Im Mittelmaß verharrend: KSC vs FSV Frankfurt 1:1 – 7.2.2016
Nach 51 Tagen ohne Zweitligafußball im Wildpark startete endlich die Zweite Liga und damit auch der Karlsruher SC in das Jahr 2016. Die Karlsruher Fußball-Kerngemeinde (also die 12.000, die immer kommen) rückte erwartungsfroh raus in den Wildpark. Und sah ein etwas ernüchterndes 1:1 gegen den FSV Frankfurt…
Das Spiel
Gegenüber dem letzten siegreichen Spiel vor der Winterpause gab es, trotz vieler in den Testspielen ausprobierter Varianten, nur zwei Veränderungen: Valentini musste auf die Bank, Yamada fehlte verletzt. Dafür rückte Kempe in die Abwehr, und der großer »Sieger der Vorbereitung«, die in der Hinrunde fast schon aussortierte HSV-Leihgabe Mohamed Gouaida, fand sich plötzlich in der Startelf wieder.
Die Gäste vom FSV, in der Hinrunde noch dankbarer Aufbaugegner für den KSC nach dessen Fehlstart in die Saison, waren defensiv eingestellt und von Beginn an wild entschlossen, einen Punkt aus dem Wildpark zu entführen. Bei Karlsruher Ballbesitz standen alle Spieler hinter dem Ball. Der FSV versuchte aber, den KSC erst gar nicht in Ballbesitz kommen zu lassen, sondern hielt das Spielgerät in Besitz und ließ ihn breit durch das Mittelfeld laufen. Ab und an wurden der schnelle Pires über links angespielt, ohne dass das zu Torchancen führte.
Der KSC tat sich, wie schon die ganze Saison gegen solche Mannschaften, erwartungsgemäß schwer mit dem massiert stehenden und schnell attackierenden Frankfurter Mittelfeld. Taktisch viel zu abwartend eingestellt, gelang nicht viel. Offensichtlich wollte man im eigenen Stadion gegen den FSV Frankfurt(!) auf Konter spielen. Bei Ballbesitz wurde behäbig durch die Mitte gespielt. Und wenn dann auch einmal über die Flügel gespielt wurde, fielen gleich drei oder vier FSV-Spieler über einen (meistens auf sich allein gestellten) Karlsruher her und der Ball war flugs wieder weg.
So plätscherte das Spiel in der ersten Halbzeit weitgehend ereignislos im Mittelfeld daher. Nur durch Standards näherten sich die Akteure dem gegnerischen Tor, ohne dabei sonderlich gefährlich zu werden. Erst in der 45. Minute gab es eine richtige Torchance durch den ansonsten weitestgehend unsichtbaren KSC-Mittelstürmer Diamantakos.
In der zweiten Halbzeit versuchten beide Teams, sich etwas energischer Richtung Tor zu bewegen. Gefährlich blieben aber nur die Standards. Und zwar die des FSV. In der 55. Minute traf Verteidiger Gugganig die Latte. Besser machte er es in der 65. Minute. Erneut Freistoß Gugganig, dieses mal hob er ihn zart über die Karlsruher Mauer hinweg ins Tor – 0:1.
In der 67. Minute gab es dann die Schlüsselszene des Spiels. Der schnelle Pires lief frei auf Vollath zu, Gouida blieb ihm auf den Fersen und brachte ihn durch Rummachen mit seinen Händen klar zu Fall. Das war eigentlich Rot für Gouida, klare Notbremse. Schiri Rohde sah das anders. So konnte Kauczinski Gouida kurz darauf auswechseln und dafür Hoffer einwechseln. Und genau dieser Hoffer legte in der 72. Minute für den ebenfalls eingewechselten Sallahi auf, der aus 20 Metern zum 1:1-Endstand traf. Der auch noch nicht ganz unhaltbar schien. Kein Wunder, dass die Frankfurter nach dem Spiel eine gewisse Unzufriedenheit mit Schiedsrichter Rohde äußerten. Aber so ist Fußball, in Karlsruhe kennt man das…
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kicker-Spielbericht. Sehr nachsichtige Noten für den KSC. Korrekt die 5 für den Schiri, der mit der ausgebliebenen Roten Karte das Spiel wahrscheinlich entschieden hat.
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abseits-KA - KSC-Stimmen zum 1:1 gegen Frankfurt – »behäbig und langsam«. Immerhin realistische Stimmen, »behäbig und langsam« trifft das KSC-Spiel an diesem Tage ziemlich gut. Und Torschütze Sallahi hat aus unbekannten Gründen einen Boykott gegen die lokalen Medien verhängt. Immerhin schon Allüren wie die Großen…
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FR – Ein Pfiff zu wenig. Aus FSV-Perspektive, naturgemäß mit Schwerpunkt auf der ausgebliebenen Roten Karte.
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hallo frankfurt – Nur ein Punkt in Karlsruhe – was soll‘s. Aus der Sicht einer FSV-Auswärtsfahrerin.
Die Lage
Am Ende musste der KSC nach einer schwachen Leistung froh sein, mit dem 1:1 noch glimpflich davongekommen zu sein. Den vollmundigen Ankündigungen vom »noch mal oben angreifen« folgten wenig Taten. Aber immerhin ist der KSC in der Rückrunde noch stets ungeschlagen, nur RB Leipzig und der 1. FC Nürnberg stehen in der Rückrundentabelle besser da.
Realistischerweise ist der Aufstiegszug Richtung Rang 3 bei nunmehr 10 Punkten Rückstand und noch 14 ausstehenden Spielen für diese Saison wohl abgefahren. Zumal die anhaltende Schwäche in der Offensive, gerade in den Heimspielen gegen defensiv eingestellte Gegner, eine Siegesserie in Richtung Rang 3 unwahrscheinlich erscheinen lässt. In den bisherigen 20 Spielen ging der KSC nur sechsmal selbst in Führung. In den 10 Heimspielen ging der KSC viermal 1:0 in Führung, und genau diese Spiele waren die vier Heimsiege. Dass das nur viermal gelang dokumentiert deutlich das Problem, daheim ein ordentliches Offensivspiel aufzuziehen. Das Problem gab es im Grunde letzte Saison auch schon, Rouwen Hennings Lauf in der Rückrunde hat es aber kaschiert. Und der ist nicht mehr da.
So geht es wohl für den Rest der Saison nur noch darum, einen möglichst guten Tabellenplatz im oberen Mittelfeld zu ergattern, der wichtig für die TV-Gelder-Tabelle wäre. Was auch nicht das Allerschlechteste ist. Es könnte einem ja auch so ergehen wie dem SC Paderborn, 1860 München oder Fortuna Düsseldorf. Nur wird man mit Spielen im Niemandsland der Tabelle und der unattraktiven Spielweise dieser Saison wohl in keinem der restlichen Heimspiele viel mehr heimische Zuschauer als die 12.000, die immer kommen, begrüßen dürfen…