Derbysieger: Gladbach vs Effzeh 1:0 – 20.2.2016

Stadion

Nach fast zwei Monaten und einer Winterpause ging es wieder einmal hinaus in den Borussia-Park, zum allseits beliebten Derby gegen den 1. FC Köln. Und die Revanche für das grausame Hinspiel gelang, mit einem 1:0-Kantersieg schickte die Fohlenelf den Effzeh zurück in die Domstadt…

Es lebe die »Fankultur«, oder: Ultrafrei und Spaß dabei!

Wie in den letzten Jahren üblich geworden, ging es in den Tagen vor dem Derby zunächst wieder einmal um die glorreiche »Fankultur«. Die Nachwehen der »Malermeister«-Aktion beim Derby im Februar 2015 bescherten den Anhängern des Effzeh ein halbiertes Ticket-Kontingent im Borussia-Park. Wie schon im Hinspiel konnten die selbsternannten Hüter der »Fankultur« solch ein garstiges Unrecht natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Dieses Mal hüteten die Freunde aus Köln selbige mit einem Derbyboykott und einer Demo in Rheydt. Selbstverständlich konnte die »Fankultur« mit dieser Demo nur in Mönchengladbach-Rheydt gerettet werden…

Getreu dem Motto der Hüter der »Fankultur« – »Getrennt in den Farben, vereint in der Sache« – schlossen sich die Ultras aus Gladbach an und riefen mal wieder einen Derbyboykott aus, dergestalt dass das Spiel auf ihre für die »Fankultur« unabdingbare Unterstützung in Form von Vorsängern und riesigen dauergeschwenkten Blockfahnen verzichten musste. Damit blieben sie dieses Mal aber alleine, der Rest des Stadions hatte die Faxen dicke und beschloss, endlich wieder das Spiel in den Mittelpunkt zu stellen und dementsprechend zu »supporten«.

Was dem Spiel eine herrliche »Old-School«-Fußballatmosphäre gab. Es gab Gesänge, wenn es Zeit für Gesänge war. Es gab zur Spielsituation passende Anfeuerung statt Beschäftigungstherapie durch Dauerchorgesang. Und wenn nichts passierte, war es halt auch einmal ruhig. So soll das im Stadion sein! Im Block der Nordkurve (und wenn man Social Media glauben darf, auch anderswo) kam das auch sehr gut an. Es war niemand ausfindig zu machen, der inmitten des spannenden Spiels ein vom Capo angeordnetes »Oh Mönchengladbach meine Stadt«-Gebet vermisst hätte…

Grundsätzlich fängt die mit »Fankultur« etikettierte Selbstdarstellerei der »organisierten Fanszenen« langsam aber sicher an zu nerven. Man muss nicht, wie Teile der Medien, aus jedem Pyro und jeder »Randale« einen dramatischen Weltuntergang machen. Aber die Tendenz dieser Leute, sich selbst wichtiger zu nehmen als das Spiel, sowie ihre Unfähigkeit, »Ursache und Wirkung« erkennen und einordnen zu können, sorgt langsam aber sicher dafür, dass »Fankultur« ein heißer Kandidat auf das Fußball-Unwort des Jahres 2016 geworden ist…

Das Spiel

Damit aber zum eigentlich Thema: Dem Derby gegen den 1. FC Köln. André Schubert vertraute der Elf aus dem weniger glorreich verlaufenen Auswärtsspiel gegen den HSV. Mit einer Ausnahme: Für den erkrankten Hinteregger rutschte die Defensiv-Universalwaffe Nordtveit in die Innenverteidigung und Elvedi beerbte ihn auf der rechten Abwehrseite.

Die Fohlenelf legte von Beginn an los wie die sprichwörtliche Feuerwehr, offensichtlich bemüht, den lausigen Auftritt von Hamburg vergessen zu machen. Laufstark und aggressiv pressend drängten sie den Effzeh in den eigenen Strafraum zurück und nahmen das Tor von Timo Horn unter Feuer.

Dafür wurde die Elf vom Niederrhein schon nach 9 Minuten belohnt: Borussia kombinierte sich über den rechten Flügel nach vorne, an der rechten Strafraumseite wurde Raffael angespielt. Der wurde von vier Kölner umringt, behielt aber trotzdem den Ball. Vor lauter Raffael hatte die Effzeh-Abwehr aber die Mitte vor dem Strafraum freigegeben, durch die Dahoud komfortabel heranspazieren konnte. Raffael sah das, spielte Dahoud an der Strafraumgrenze den Ball zu, den dieser kurz links anstoppte und dann rechts mit einem schönen Außenristschuss im kölschen Tor versenkte – 1:0 für Borussia!

Damit war die Borussen-Offensive aber noch lange nicht beendet. Die Fohlenelf kombinierte den Effzeh schwindelig, immer wieder rochierten Johnson und der erneut groß aufspielende Hazard die Flügel und setzten Stindl und Raffael in Szene. Im Mittelfeld hatten Xhaka und Dahoud alles im Griff und eroberten fast alle Bälle. Besonders Dahoud hatte einen »Sahnetag« erwischt, er gewann fast alle Zweikämpfe (mit einer bombastischen Zweikampfquote von 88%!) und beteiligte sich immer wieder an den Offensivaktionen, ebenso wie die gut aufgelegten Außenverteidiger Wendt und Elvedi. Nur eines gelang trotz (mindestens 5) hochkarätiger Gelegenheiten nicht: Ein hochverdientes zweites (oder drittes) Tor zu erzielen, das das Spiel bereits in HZ1 entschieden hätte. Trotzdem ging es mit donnerndem Applaus des Borussia-Parks für eine in allen Belangen hochüberlegene Fohlenelf (11:2 Torschüsse, 60% Zweikampfquote!) in die Halbzeitpause…

Nach der Pause blieb Borussia dominant, ließ aber weiter die Torchancen liegen. Nach etwa 60 Minuten kam der Effzeh besser ins Spiel und begann relativ erfolgreich, mit Kampf und Härte das Borussen-Kombinationsspiel zu unterbinden und selbst öfter vor das Tor zu kommen. Es entwickelten sich viele Zweikämpfe, in deren Bewertung Schiri Kircher eine etwas uneinheitliche Linie fuhr.

Die Borussen-Abwehr bekam deutlich mehr zu tun, die Fohlenelf ließ sich hinten rein drängen und ermöglichte den Kölnern diverse gute Torchancen. Die besten waren ein von Sommer glorreich parierter Distanzschuss von Lehmann in der 79. und kurz danach ein Kopfball von Modeste nach einer Ecke, den Stindl auf der Linie abwehren konnte. Aber dafür steht er ja auch da bei einer gegnerischen Ecke…

Mit Glück und Geschick brachte die Borussia das Spiel über die Zeit und holte sich nach dem Schlusspfiff den wohlverdienten Derbysieger-Applaus ab.

Fazit: Ein tolles Spiel mit einer an die »interims-unschlagbare« Hinrunde erinnernde spielerische Brillanz in der ersten Halbzeit und eine intensive und bis zum Ende spannende Rasenschlacht in Halbzeit 2.

Matchday-Impressionen