employment Benefit Trusts«), die kurz gesagt dafür sorgten, dass die Spieler mehr »netto« erhielten und die Rangers dadurch weniger »brutto« zahlen mussten als die Konkurrenz, denn man sparte ja an den Steuern. Darüber entbrannte dann eine Debatte, ob für diese Jahre den Rangers nicht alle Titel aberkannt werden müssten

Das verhinderten aber die Liga und der schottische Fußballverband schon im Ansatz. Ähnlich wie in Deutschland (siehe z.B. die Kirch-Affäre der Bayern) sind für den schottischen Verband die Rangers immer ein wenig »gleicher« als die anderen. So mussten die neugegründeten Rangers 2012 nicht ganz unten im Ligensystem starten, sondern durften gleich in die vierte Liga. Fußball-Verbände und Presse sind fast schon besessen von den Rangers. In Postillen wie dem Daily Record findet man fast jeden Tag irgendein markiges Statement von Rangers-Coach Warburton. Oder es wird mal eben der gesamte letzte Spieltag der Championship von 15:00 Uhr auf 12:30 Uhr vorverlegt, damit die Rangers im TV zur vom Pay-TV gewünschten Zeit gezeigt werden können (auch in Schottland wird der letzte Spieltag stets zeitgleich angepfiffen)…

Die »Fan-Journaille« möchte all das einfach vergessen und betont, wie großartig doch die Rückkehr der Rangers für den schottischen Fußball sei: Exemplarisch dafür stehen diese Kolumne oder gar dieser Text, der »elegant« über die oben ausgeführten Dinge hinweggeht, Zitat:

»Only those who don’t care about the soul of football will try to keep hammering home the moribund talk of Rangers dying, that it’s not the same club, throwing in lame old ducks like title-stripping and taxes still being owed. Those of us who genuinely care about football got over all that some time ago.«

Wie letztens erwähnt, steht nächste Woche im Pokal-Halbfinale mal wieder ein Duell Celtic vs Rangers an, das die Celtic-Seite nicht mehr (s.o., neuer Klub »Sevco«) »Old Firm Derby« nennt. Das ist eine Konstellation, als würde im DFB-Pokal der SC Freiburg auf Bayern München treffen, also Spitzenreiter der zweiten Liga auf den amtierenden Meister und Spitzenreiter der ersten. Was aber einige der in Britannien stets präsenten »Pundits« und Ex-Spieler nicht daran hindert, Rangers zum Favoriten auszurufen

Wer diese Saison mal ein Spiel der Rangers gesehen hat, mag das nicht so recht glauben, ebensowenig dass sie in der nächsten Saison ein ernsthafter Konkurrent für Celtic um die Meisterschaft werden können. Rangers spielen so, wie man sich schottischen Fußball so vorstellt: Tempo und Kampf und das spielerische Rezept lautet »Ball nach vorne und alle rennen hinterher bis mal eine Flanke in den Strafraum kommt«.

Dagegen mutet Celtics Spiel unter Trainer Ronny Deila, auch wenn sie mitunter ihre Schwierigkeiten haben, modern und »europäisch« an. Und Celtic ist auf jeder Position besser besetzt. Das aufzuholen, würde Rangers einiges an Geld kosten. Geld, das sie wahrscheinlich gar nicht haben. Was aber in ihrer Historie andererseits nie ein Grund war, es nicht doch auszugeben…

Nun fiebert ganz Schottland erst einmal auf das Pokal-Halbfinale am 17. April hin. Der Druck liegt natürlich beim Favoriten Celtic. Wenn dieser aber in Normalform aufspielt, sind die Rangers ganz klarer Außenseiter. Auch wenn das für Rangers, ihre Fans und ihre »Fan-Journalisten« in den britischen Medien schwer zu akzeptieren ist…

Die Meisterschaft

Zunächst hat Celtic aber andere Sorgen. Nämlich den nächsten Meistertitel klar zu machen. Unter der Woche wurde mit diversen Nachholspielen die Tabelle gerade gerückt. Celtic spielte auswärts beim Dundee FC nur 0:0, setzte sich damit aber einen weiteren Punkt von Konkurrent Aberdeen ab:

1.Celtic73 Punkte
2.Aberdeen68
3.Hearts56

Am letzten Wochenende gaben sich beide keine Blöße, Celtic gewann 3:1 gegen Heart Of Midlothian:

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Und Aberdeen gewann das Heimspiel gegen Hamilton Accies locker mit 3:0:

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Aberdeen muss auf einen weiteren Ausrutscher Celtics hoffen. Die »Dons« spielen Freitag abend auswärts beim Tabellendritten Hearts, Celtic am Samstag auswärts in Motherwell. Dieses Spiel gibt es am Samstag ab 13:30 Uhr bei Sport1+ zu sehen.

Dundee Uniteds Abstiegskampf

Und was macht unser Lieblingsteam Dundee United in ihrem verzweifelten Abstiegskampf?

Sie sorgten zunächst für weitere Hoffnung durch einen (unter gütiger Mithilfe von St. Johnstones Torwart Mannus zustande gekommenen) 1:0-Auswärtssieg in Perth beim FC St. Johnstone:

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Damit sollte das dienstägliche Nachholspiel bei Partick Thistle eigentlich für den Anschluss an den Vorletzten Kilmarnock sorgen, dummerweise ging das aber mit 0:1 verloren.

So sind es, mit noch 6 Spielen, 5 Punkte Rückstand für Dundee United. Der Spieltag am Wochenende ist der letzte der normalen Saison, United spielt zu Hause gegen Inverness Caley, Klimarnock daheim gegen St. Johnstone.

Danach wird die Liga in eine obere und eine untere Hälfte geteilt die unter sich noch 5 Spiele ausfechten. Was bedeutet, dass es noch einmal zu einem »Endspiel« Dundee United vs Killie kommen wird, vorausgesetzt United macht Punkte und Killie verliert welche, damit die Distanz von 5 auf 3 Punkte schmilzt…