Torloser Europapokal-Fight im Joggeli: FC Basel vs Sevilla FC 0:0 – 10.3.2016
Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, verehrter Leserinnen und Leser. Aber manchmal hat man einfach Lust auf Europapokal. Sky, Sport1 und Co. verkauften uns zwar die Partie Ballspielverein vs Tottenham als Knaller des Achtelfinales der Europa League. Der wahre Knaller ist aber eher das Duell des Schweizer Meisters und CL-Teilnehmer der Vorjahre FC Basel gegen den Europa-League-Sieger der letzten beiden Jahre, dem Sevilla FC. Also ging es nach dem sommerlichen Besuch in der Liga mal wieder nach Basel ins »Joggeli«…
FC Basel
Grundsätzliches über den FC Basel und sein Stadion, den St. Jakob-Park, gab es hier im Beitrag zum sommerlichen »Groundhopping« zum Ligaspiel des FC Basel gegen den FC Vaduz zu lesen. Bekanntlich scheiterte der FC Basel diese Saison an der Qualifikation zur Champions-League-Gruppenphase, marschierte aber souverän (mit nur einer Niederlage und 13 Punkten aus 6 Spielen) durch die Gruppenphase der Europa League. In der ersten KO-Runde setzte sich der FC Basel in einem dramatischen Rückspiel gegen den AS Saint-Étienne durch.
Sevilla FC
Sevilla, Sieger der Europa League in den beiden letzten Jahren, ist Menschen mit Gladbach-Bezug noch wohlbekannt als Gruppengegner in der Champions League. Nach dem chancenlosen 0:3 im Hinspiel in der Favre-Endphase gab es im Rückspiel den ersten und einzigen Sieg der Borussia in der CL. Da Sevilla am letzten CL-Spieltag durchaus überraschend Juventus schlug, durften sie in der EL weiter spielen und die Fohlenelf hatte europäischen Feierabend. In der ersten KO-Runde setzte sich der andalusische Klub gegen Molde FK durch. Zeigte aber dabei das große Problem dieser Spielzeit: Sevilla ist exorbitant auswärtsschwach, weder in La Liga noch im Europapokal gelang bisher ein Auswärtssieg.
Der Sevilla FC »polarisiert« ein wenig in den gegnerischen Lagern. Wie alle spanischen Teams sind sie ein spielerisch und taktisch ansehnlich agierendes Team, können aber bei Bedarf durchaus auch eine härtere »rustikale« Gangart an den Tag legen. Und insbesondere in Gladbacher Kreisen, wo die Fahne des »Guten und Edlen im Fußballsport« immer besonders wild geschwenkt wird, regt man sich gerne über Härte und angebliche »Schauspielereien« (wir erinnern uns, Lucien Favre bezeichnete Vitolo als »besten Schauspieler der Welt«) der Akteure in den weißen Trikots auf…
Auf ins Joggeli!
In Basel ist man wohl etwas verwöhnt. Anders ist kaum zu erklären, wieso ein Achtelfinalspiel gegen Sevilla nur 22.400 Zuschauende ins Joggeli lockte. An den Eintrittspreisen liegt es wohl nicht, ab umgerechnet 27 Euro war man dabei, da legt man in Deutschland »europäisch« deutlich mehr hin. Ein wenig Euphorie gab es aber doch, auf dem Weg durch die Straßen Basels sah man einige Häuser, die zum Matchday mit FCB-Fahnen geschmückt waren.
Im Vergleich zum Ligaauftakt war deutlich mehr Polizei vor dem Stadion unterwegs. Diejenigen, die kamen, wurden vor dem Spiel durch einen großartigen Sonnenuntergang über dem Joggeli begrüßt…
FC Basel vs Sevilla FC 0:0
Die Ausgangslage vor dem Spiel war klar: Aufgrund der Heimstärke Sevillas musste Basel eigentlich das Heimspiel gewinnen, dabei aber auf den gelbgesperrten Jungstar Breel Embolo verzichten. Trainer Urs Fischer setzte auf ein 3-5-2 mit der 37-jährigen argentinischen Legende Walter Samuel als zentralem Innenverteidiger. Sevillas Coach Unai Emery bot zwar die ganze Offensivarmada mit den »Guten« Gameiro, Banega und »Favre-Liebling« Vitolo auf, für sein Team hatte aber das Verhindern von Basler Toren klare Priorität.
So entwickelte sich ein typisches Europapokal-Hinspiel. Das aber schon früh in »untypischere« Bahnen hätte gelenkt werden können, wenn Mark Janko in der 7. Minute seine Großchance zum 1:0 genutzt hätte. Winter-Neuzugang Renato Steffen hatte geflankt, Janko köpfte aus kurzer Distanz vorbei.
So aber kontrollierte Sevilla das Spiel, kam eigentlich nur mit Standards gefährlich vor das Basler Tor. Die heimischen »Bebbi« taten sich aber schwer, Sevilla den Ball abzunehmen und Chancen zu erarbeiten. Das Spiel war, wie man so unschön sagt, »von der Taktik geprägt« und »lebte von der Spannung«.
HZ2 begann wieder lebhaft, der isländische Nationalspieler Bjarnason vergab in 51. Minute eine große Chance. Danach gab es dann wieder ein ähnliches Bild wie in der ersten Halbzeit. Sevilla kontrollierte das Spiel und hatte mehr Ballbesitz. Basel stand gut in der Defensive, tat sich aber schwer, Chancen zu generieren. Denn neben den Offensivbemühungen musste Basel auch ein Auswärtstor für Sevilla vermeiden.
So endete das Spiel folgerichtig 0:0, die Rotblauen trauerten trotz guter Leistung ihren Chancen nach und haben nun beim Rückspiel in Sevilla eine schwere Aufgabe vor sich. Aber entschieden ist natürlich nichts.
Beutestück des Tages
Wie ja neulich schon der Trainer Baade feststellte: Der Fan an sich neigt zum Sammeln allerlei unnützer Dinge, den Fußball betreffend. Aber an diesem herrlichen Getränkebecher, vom alten Stadionsprecher Otto Rehorek mit Motiven der alten Joggeli-Figur gestaltet, kann man nicht vorbei gehen ohne einen einzusacken. Das Prunkstück bereichert nun die (nicht gar so kleine) Stadionbecher-Sammlung des ballreiters…