Im Zeichen der Fünf

Spielbetrieb

Gladbach vs Werder 5:0, 19.11.2011. Damals waren Smartphonekameras noch nicht so gut. Der ballreiter konnte sich bis gestern rühmen, beim höchsten Bundesliga-Sieg in der Geschichte des Borussia-Parks (5:0 gegen Werder Bremen im November 2011, siehe das schlechte Smartphone-Bild links) dabei gewesen zu sein. Und kaum ist man mal nicht im Stadion, wird dieser Bundesliga-Rekordsieg gleich eingestellt. Denn mit 5:0 fegte die Fohlenelf den Tabellendritten Hertha BSC aus dem Borussia-Park…


Das Spiel gegen Hertha war im Vorfeld mit leichter Skepsis erwartet worden. Durch die Auswärtsschwäche ist die Fohlenelf gezwungen, in den Heimspielen stets voll zu punkten. Und der Tabellendritte Hertha war nach Bremen, Köln, Stuttgart und Frankfurt mal wieder ein Heimspielgegner aus der oberen Tabellenregion. Und Torgarant Raffael fiel verletzt aus. Aber die Skepsis war offensichtlich unbegründet…

Fünfmal die Fünf

1. Fünf Tore gegen Hertha

Zweimal veränderte André Schubert die Mannschaft nach dem absurden Theater in der Turnhalle von Gelsenkirchen-Buer. Für den verletzten Raffael spielte André Hahn. Und der wiedergenesene »Oscar Oscar« Wendt kehrte zurück und verdrängte Hinteregger aus der Startelf.

Borussia stand mal wieder »hoch« und setzte auf eine Dreierkette mit Elvedi, Christensen und Nordtveit. Die Hertha wurde von Beginn an früh attackiert, was dem Team von Pal Dardai überhaupt nicht gefiel. Deshalb war auch das 1:0 in der 14. Minute wohl ein Ergebnis dieses unangenehmen Pressings. Hertha-Keeper Jarstein wollte abschlagen, fand aber keine Anspielstation und setzt deshalb auf einen riskanten (und unpräzisen) Ball zum ex-Borussen Cigerci, der prompt vom schlauen Dahoud abgefangen und schnell zum ebenso schnell nach vorne gelaufenen Hazard gepasst wurde. Der versenkte die Kugel im Netz – 1:0 für die Fohlenelf!

Das musste Hertha erst einmal verdauen. Borussia war auch in der Folge der pressende Babo im Mittelfeld, aber ohne dabei zwingende Torchancen heraus zu spielen. Nachdem sie den Schock verdaut hatten, kamen auch die Herthaner mal vor das Gladbacher Tor. Ihre 4 Torschüsse in der ersten Halbzeit waren aber alle nicht sonderlich gefährlich. Was auch für die weiteren 4 Versuche der Borussia galt. Entsprechend ging es mit 1:0 in die Pause.

In der zweiten Halbzeit ging es zunächst so weiter, bis die Borussia etwa nach 55 Minuten beschloß, einen Zahn zuzulegen und Hertha in die eigene Hälfte drängte. Folgerichtig fiel in der 60. Minute das 2:0 (»ausgerechnet«) durch André Hahn. Wendt spielte von links parallel zur Torlinie einen Ball zu Johnson, der wieder in die Mitte des Strafraums zu Hahn zurück legte, der nach einer agilen Drehung einen satten Schuss in die Ecke des Tors platzierte. Ein Tor, wie es in all seiner umständlichen Schönheit derzeit in der Bundesliga nur Borussia erzielen kann. Grandios! Und mit dem wiedergenesenen André Hahn hatte auch noch genau der richtige Mann getroffen…

Damit war »dat Ding durch«, Borussia nahm nun Tempo auf und knallte Angriff um Angriff auf Herthas Tor. Das 3:0 in der 76. Minute des eingewechselten Patrick Herrmann und das 4:0 vier Minuten später durch das wunderschöne zweite Tor des überragenden Thorgan Hazard waren die logische Konsequenz.

Den Schlusspunkt zum Fünferpack setzte in der 85. Minute der ebenfalls eingewechselte Traoré. In den 35 Minuten ab der 55. Spielminute hatte Borussia ein Torschussverhältnis von 11:3, und von denen saßen vier Stück. So eine Trefferquote wünscht man sich öfter…

2. Fünfter Heimsieg hintereinander

So gewann Borussia mit 5:0 das fünfte Heimspiel hintereinander und erzielte dabei 18 Tore bei nur einem Gegentor (das erzielte Werder Bremen beim 5:1). Das sind stolze Werte, für die Gegner ist der Borussia-Park in der Rückrunde die »Hölle von Rheindahlen«. Zumal auch die Defensive jetzt überaus solide steht und die diesbezügliche Panik (die »Schubikalypse«) nachgelassen hat. Borussia steht nun auf Rang 3 der Heimtabelle, nur Dortmund und Bayern sind stärker.

3. Fünf Spieler mit 4 und mehr Toren

Raffaels Ausfall hatte Befürchtungen geweckt. Aber die große Stärke der Borussia liegt in der Breite des Kaders. Immer mehr Spieler kommen aus ihren Verletzungen zurück, so dass André Schubert einen in der Offensive exzellent besetzten Kader zur Verfügung hat. Was auch die Zahlen belegen, denn mit Raffael (13 Tore), Stindl (7), Johnson (6), Dahoud und Nordtveit (4) haben bereits 5 Borussen mehr als drei Tore erzielt. Außer Hrgota, Hofmann und Nico Schulz haben alle Mittelfeld- und Angriffsspieler mindestens drei Tore erzielt. Das ist schon eine geballte Offensivkraft, entsprechend hat Borussia mit 59 Toren die drittmeisten Treffer erzielt.

4. Fünf sieglose Auswärtsspiele

Das ist alles schön, aber natürlich lösen die Schützenfeste im heimischen Borussia-Park nicht das Problem der Auswärtsschwäche. In der Rückrunde gelang in den fünf Auswärtsspielen noch kein Sieg, was im Kampf um die guten europäischen Plätze ein Problem ist.

Der letzte Auswärtssieg war das Hinspiel gegen Hertha Ende Oktober 2015, so dass Borussia nun eine ganze Halbserie ohne Auswärtserfolg da steht. Nur der überragenden Heimbilanz ist zu verdanken, dass die Fohlenelf trotzdem oben dabei ist. Beim nächsten Auswärtsspiel gegen Ingolstadt ist also endlich ein Sieg fällig, dann könnte man auch vorbehaltlos in solche Lobeshymnen einstimmen

5. Fünftes Mal auf »Kurs Europa«

Wahrscheinlich langt in dieser Saison Rang 7 für Europa, und auf den enttäuschenden VfL Wolfsburg auf Rang 8 hat Borussia schon 7 Punkte Vorsprung. Es sieht also gut aus für eine erneute Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb.

Auch wenn das favreeske »man muß sehen wo wir herkommen« nervig ist und war: Die Fohlenelf spielt in diesem Frühjahr 2016 im fünften Jahr hintereinander um die europäischen Plätze mit, und nur einmal (in der »Rückgrat«-Saison 2012/13) wurde Europa mit Rang 8 knapp verpasst. Das ist schon eine bemerkenswerte Bilanz für das ehemalige »Kaufhaus des Westens«, in dem mit schöner Regelmäßigkeit in den Nullerjahren mit relativ hohem finanziellen Einsatz Abstiege und Beinahe-Abstiege eingefahren wurden…

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