»Ein gelinde gesagt ereignisarmes Spiel«: KSC vs SC Paderborn 0:0 – 1.3.2015

Stadion

Karlsruher SC vs SC Paderborn 0:0

Englische Woche, Fußballfieber! Menschen stürmen aus dem Büro hinaus, werfen sich den Schal um und eilen ins Stadion, damit sie pünktlich um 17:30 im prall gefüllten Stadion sind…

Zumindest in einem der amtlichen TV-Filmchen der DFL. In der Realität ist ein Spiel um 17:30 an einem Dienstag natürlich eine Zumutung für den arbeitenden Teil der Bevölkerung, entsprechend spärlich war das Karlsruher Wildparkstadion beim grausigen 0:0 gegen den SC Paderborn gefüllt…

Das »Spiel«

Zumal sich der KSC in den letzten Wochen alle Mühe gegeben hatte, das Wildpark-Stadion leer zu spielen. So fanden sich offiziell 11.831 Zuschauende ein (in der Realität waren es vielleicht 9.000), und sahen: Nichts! Man kann sich bei der Bewertung dieser Partie guten Gewissens der Einschätzung des offiziellen KSC-Twitters anschließen:

Zum Spiel selbst braucht man nicht viel sagen, da sich nichts ereignete. Ein Kompliment den Autoren vom Kicker, die aus diesem Spiel noch erstaunlich viele Worte heraus holten

Der KSC spielte diesmal zwar mit 2 Stürmern (Hoffer und Diamantakos), zeigte aber trotzdem erneut die in dieser Saison notorischen Schwächen im Offensivspiel. Der SC Paderborn hatte sogar mehr Torschüsse. 6:8 war das Verhältnis am Ende, wobei die Torschusszähler den Begriff »Torschuss« dabei sehr großzügig interpretiert haben müssen. Richtig gefährlich war kein einziger Ball auf das Karlsruher Tor. Wenn man sich das anschaut fragt man sich, wie der SC Paderborn in seiner prekären Tabellenliga denn gedenkt, jemals wieder ein Spiel zu gewinnen…

Bemerkenswert: Die einzigen richtigen Chancen des KSC waren ein Pfostentreffer von Barry in der 82. Minute und zwei Paderborner Beinahe-Eigentore.

Ebenfalls bemerkenswert: Kauczinski wechselte zur Pause für den unauffälligen Hoffer (1 Torschuss) den noch unauffälligeren Gouaida ein, um ihn dann in der 87. Minute wieder auszuwechseln. Das nennt man wohl »Höchststrafe«…

Auch bemerkenswert: Selbst Schiedsrichter Ittrich hatte nach exakt 90 Minuten genug von diesem Spiel und pfiff auf die Sekunde pünktlich, ohne jegliche Nachspielzeit, das garstige Treiben ab…

Randaspekt 1: Fußballbloggerbesuch

Aufkleber Schwarz und Blau Zu diesem Highlight der Fußballkunst war mit dem Paderborner Auswärtsmob auch der sportlich leidgeprüfte Stephan vom SC-Paderborn-Fanblog »Schwarz und Blau« angereist. An einem Dienstag im Winter schon eine harte Tour. Und es ergab sich vor dem Spiel die Gelegenheit auf ein Kaltgetränk und ein bisschen Geplauder über den Fußball und die Welt. Der ballreiter ist dadurch nun stolzer Besitzer eines offiziellen »Schwarz-und-Blau-Aufklebers«. ;)

Randaspekt 2: Gedenkminute

Vor dem Spiel gab es eine Gedenkminute für den am 29.2. verstorbenen ehemaligen Spielausschussvorsitzenden Helmuth Hodel. Ein »Spielausschussvorsitzender« war in der Vor-Bundesliga-Zeit das, was man heute einen »Sportdirektor« oder »Vorstand Sport« nennen würde. Hodel war in den 50ern bei der Fusion des VfB Mühlburg und des FC Phoenix zum Karlsruher SC maßgeblich beteiligt. U.a. hatte er mit seinen Mitstreitern darauf geachtet, mit »KSC« eine für das Publikum gut zu skandierende Abkürzung für den neuen Klub zu schaffen, schaffte bereits in den 50ern und 60ern eine Basis für systematische Nachwuchsarbeit und verpflichtete zu Zeiten des letzten Pokalsiegs in den 50ern und zum Bundesligastart in den 60ern prominente Spieler für den KSC, wie z.B. Jupp Marx.

Randaspekt 3: »Hampelmännergate«

Nach dem Spiel wurde das kickende Personal vor den Mikrofonen und Notizblöcken der Journaille dann aktiver als auf dem Rasen. Ein Teil des Karlsruher Publikums auf der Haupttribüne und in des ballreiters Stammblock A1 frönte ob der überschaubaren Aktivitäten auf dem Rasen dem badischen Lieblingssport »Maule und Bruddle«. Es waren während und nach der Partie ein paar Pfiffe zu hören. Der ballreiter kann nicht laut pfeifen ;) und beteiligte sich daher, wie ein Großteil des Publikums, daran nicht. Die paar Pfiffe (da gab es schon ganz andere Pfeifkonzerte) reichten aber offensichtlich aus, um von den KSC-Helden in kurzen Hosen als impertinente Kritik an ihren majestätischen Darbietungen auf dem Spielfeld gewertet zu werden.

Den diesbezüglichen Glanzpunkt setzte aber Verteidiger Manuel Gulde, im glorreichen Originalton beim SWR zu hören und hier ebenfalls zitiert nach abseits-ka:

»Ich muss ganz ehrlich sagen, da verdiene ich lieber ein bisschen weniger, und dann sollen sie zuhause bleiben. […] Das ist eine Frechheit. Wir sind der Karlsruher SC, wir müssen sehen, wo wir herkommen. Wir sind nicht RB Leipzig, letztes Jahr waren wir am Limit, da kamen die Fans in Strömen und jetzt läuft es realistisch, da pfeifen sie uns aus. […] Und die pfeifen uns aus, die Hampelmänner.«

In Sachen »Fußballer beschimpfen das Publikum« ist Gulde damit ganz vorne dabei, in Sachen Professionalität und Niveau eher weniger. Aber letzteres ist nun einmal nicht jedem gegeben…

Weekly Vollath

Beim Schönreden und »über das Publikum motzen« war, wie jede Woche seit er als Nummer 1 im Tor steht, Rene Vollath natürlich ganz vorne dabei (Zitat von abseits-ka):

»Wir stehen überragend, hinten ist alles gut. Zu den Pfiffen sag ich garnichts mehr. Wenn sie denken, dass sie damit ihren Verein, ihren KSC, bei dem sie einen Fanschal tragen unterstützen, wenn sie in der 24. Minute anfangen zu pfeifen, soll sich jeder selbst hinterfragen«

Die Lage

Schon am Freitag geht es weiter, auswärts beim Krisenklub Fortuna Düsseldorf. Defensiv steht der KSC solide, in Sachen Offensive läuft praktisch nichts mehr. Es läuft sowieso schon länger diesbezüglich nicht besonders viel, 24 Tore in 24 Saisonspielen sprechen eine deutliche Sprache. Nur ein einziges Mal gelang ein Spiel mit mehr als 2 erzielten Toren, das 3:0 gegen Bochum…

Somit wird die Saison nun im Niemandsland des tabellarischen Mittelfelds austrudeln. Und man darf jetzt schon gespannt sein, wie sich die Publikumsbeschimpfungen beim nächsten Heimspiel auswirken und ob noch viele »Hampelmänner« den Weg in den Wildpark finden. Denn forsche Ankündigungen ohne Taten, schlechter Fußball und eine arrogante Attitüde des kickenden Personals sind eine gute Mischung, um das Stadion bei Heimspielen endgültig leer zu spielen…

Und um dem Schrecken für KSC-Fans noch eine neue Dimension zu geben: Bekanntlich ist die Trainerfrage für die nächste Saison beim KSC noch stets offen, gestern wurde Alexander Zorniger im Wildparkstadion gesichtet…

Impressionen

Ein grauer Zweitligadienstag…

Null zu Null